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Landeshauptstadt: Unterricht in Kommunismus Ein Seminar im Freiland sorgt für Aufregung

Ein Gespenst geht um in Potsdam – das Gespenst des Kommunismus. Ein Seminar zum Thema „Sozialismus und Kommunismus“, das am heutigen Samstag im Jugendkulturzentrum Freiland stattfinden soll, hat bereits im Vorfeld für Aufregung gesorgt.

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Ein Gespenst geht um in Potsdam – das Gespenst des Kommunismus. Ein Seminar zum Thema „Sozialismus und Kommunismus“, das am heutigen Samstag im Jugendkulturzentrum Freiland stattfinden soll, hat bereits im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Brandenburgs CDU-Chefin Saskia Ludwig und ihr Generalsekretär Dieter Dombrowski drückten in einer gemeinsamen Erklärung ihre „Abscheu“ darüber aus, dass junge Leute in dem Seminar „mit der Ideologie des menschen- und freiheitsverachtenden Sozialismus / Kommunismus vertraut“ gemacht werden sollten. Wohin Marxismus und Leninismus führten, zeigten die Millionen Toten der kommunistischen Regime. Dombrowski hält das Seminar für einen „Versuch der Schönmalerei“. Eine solche Initiative sei im Grunde „abenteuerlich“. Er kenne die beiden Hefte, die der Veranstaltung im Freiland als Grundlage dienen sollen. „Krudes Zeug“, sagt Dombrowski dazu. Der CDU-Mann empfahl, Margot Honecker als Referentin für eine solche Veranstaltung zu gewinnen.

Gregor Voehse, einer der beiden Referenten, kann die Aufregung über sein Seminar kaum verstehen. Saskia Ludwig kenne die beiden Hefte, die der Bildungsveranstaltung als Grundlage dienen, offenbar nicht. Sonst würde sie nicht derart gegen sein Projekt wettern, so Voehse. Selbstverständlich müsse man sich „so kritisch wie möglich“ mit der Geschichte des Sozialismus auseinandersetzen. Das werde auch in dem Seminar nicht zu kurz kommen. Voehse sagt, das Verhalten von Ludwig möge „politisch korrekt“ sein, doch „Charakter hat das nicht“.

Voehse und sein Ko-Referent Roman Böttcher erklärten in einer Mitteilung an die Presse, man wolle in der Veranstaltung „die Grundlagen sozialistischen und kommunistischen Denkens und Handelns“ vermitteln. Und das wiederum, so Voehse, sei ein legitimes Ziel. Während seiner Zeit als Sozialarbeiter in der Fußballszene des Potsdamer Klubs SV Babelsberg 03 seien immer wieder einmal Jugendliche auf ihn zugekommen und hätten gesagt: „Mensch, Gregor, irgendwie sind wir links, aber wir wissen eigentlich nicht, was das ist.“ Daraus sei schließlich die Idee zu den beiden Heften entstanden, die jetzt eine Hauptrolle spielen. Der Inhalt der zwei Broschüren mit den Konterfeis von Karl Marx und Karl Liebknecht auf dem Cover: Von Marx bis Mao geht es quer durch die sozialistische Theorie und Geschichte.

In dem heutigen Seminar wolle er mit Blick auf die Historie verschiedener sozialistischer Staaten genau zeigen, „was wurde gesagt und was wurde gemacht“, sagt Voehse. Trotz Scheiterns auf breiter Front hält der Sozialarbeiter den Sozialismus für „eine interessante und gute Idee“. In Deutschland seien Seminare wie dieses von der Meinungsfreiheit geschützt. Dem Brandenburger Verfassungsschutz habe man Ende März gleich beide Grundlagenhefte zugeschickt. So müssten sich die Mitarbeiter nicht erst aufwendig die Hefte besorgen und hätten so mehr Zeit für die „wirklich wichtigen Dinge“, erklärte Voehse.

Unterstützung erhält er dabei von Sascha Krämer, dem Kreisvorsitzenden der Potsdamer Linken. „Die Begriffe Sozialismus und Kommunismus müssen sowohl von ihrem ideellen Inhalt als auch von den konkreten Erfahrungen her diskutiert werden“, so Krämer. Er empfahl Saskia Ludwig, sich für ein solches Seminar einzuschreiben. Holger Catenhusen

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