
© Bernd Settnik
Potsdam: Ungewöhnlich viele Spender
Potsdamer lassen sich häufiger Blut abnehmen als anderswo in Deutschland, daher gibt es in der Landeshauptstadt auch keinen sogenannten Sommer-Engpass.
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Potsdam - Die schönsten Monate des Jahres sind für den Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) traditionell eine Zeit der Sorgenfalten: Regelmäßig gibt es in den Sommerferien Engpässe bei der Versorgung mit Blutspenden. So sind viele Stammspender verreist, andere können bei großer Hitze nicht spenden, da der Blutverlust zu Kreislaufproblemen führen könnte – die Spender bräuchten dann quasi selbst eine Blutspende.
In Potsdam kann der DRK-Blutspendedienst Ost, der für Brandenburg, Berlin und Sachsen zuständig ist, jedoch etwas gelassener sein, denn Potsdamer sind besonders spendefreudig. Während der Anteil regelmäßiger Blutspender in Deutschland bei etwa drei bis vier Prozent liegt – obwohl laut Umfragen circa 70 Prozent dazu bereit wären – lassen sich in der Landeshauptstadt etwa fünf Prozent der Bevölkerung häufiger anzapfen.
Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise ist die Spendenbereitschaft mit knapp einem Prozent in Städten deutlich geringer als in ländlichen Gebieten, wo rund 20 Prozent der Bevölkerung regelmäßig Blut spenden. „Eine mögliche Erklärung dafür ist die höhere soziale Bindung, die Bewohner in ländlichen Gegenden zueinander haben“, sagt Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher der DRK-Blutspendedienste.
In Potsdam werden pro Jahr etwa 60 000 Blutspenden entnommen, meist ein halber Liter pro Spende. Darunter sind auch 24 000 Blutplasmaspenden sowie 50 Blutstammzellspenden, die in Zusammenarbeit mit dem Klinikum „Ernst von Bergmann“ in Potsdam durchgeführt werden. „Trotz Ferienzeit ist die Versorgungslage in Potsdam derzeit stabil“, sagt DRK-Blutspendedienst-Ost-Sprecherin Kerstin Schweiger. „Dies kann sich jedoch schnell ändern, zum Beispiel wenn sich zusätzlich zu den Ferien anhaltende Hitze einstellen sollte.“ Insofern hatte der durchwachsene Sommer auch sein Gutes.
Der Bedarf an Blutspenden steigt in Deutschland stetig an: Pro Jahr werden etwa 1,5 bis zwei Prozent mehr Konserven benötigt. Gründe dafür sind die immer bessere medizinische Versorgung der Patienten und die wachsende Lebenserwartung. Glücklicherweise steigt das Spendenaufkommen parallel dazu ebenfalls jährlich um etwa 1,5 Prozent. Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang jedoch das stetige Auseinanderklaffen der demografischen Struktur in Deutschland: Immer mehr alte Menschen benötigen das Blut von immer weniger jungen.
Die Blutgruppen, die in Potsdam am meisten gebraucht werden, entsprechen laut Kerstin Schweiger im Wesentlichen den bundesweiten Zahlen: Bei den meisten Menschen fließt A positiv (37 Prozent) und 0 positiv (35 Prozent) durch die Adern; diese Gruppen werden logischerweise am meisten benötigt. Ebenso notwendig sind auch seltene Blutgruppen wie AB negativ (ein Prozent), da es hier entsprechend weniger Spender gibt. Frauen spenden übrigens tendenziell weniger Blut als Männer. Das liegt an einer gesetzlichen Vorschrift: Frauen dürfen maximal viermal pro Jahr spenden, Männer zweimal mehr.
Jeden Tag werden in Brandenburg, Berlin und Sachsen insgesamt 1 500 Blutspenden benötigt, um die Versorgung mit Blutpräparaten abdecken zu können. Aber wieso kommt es überhaupt immer wieder zu Engpässen in der Versorgung mit Blutkonserven? „Blut ist als Konserve aufbereitet nur kurz haltbar, circa 35 bis 42 Tage“, sagt Kerstin Schweiger, „sodass es bei einem eventuellen Spendenrückgang dann einige Woche später zu einem Engpass in der Versorgung kommen kann.“ Daher kann man auch nicht einmal im Jahr genügend Blut für den Rest des Jahres abzapfen. „Es nützt leider übers ganze Jahr gesehen nichts, wenn alle zu Weihnachten das Gefühl haben, jetzt müssten sie noch einmal eine gute Tat tun und Blut spenden“, sagt DRK-Sprecher Friedrich-Ernst Düppe.
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