zum Hauptinhalt
Die Architektin Ingrid Bathe, Jahrgang 1942, wird mit dem Wilhelm-Foerster-Preis geehrt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Urania Potsdam ehrt Ingrid Bathe: Begeistern für den Denkmalschutz

Die Potsdamer Urania verleiht Architektin Ingrid Bathe den Wilhelm-Foerster-Preis – und zeichnet ein jahrzehntelanges Engagement für die Rettung von Denkmalen aus.

Sie hat sich jahrzehntelang für die Rettung von Baudenkmalen eingesetzt – und ihr architekturhistorisches Wissen bei Führungen und Reisen weitergegeben: Am Mittwochabend wird die Architektin Ingrid Bathe von der Urania Potsdam mit dem diesjährigen Wilhelm-Foerster-Preis ausgezeichnet.

Ihr erstes großes Denkmalrettungsprojekt übernahm Ingrid Bathe, der man ihre 80 Jahre nicht ansieht, in den 1980er Jahren: Damals war sie mit der Sanierung und dem Wiederaufbau des ehemaligen Militärwaisenhauses betraut, jetzt unter anderem Sitz des Kulturministeriums. Die Zeit der großen Abrisse in der DDR war vorerst vorbei, aber die Denkmalpflege noch eine junge Disziplin.

Ingrid Bathe hatte sich schon nach dem Studium in Weimar dafür interessiert, auch wenn es eine entsprechende Ausbildung noch nicht gab. 1966 war die gebürtige Erfurterin nach Potsdam gezogen, wo sie zuerst im Büro für Städtebau Arbeit fand. Beim Kulturbund engagierte sie sich in der Interessengemeinschaft Denkmalpflege, kam in Kontakt mit dem Institut für Denkmalpflege Berlin, von dem sie dann für das Waisenhausprojekt Unterstützung bekommt. „Die Arbeit hat mir Freude gemacht“, erzählt sie.

Nach der politischen Wende schlug sie sich – alleinerziehend mit einer Tochter – mit privaten Aufträgen durch, bevor sie 1996 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gewonnen wurde. Die Stiftung, die mit Privatspenden Restaurierungsprojekte unterstützt, eröffnete in Potsdam eine Filiale für die neuen Bundesländer. Ingrid Bathe war für die Projektförderung in Thüringen und Sachsen-Anhalt zuständig. „Ich habe erst gezögert, ich dachte: Das schaffst Du nicht“, erzählt sie. Später bekam sie auch die Verantwortung für Niedersachsen und Bremen. „Besser kann man Deutschland gar nicht kennenlernen“, sagt sie heute und lacht.

Am meisten ans Herz gewachsen ist ihr dabei Ostfriesland: Die Landschaft, das Bodenständige, die Gutshäuser in Familienbesitz, die Kirchen mit uralten Orgeln faszinieren sie.

Differenzierte Haltung zu städtebaulichen Fragen

Parallel zur Arbeit bringt Ingrid Bathe Interessierten bei Führungen und Reisen die bedrohten Baudenkmale und ihre Geschichte näher, seit dem Ruhestand 2008 hat sie dafür noch mehr Zeit. Nicht selten mündet eine Exkursion in neue Spenden: „Es ist schön, wenn man so etwas auslösen kann.“

Seit 2006 macht Ingrid Bathe auch für die Urania Spaziergänge und Exkursionen. „Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt historischer Bausubstanz, denn viele Sanierungsprojekte, auch in Potsdam, leben von bürgerlichem Engagement“, begründet die Urania die Auszeichnung.

Ingrid Bathe verfolgt Potsdams städtebauliche Debatten mit Interesse – und differenziert, wo sich sonst gern zwei Lager gegenüberstehen: Den Abriss des früheren Fachhochschulgebäudes findet sie richtig. Auch den Wiederaufbau der Quartiere am Alten Markt mit teils historischen Fassaden. „Aber dann reicht es“, sagt sie.

Potsdam muss den Wohnungsbau forcieren.

Ingrid Bathe, Architektin

Den Staudenhof-Wohnblock würde sie stehen lassen – sie unterstützt die jüngste Initiative für den Erhalt. „Die Architekten haben damals aus dem Mangel an Möglichkeiten was gemacht – eine tolle Anlage“, findet sie. Beim Streit um die Garnisonkirche wiederum, deren Wiederaufbau sie lange befürwortete, denkt sie heute anders: „Ein Zeichen dort zu setzen, finde ich richtig – aber man hätte das Versöhnungszentrum auch hochmodern lösen können.“

Welchen Rat sie der Stadt heute geben würde? „Potsdam muss den Wohnungsbau forcieren.“ Die zum Welterbe gehörenden sechs Berliner Wohnsiedlungen aus den 1920er und frühen 1930er Jahren zeigten, welche Qualität im sozialen Wohnungsbau mit begrenzten Mitteln möglich sei, sagt sie. Erst Anfang April war sie mit einer Urania-Exkursion wieder dort.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false