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Ungewöhnliche Häufung: Welle an Autodiebstählen in Potsdam

Zehn Fälle in zwei Wochen: Laut Polizei sind vor allem Fahrzeuge betroffen, die mit einem bestimmten System ausgestattet sind.

Stand:

In den letzten zwei Wochen ist es in der Landeshauptstadt zu ungewöhnlich vielen Autodiebstählen gekommen: Zwischen dem 12. und 26. Juni wurden insgesamt zehn Pkw entwendet, zudem gab es einen versuchten Diebstahl.

Betroffen sind alle Stadtteile: Am 24. oder 25. Juni wurde ein Kia in Waldstadt gestohlen, am 13. Juni ein Ford am Stern und am 12. oder 13. Juni ein Peugeot in Zentrum Ost. Gleich vier Diebstähle gab es in der Nacht vom 20. zum 21. Juni: Am Stern wurden zwei SUVs von Hyundai und Mitsubishi gestohlen, einer davon konnte kurz darauf wiedergefunden werden. In derselben Nacht kam es in der Innenstadt und Potsdam-West zum Diebstahl zweier Toyotas.

Die Täter sind möglicherweise durch die gestiegenen Gewinnaussichten bei Weiterverkauf von gestohlenen Fahrzeugen eher bereit, auch in innerstädtischen Lagen das Risiko des Gefasstwerdens zu riskieren.

Ariane Attrodt, Polizeisprecherin

Drei weitere Diebstähle gab es in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni: In Babelsberg Süd wurden zwei Toyotas entwendet, zudem wurde nahe dem Hauptbahnhof ein Kia gestohlen.

Diese Häufung von Autodiebstählen ist ungewöhnlich, bestätigt die Polizeidirektion West: „Welche Motive dahinter stecken und ob es sich um eine zufällige Häufung oder eine Tatbegehung durch Banden handelt, ist Gegenstand der aktuell andauernden polizeilichen Ermittlungen“, sagt Polizeisprecherin Ariane Attrodt auf Nachfrage der PNN.

Die Entwicklung der Diebstahlzahlen in den vergangenen Wochen habe vielleicht etwas mit den aktuell sehr hohen Preisen auf dem deutschen und internationalen Gebrauchtwagenmarkt zu tun, so die Sprecherin: „Die Täter sind möglicherweise durch die gestiegenen Gewinnaussichten bei Weiterverkauf von gestohlenen Fahrzeugen – ganz oder in Einzelteilen – eher bereit, auch in innerstädtischen Lagen das Risiko des Gefasstwerdens zu riskieren.“

Lange bekannte Sicherheitslücke

Ein Schwerpunkt auf bestimmte Marken oder Pkw-Typen lasse sich dabei noch nicht erkennen. „Bei der konkreten Begehung beziehungsweise den Umständen einzelner Taten lässt sich aber feststellen, dass aktuell häufig Fahrzeuge gestohlen werden, die über ein Keyless-Go-System verfügen“, sagt Attrodt. „Hierbei machen sich Diebe häufig das abgefangene Funksignal aus dem Haus oder der Wohnung zunutze, um dieses zu verlängern, so den aufgebrochenen Wagen zu starten und davonzufahren.“

Dazu brauchen Autodiebe nur ein kleines Gerät in der Nähe des Schlüssels und ein zweites Gerät nahe der Autotür. Die Technik ist simpel, die Bauteile dafür kosten laut ADAC nur 100 Euro.

Paradox: Damit sind moderne Autos mit Keyless-Funktion viel einfacher zu stehlen als alte Modelle mit Funkschlüssel. Bei Keyless-Schlüsseln wird das Auto geöffnet, wenn man nur in der Nähe des Fahrzeugs steht, ein Tastendruck ist nicht nötig.

Die Sicherheitslücke ist seit Jahren bekannt: Der ADAC fordert Autohersteller seit längerem dazu auf, ihre Systeme sicherer zu machen.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, sich gegen diese Art des Diebstahls zu schützen: „Legen Sie den Schlüssel nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür ab beziehungsweise versuchen Sie das Funksignal durch geeignete Maßnahmen wie Aluminiumhüllen oder spezielle Boxen und Taschen abzuschirmen“, sagt Attrodt.

Wer sich nicht sicher sei, ob die gewählte Abschirmung auch funktioniert, kann einfach einen Selbsttest machen: Wenn sich das Auto auch dann nicht öffnet, wenn man mit dem abgeschirmten Schlüssel direkt daneben steht, dann können das auch Diebe nicht. Manche Fahrzeughersteller bieten an, die Keyless-Funktion zu deaktivieren, manchmal kann man sie auch durch zweimaliges Drücken auf die Verriegelungs-Taste am Schlüssel selbst abschalten.

Die Zahl der Autodiebstähle in Potsdam lag in den letzten Jahren relativ stabil bei rund 100 Fällen im Jahr: 2022 gab es in der Landeshauptstadt 93 Autodiebstähle, 2021 waren es 109 und im Jahr davor 90.

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