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Landeshauptstadt: Unternehmen bleiben spendenfreudig

Trotz Finanzkrise geben Firmen Geld für den guten Zweck, die Potsdamer selbst halten sich aber zurück

Stand:

Potsdams Firmen spenden weiter – trotz Finanzkrise. Doch die einzelnen Bürger scheinen in diesem Jahr weniger Geld für den guten Zweck ausgeben zu wollen. Zumindest haben die sozialen Einrichtungen, die vor allem auf Kleinspenden angewiesen sind, 2008 weniger Geld- und Sachspenden erhalten.

Für die Suppenküche der Volkssolidarität zum Beispiel laufe es zur Zeit sehr schlecht, was Spenden angeht, sagte Mitarbeiterin Ingrid Engel gestern auf PNN-Anfrage. Normalerweise nehme die Spendenbereitschaft ab November mit dem näher rückenden Weihnachtsfest zu, erklärte Volkssolidaritäts-Chef Jörg Jutzi. In diesem Jahr sei davon jedoch nichts zu spüren. Gegenüber 2007 spendeten die Potsdamer deutlich weniger: Nur 900 Euro Bargeld hätte die Suppenküche erhalten, 2007 waren es noch 4000 Euro. Dafür habe die CDU der Suppenküche in diesem Jahr aber sechs Kühltruhen im Wert von jeweils 350 Euro gegeben und die Abiturklasse des Espengrundgymnasiums noch einmal 800 Euro für 35 neue Stühle.

Rund ein Drittel weniger Spenden als 2007 verzeichnete in diesem Jahr auch der Buchhalter des Diakonischen Werkes, Bernd Löffelbein. Für das Diakonische Werk spendeten Firmen, aber vor allem viele Privatmenschen, sagte Löffelbein. Zudem erhielten sie Kollekten-Sammlungen der Kirchen. Gekauft würden von dem Geld zum Beispiel Spielzeuge für die eigenen Kindergärten oder Arbeitsmaterialien für die Telefonseelsorgen und andere Beratungsstellen, etwa die für psychisch Kranke in Drewitz.

Trotzdem dürften viele Potsdamer Einrichtungen in diesem Jahr allein wegen der Porta-Aktion mehr Spenden bekommen haben als in den Vorjahren. „Eine höhere sechsstellige Summe“ spendete der westfälische Möbelhändler nach eigenen Angaben zur Eröffnung seiner Potsdamer Filiale an Kitas und Schulen vor Ort. 20 Autos stellten sie ihnen zur Verfügung. 20 weitere Organisationen erhielten Geld.

Für alteingesessene Einzelhändler wie Siegfried Grube mit seinem Rewe-Markt hat das Spenden derweil Tradition: Grube unterstützt regelmäßig den Kanuclub oder den Garnisonkirchen-Förderverein. Rund 3500 Euro an Geld- und Sachspenden habe er 2008 in seinem Markt gesammelt. Dazu kämen täglich Waren im Wert von bis zu 100 Euro für die Potsdamer Tafel, so Seniorchef Siegfried Grube. Der Spendenumfang sei im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleichgeblieben.

Ähnlich lautet auch die Einschätzung der Land Brandenburg Lotto GmbH, die seit vier Jahren jährlich 2500 Euro an die Stiftung „Familien in Not“ spenden. Darüber hinaus vermittelt die Landeslottogesellschaft Sachspenden an Kindergärten und Schulen, sagte die Presseprecherin Kristin Lehmann.

Zum Jahresende steigt auch bei den Banken die Spendentätigkeit. Grund dafür sei bei der Berliner Volksbank weniger das Weihnachtsgeschäft, sondern die Ausschüttung des so genannten Gewinnsparvereins der Volksbank, erklärte Pressesprecherin Nancy Mönch. Der Topf, der in diesem Jahr 150000 Euro beinhaltete, wird auf die zehn Volksbank-Regionen aufgeteilt, 38600 Euro davon kommen nach Brandenburg. „Die Regionalleiter vor Ort wissen, wo das Geld gebraucht wird“, erklärte Mönch das Volksbank-Prinzip.

Bei der Deutschen Bank erhält jeder Angestellte, der sich ehrenamtlich engagiert, 500 Euro zur individuellen Spendenverfügung. „Auf diese Weise hat die Deutsche Bank in Potsdam und Umgebung 2008 rund 20 Projekte mit mehr als 10 000 Euro gefördert“, sagte Deutsche- Bank-Pressesprecher Christian Hotz.

Die Dekra Automobil GmbH spendete 2008 sogar mehr als sonst. „Insgesamt haben wir rund 2000 Euro vergeben“, sagte Dekra-Chef DirkBenndorf. Die Spendenhöhe sei „außergewöhnlich“, betonte der Leiter, in den Vorjahren waren es eher kleine Beträge, die die Dekra an verschieden Potsdamer Einrichtungen gespendet habe. Doch hat auch die Dekra auf Weihnachtspräsente an Kunden verzichtet, um den gesparten Betrag zu spenden. Gestern übergab Benndorf 1000 Euro an die Oberlinschule.

Überhaupt zeigt sich der Betreiber der Schule, der Verein Oberlinhaus, zufrieden mit dem Spendenjahr 2008: „Die Finanzkrise zeigt keine Auswirkungen auf die Spendenbereitschaft. Es gibt keine entscheidenden Verluste“, sagte Vorstandsvorsitzende, Pfarrer Matthias Fichtmüller. Der Verein habe insgesamt mehrere 100 000 Euro Spenden erhalten. Benutzt werde das Geld für den Bau des Zentrum für Unfallopfer und für den Schulneubau in Babelsberg. Die Spenden stammten vor allem aus Stiftungen, aus Nachlässen und von Firmen. Auch die Arbeiterwohlfahrt, die Kitas, Beratungsstellen und beispielsweise das Obdachlosenheim in Potsdam betreibt, hat 2008 genauso viele Spenden bekommen wie sonst. Zwischen 10 000 und 15 000 Euro erhalte die AWO jährlich, sagte die Chefin Angela Basekow. Darunter gebe es sowohl Klein- als auch Großspenden von karikativen Clubs wie den Leos zum Beispiel: „Die Potsdamer sind sehr solidarisch.“ Kay Grimmer/Juliane Wedemeyer

Kay Grimmer, Juliane Wedemeyer

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