
© Andreas Klaer
JÜDISCHE FAKULTÄT: Uni Potsdam will bis 2013 jüdische Fakultät
UPDATE: Uni-Präsident Oliver Günther: Verankerung der jüdischen Theologie zusammen mit Geiger-Kolleg vorantreiben. Homolka: noch alles offen
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Eine klare Aussage zur Gründung einer Fakultät für jüdische Theologie hat der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, getroffen. „Wir wollen den Ausbau der Jüdischen Studien und die institutionelle Verankerung der Jüdischen Theologie gemeinsam mit dem Abraham Geiger Kolleg vorantreiben“, sagte er am Freitag im Anschluss an ein Gespräch mit dem Rektor des Geiger-Kollegs, Walter Homolka. Für das gemeinsame Ziel wurde ein Eckpunktepapier verabschiedet.
Die Einrichtung zum Zwecke der Forschung, Lehre und Religionsausübung soll Fakultätscharakter haben und mit dem Promotions- und Habilitationsrecht ausgestattet eigenständig Studiengänge, Prüfungen und Weiterbildungsangebote gestalten und durchführen können. Ziel sei die Ausbildung von Rabbinern für das liberale und konservative Judentum. Weitere Sondierungsgespräche in Potsdam sollen am 30. Januar beginnen und bis Mitte des Jahres laufen, hieß es.
In den vergangenen Wochen ist es zu einem Tauziehen um die Fakultät gekommen, nachdem Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) im Dezember die Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät an der Universität Erfurt vorgeschlagen hatte. Zudem hatte das Geiger-Kolleg, das zögerliche Verhandlungen mit dem Land Brandenburg bemängelte, Gespräche mit der Universität Nürnberg-Erlangen geführt. Im Streit über die Fakultätsgründung hatte Homolka Mitte dieser Woche mit dem Weggang des 1999 gegründeten Rabbinerseminars nach Thüringen gedroht. Homolka sagte am Freitag gegenünber den PNN, dass er sich über das Interesse der Universität freue. Allerdings sei weiter offen, wo die Fakultät zustande kommt. „Das wissen wir erst am Ende der Sondierungsgespräche Mitte des Jahres“, sagte Homolka. „Es ist alles offen, es bleibt alles offen.“
Homolka lobte zwar das "beherzte Vorgehen" des neuen Präsidenten der Universität Potsdam, Oliver Günther. Die Universität habe sich in dieser Woche gegenüber dem Land Brandenburg klar positioniert und wolle die Fakultät. Dennoch gebe es in der Standortfrage noch keinen Favoriten. Die meisten Fragen habe bislang Thüringen beantwortet, sagte der Rabbiner. So gebe es dort schon konkrete Zusagen für einen Standort und zur Finanzierung der Fakultät. In Brandenburg hingegen sei das auch nach vierjährigen Gesprächen noch nicht der Fall. Er sehe jetzt aber Bewegung. Und darüber freue er sich, sagte Homolka.
Aus dem Eckpunktepapier mit der Universität Potsdam geht nun hervor, dass sechs Professuren, darunter für biblische Exegese, rabbinische Literatur und Religionsphilosophie angestrebt werden. Universität und Geiger-Kolleg wollen sich gemeinsam beim Land dafür einsetzen, bis zum Haushaltsjahr 2013 die finanziellen Voraussetzungen für die Fakultät zu schaffen, hieß es.
Die Fakultätsgründung wäre „ein Meilenstein in der deutschen Wissenschaftsgeschichte“, erklärte Homolka. Das Abraham-Geiger-Kolleg freue sich über das Interesse der Universität Potsdam, die zehnjährige Zusammenarbeit stärken zu wollen. Sollte das Land rechtzeitig die notwendigen Voraussetzungen wie eine Änderung des Hochschulgesetzes schaffen, soll die Fakultät den Angaben zufolge noch 2012 eröffnet werden.
Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) und Rektor Walter Homolka, haben sich nach Angaben des Ministeriums am Donnerstag „über das gemeinsame Ziel einer institutionalisierten jüdischen Theologie verständigt“. Beide hätten die für eine Anbindung der jüdischen Theologie an eine Hochschule notwendigen Schritte beraten und vereinbart, sagte ein Ministeriumssprecher in Potsdam. Homolka sprach hingegen nur von einem sachlichen Gespräch, in dem man sich über die offenen Fragen verständigt habe.
An der Universität Potsdam studieren am Abraham-Geiger-Kolleg bereits seit 2001 künftige Rabbiner für jüdische Gemeinden in ganz Europa. Mit dem 1994 eingerichteten interdisziplinären Studiengang „Jüdische Studien“ hätten sich Forschung und Lehre in diesem Bereich zu einem bundesweit wie international bedeutenden Universitätsangebot entwickelt, heißt es. Am Institut für Jüdische Studien sind laut Uni derzeit fast 300 Studierende immatrikuliert. (mit epd, dapd)
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