Streit um Uferweg in Sacrow: Unrat gegen Spaziergänger
Im Norden der Halbinsel Meedehorn bei Sacrow wollen einige Kleingärtner einen Uferweg verhindern. Die Stadt Potsdam will das nicht zulassen.
Stand:
Potsdam – So deutlich wird Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) selten. „Der Uferweg bleibt öffentlich!“, sagte er am gestrigen Montag beim traditionellen Rosenmontagsbesuch im Potsdamer Stadtteil Sacrow. Er streite sich doch nicht jahrelang mit den Anrainern am Griebnitzsee, um sich dann hier von einigen Blockaden irritieren zu lassen. „Das Zeug kommt weg, wenn sie es freiwillig tun, umso besser“, drohte Jakobs.
Gemeint sind einige Pächter von Grundstücken auf der nahen Halbinsel Meedehorn, gegenüber der Pfaueninsel. Während im südlichen Bereich bereits ein Uferweg besteht, ist er auf der Nordseite noch nicht angelegt. Dennoch konnten bislang Spaziergänger am Wasser entlanggehen. Mehrere Anwohner beschwerten sich nun auf der Beiratssitzung des Vereins Bürger für Sacrow, dass am Nordufer, einem ehemaligen Grenzstreifen, Blockaden errichtet wurden. „Dort liegt lauter Unrat herum, auch Leitern, Holzbohlen und ähnliches“, sagte Ruth Wendorff. Zwei Pächter des Kleingartenvereins Sacrow-Meedehorn hätten versucht, Fakten zu schaffen und Spaziergängern den 764 Meter langen Rundweg um die Halbinsel zu vermiesen.
Holzbohlen sollen Spaziergänger abhalten
Sie bezeichnete das als Vorstufe zu einer Ufersperrung wie am Griebnitzsee. Das will Jakobs nicht zulassen. „Was nicht geht, ist, dass einer meint, durch Holzbohlen einen öffentlichen Uferweg verhindern zu können“, betonte er.
Der Kleingartenverein selbst, der sich um die Parzellen auf der Halbinsel Meedehorn kümmert, distanzierte sich von seinen renitenten Pächtern und versprach, mit der Stadt an einer Lösung zu arbeiten. „Wir wollen, dass die Kleingartensiedlung offen zugänglich bleibt“, sagte der Vereinsvorsitzende Oliver Stock. Das beziehe den geplanten Uferweg mit ein.
Grundstücke gehören der Stadt
Auch ein Segelverein geriet auf der Beiratssitzung, zu der in den vergangenen Jahren regelmäßig Jakobs eingeladen wurde, in die Kritik. Dort stehe jede Menge Plunder herum, sagte er. Ein Schild weist am Anfang des Weges in der Nähe der am Wasser liegenden Heilandskirche sogar darauf hin, dass man in den Wintermonaten nach rund 500 Metern vor dem Gelände des Segelvereins umkehren müsse. Dabei ist die rechtliche Lage laut Stadt wohl nicht so kompliziert wie bei den anderen laufenden Konflikten um Uferwege. „Der Uferbereich am Meedehorn ist in städtischem Besitz“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz den PNN. Anders als am Griebnitzsee muss damit kein langwieriges Enteignungsverfahren angestrebt werden. Auch die Verhandlungen über einen Kompromiss entfallen.
Die Stadt beabsichtige, im nördlichen Teil der Halbinsel einen Uferweg zu errichten. Ein entsprechendes Konzept soll demnach in Kürze den Stadtverordneten zur Abstimmung vorgelegt werden. Schulz räumte ein, dass derzeit die Uferzone gelegentlich durch Anrainer versperrt werde. „Eine feste Sperrung wie am Griebnitzsee gibt es aber nicht.“ Derzeit entwerfe die Stadt zudem eine Strategie zur Umsetzung der Uferkonzeption aus dem Jahre 2001, sagte Schulz. Dabei würden auch die einzelnen Maßnahmen des Uferkonzepts für der neuen Ortsteile berücksichtigt.
Mediationsverfahren am Griebnitzsee läuft noch
Seit Jahren streitet die Stadt Potsdam an verschiedenen Stellen mit Uferanrainern über den öffentlichen Zugang zum Wasser. Vor allem am Griebnitzsee und Groß Glienicker See laufen immer noch Verhandlungen mit mehreren Grundstückseigentümern. Zuletzt konnte am Groß Glienicker See ein Teilerfolg erzielt und mit acht der 21 Eigentümer eine Vereinbarung unterzeichnet werden. In sieben weiteren Fällen laufen noch Gespräche. Am Griebnitzsee sind dagegen seit 2009 weite Teile des 2,8 Kilometer langen Wegs gesperrt. Seit mehr als einem Jahr läuft deswegen ein vom Gericht angeregtes Mediationsverfahren.
Zuletzt sorgte ein Bauprojekt in der Speicherstadt für Aufsehen. Ein privater Investor plant dort im historischen Teil der Speicherstadt ein Wohnhaus in direkter Wasserlage – was nach Angaben der Stadtverwaltung einen Uferweg verhindern würde. Die Stadtverordneten beschlossen daher wie berichtet eine sogenannte Veränderungssperre, womit das Projekt für mindestens zwei Jahre gestoppt ist. Der Investor hat dagegen bereits Klage eingereicht. Und auch um den möglichen Verlauf eines Uferwegs auf der Insel Neu Fahrland gab es Ende vergangenen Jahres wegen eines Bauvorhabens Streit.
Lesen Sie weiter:
Die Stadt muss schnell handeln, damit sich der Zustand nicht manifestiert. Dann ist ein Dauerstreit nicht zu befürchten. Ein Kommentar >>
Sie wollen mehr darüber lesen, was Potsdam bewegt? Die PNN gibt es auch als E-Paper - jetzt 30 Tage lang im Probe-Abo testen. Hier geht es zum E-Paper. >>
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: