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Unterstützung für Potsdams Jugend: Stadt informiert über Angebote für seelische Gesundheit
Das Sprechen über seelische Probleme ist wichtig, sagt Amtsärztin Kristina Böhm. Wo Jugendliche in Potsdam unkompliziert und kostenlos Unterstützung bekommen.
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Tägliche Bildschirmzeiten von neun Stunden und mehr, Suchtprobleme mit Alkohol oder anderen Drogen, Zwangsstörungen, Einsamkeit, Belastungen durch psychisch erkrankte Eltern, Angstzustände, Mobbing-Erfahrungen, Liebeskummer, Depression, Selbstmord-Gedanken: Die Liste der seelischen Probleme, die Kinder und Jugendliche erleben und erleiden können, ist lang. Noch länger ist – nicht nur in Potsdam – die Wartezeit auf einen Hilfe versprechenden Therapieplatz. Die Lage hat sich seit der Coronapandemie verschärft.
In Potsdam gibt es aber auch etliche niedrigschwellige Angebote, bei denen man unkompliziert, schnell und kostenlos Rat oder Unterstützung bekommt. Im Rahmen der bundesweiten „Woche der seelischen Gesundheit“ informierten Amtsärztin Kristina Böhm und Eiken Magnussen von der Psychiatrie-Koordination Potsdam am Mittwochabend in der Schinkelhalle gemeinsam mit einigen Ansprechpartnerinnen und -partnern gezielt für ein jugendliches Publikum über die Möglichkeiten.
Moderiert wurde die Runde in lockerem Ton mit maßgeschneiderten Memes und Video-Schnipseln von Hubertus „Hubi“ Koch, der als Journalist unter anderem für seinen Podcast „Süchtig nach Alles“ bekannt ist.
„Ich bin psychisch krank“, sagte Koch gleich am Anfang und erwähnte seine Depression, eine Suchterkrankung und die Kindheit in einer suchtbelasteten Familie. Das Reden darüber müsse normalisiert werden. „So wie Leute Autounfälle haben und sich ein Bein brechen, hat man auch Depressionen“, sagt Koch. Amtsärztin Kristina Böhm stimmte ihm zu: „Wir müssen ganz offen darüber sprechen, denn nur so kann man Hilfsangebote unterbreiten und auch in Anspruch nehmen.“
Kostenlose und niedrigschwellige Angebote
Eine mögliche Anlaufstelle ist die Kontakt- und Beratungsstelle Potsdam für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Friedrich-Ebert-Straße 33. Dort könne man sich – auf Wunsch auch anonym – mit Anliegen jeglicher Art von Verstimmung über Traurigkeit bis zu schweren Psychosen wenden, sagte Jana Kursawe von der Kontaktstelle. „Je früher, desto besser“, betonte sie: „Es gibt keine unwichtigen Anliegen.“ Auch Angehörige von Betroffenen könnten sich melden.
Das Angebot ist kostenlos. Man bekommt zum Beispiel Einzelberatungen, Hilfe bei der Suche nach einem Therapieplatz, bei Bedarf Unterstützung bei Behördengängen oder der Kommunikation mit Kranken- und Pflegekassen. Auch Gruppenangebote wie Aktivitäten, Entspannung, offene Treffs, Kreativangebote oder ein Brunch finden regelmäßig statt. Kontakt aufnehmen kann man vor Ort in der Friedrich-Ebert-Straße 33 oder per Mail, Video, Telefon oder Kontaktformular.
Bei Fragen rund um den Konsum von Drogen, vom sicheren Konsum bis hin zu Hilfe bei Missbrauch- oder Suchtverhalten, ist der Chill Out e.V. Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern, wie Lysander Laubvogel erklärte. Sie können sich – mit oder ohne Termin – an die Fachstelle für Konsumkompetenz in der Friedrich-Engels-Straße 22 wenden oder dort anrufen.
Kein Anliegen sei falsch, betonte Laubvogel: „Du kannst mit jedem Kram kommen, wir vermitteln weiter.“ Der Verein ist auch für Präventionsarbeit an Schulen unterwegs und betreibt den Jugendclub OstbloQ am Humboldtring 19.
Bei Problemen wegen psychischer Erkrankungen in der Familie ist man bei der Beratungsstelle NOW – Normaler Wahnsinn in der Berliner Straße 137 richtig. Das Angebot richtet sich an Kinder und Eltern, erklärte Mitarbeiterin Swantje Siegmund. Der Termin für ein Erstgespräch kann auch per Whatsapp vereinbart werden.
Bei NOW pflege man einen ganzheitlichen Ansatz, wolle Hilfe zur Selbsthilfe leisten, erklärte Siegmund: „Der Mensch ist der Experte seiner eigenen Lebensrealität.“ Bis zu 15 Sitzungen sind dort kostenlos möglich. Auch hier wird je nach Bedarf in andere Angebote weitervermittelt.
Ein Fazit des Abends: Letztlich ist es zweitrangig, bei welcher Stelle genau man sich Hilfe sucht – bei der Schulsozialarbeiterin oder bei einem der verschiedenen anderen Anlaufpartner. Die Träger in Potsdam sind gut untereinander vernetzt. „Das Wichtige ist, dass man erstmal reinkommt – die wissen dann schon, wo man Dich hinvermittelt“, sagte Koch.
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