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Sport: „Unglückliche Auslosung“
Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder: Vielleicht spielen wir jetzt wieder viermal gegen Duisburg – am Sonntag kommt der FCR zum Spitzenspiel ins Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion
Stand:
Herr Schröder, was sagen Sie zur Auslosung des DFB-Pokal-Halbfinals am heutigen Donnerstag? Ihr Potsdamer Turbine- Team muss am 27. Februar beim Sieger des Viertelfinal-Spiels Bayern München gegen FCR Duisburg antreten, das am kommenden Mittwoch nachgeholt wird.
Es ist schade, dass wir kein Heimspiel haben, sondern auswärts antreten müssen. Es ist aber auch aus einem anderen Grund eine einfach unglückliche Auslosung. Setzt sich der FCR nämlich in München durch, kann es zur gleichen Situation wie im vergangenen Spieljahr kommen, dass sich nämlich Turbine und Duisburg innerhalb weniger Wochen gleich viermal gegenüberstehen – im Bundesliga-Rückspiel am kommenden Sonntag, anschließend im Pokal-Halbfinale und – wenn beide Mannschaften zuvor im Viertelfinale gewinnen – auch Anfang und Mitte April im Halbfinale der Champions League. Ich denke, in Duisburg wird man es ähnlich sehen wie wir.
Kommen wir zum Spitzenspiel am Sonntag um 11 Uhr. Wie sieht das Nervenkostüm des Turbine-Cheftrainers vor dem Duell Spitzenreiter gegen Tabellendritter aus?
Wir sehen dieser Begegnung relativ gelassen entgegen, und so sieht auch mein Nervenkostüm aus.
Im Fall einer Niederlage wäre Potsdam aber die Tabellenspitze los.
Fußball ist kein Wunschkonzert. Wir wissen schon, was auf dem Spiel steht, müssen aber mit jedem Ergebnis umgehen können. Wenn der Gegner besser spielt als wir, ist es so. Duisburg hat nach dem 1:0-Sieg im Nachholspiel beim FFC Frankfurt eine wesentlich bessere Ausgangsposition als wir nach unserem mageren 1:0-Heimsieg im Pokal-Viertelfinale gegen Essen-Schönebeck.
Ist das 1:1 aus dem Meisterschafts-Hinspiel in Duisburg nicht ein gutes Omen für Turbine?
Nein, wir haben jetzt eine ganz andere Situation. Wir sind jetzt erst kurz nach der Winterpause und wissen nach wie vor nicht so richtig, wo unsere Mannschaft leistungsmäßig wirklich steht. Beim 1:1 damals hatten wir Nadine Keßler dabei, die jetzt nach ihrer Knieoperation fehlt, während bei Duisburg damals einige Spielerinnen nicht ganz fit waren.
Wird der Titelkampf dieser Saison am Sonntag schon entschieden?
Nein, davon gehe ich nicht aus, dazu stehen noch zu viele Spiele an. Sollte Duisburg allerdings gewinnen, wäre für uns eine erfolgreiche Titelverteidigung aus eigener Kraft nicht mehr möglich. Eine Potsdamer Niederlage würde Frankfurt in die Karten spielen und wir müssten sogar noch arg darum kämpfen, Platz zwei zu schaffen, um auch im nächsten Jahr in der Champions League dabei sein zu können. Ich will hier aber nicht im Kaffeesatz lesen. Warten wir das Spiel am Sonntag ab.
Welche Vorteile sehen Sie dann für Duisburg, welche für Potsdam?
Duisburg hat den Vorteil, durch den schon erwähnten 1:0-Sieg in Frankfurt mit gesteigertem Selbstvertrauen bei uns anzutreten. Außerdem ist der FCR in Summe besser besetzt als wir. Er hat die wesentlich routiniertere Mannschaft, beispielsweise durch Torjägerin Inka Grings, die Belgierin Femke Maes und Annemieke Kiesel aus den Niederlanden. Dazu Sonja Fuss, Annike Krahn, Linda Bresonik, Simone Laudehr und Alexandra Popp, um nur einige weitere sehr gute Spielerinnen zu nennen. Diese Mannschaft kann möglicherweise mit bestimmten Situationen im Spiel derzeit besser umgehen als wir. Für uns wäre ein schnelles Tor von Vorteil, und wenn wir unsere Möglichkeiten im läuferischen Bereich ausschöpfen. Dann hätten wir eine Chance.
Nach dem Pokalspiel gegen Essen-Schönebeck schimpften Ihre Spielerinnen über die schlechten Platzverhältnisse im Karl-Liebknecht-Stadion.
Bei schlechten Bodenverhältnissen kann keine Mannschaft brillanten Fußball spielen. Den erwarte ich am Sonntag aber sowieso nicht. Das wird sicher ein Kampfspiel werden, in dem keine Seite der anderen etwas schenken will, sich beide aber mit Respekt begegnen werden.
Wird es dann auch zum Duell der beiden japanischen Nationalspielerinnen Yuki Nagasato und Kozue Ando kommen?
Ich gehe davon aus, das Nagasato – wenn nicht noch etwas passiert – von Anfang an spielen wird. Ob Ando auch spielt, wissen wir nicht. Bisher waren beide immer dabei, wenn wir gegen Duisburg gespielt haben. Wobei die beiden Japanerinnen ganz verschiedene Voraussetzungen mitbringen. Ando ist mehr eine technische Spielmacherin, die ihre Nebenleute mit Pässen versorgt, während Yuki athletischer spielt und den direkten Zug zum Tor sucht.
Werden Sie die Turbine-Elf gegenüber dem Pokalspiel gegen Essen-Schönebeck wesentlich verändern?
Es wird keine großen Umstellungen geben, wir werden aber sicher ein, zwei Veränderungen vornehmen. Nicht mit grundsätzlich neuen Spielerinnen, eher von den Positionen her.
Ist Tabea Kemme wieder einsatzfähig, die zuletzt im Pokalspiel wegen einer bei einem Kopfballduell erlittenen Kopfverletzung in der Pause ausgewechselt werden musste?
Ich denke, dass sie spielen wird. Ich habe sie mit auf meinem Zettel.
Das Interview führte Michael Meyer.
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