Landeshauptstadt: Uwe D. wehrt sich gegen Missbrauchsverdacht
Pensionierter Pfarrer sieht „üble Kampagne“ gegen seine Person / Schulamt stoppt Referententätigkeit
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Der unter dem Verdacht des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen stehende Potsdamer Geistliche Uwe D. weist alle Vorwürfe gegen seine Person zurück. „Kein einziges Wort davon ist wahr“, sagte der 76-Jährige gestern den PNN. Er sei Opfer einer „üblen Kampagne“. Möglicherweise sei er „manchen Leuten im Weg“, glaubt der pensionierte Pfarrer – und vielleicht liege dies an seinem öffentlichen Engagement gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Gegen Uwe D. liegen laut Staatsanwaltschaft zwei Strafanzeigen vor. Es geht um den Verdacht der Vergewaltigung eines Teenagers und die Misshandlung von Kindern. Die evangelische Landeskirche hat ein Disziplinarverfahren gegen den seit 1966 in Potsdam lebenden Geistlichen angekündigt.
Uwe D., der in einer Wohnung der Heilig-Kreuz-Gemeinde wohnt, hat Anwälte eingeschaltet und will sich gegen die Angriffe wehren. „Ich habe kein schlechtes Gewissen“. Den Vorwurf, auf einer Bildungsreise in die USA im Jahr 1999 einen Jugendlichen missbraucht zu haben, kann Uwe D. sich nicht erklären. „Wir waren damals zu dritt unterwegs, wir beide waren nie allein zusammen.“ Zugleich habe er als älterer Mann gar nicht die Kraft, sich an einem fast ausgewachsenen Jugendlichen gegen dessen Willen zu vergreifen. Allerdings, so Uwe D., habe der junge Mann damals aus privaten Motiven kurzfristig die schon bezahlte Reise absagen wollen. „Ich habe ihn dann dennoch mitgenommen, dafür hatte er die Fahrt über schlechte Laune und hat so die urspünglich gewollte Reise vielleicht als ’Vergewaltigung’ empfunden.“ Wie berichtet, hatte es bereits 2001 aktenkundige Hinweise auf den möglicherweise 1999 missbrauchten Teenager gegeben. Das Opfer habe damals – anders als jetzt – nicht bei der Staatsanwaltschaft aussagen wollen, heißt es von der Landeskirche. Nach PNN-Informationen soll sich zudem die Mutter des Jugendlichen schon 1999 bei der Gemeinde über Uwe D. und dessen Verhältnis zu ihrem Kind beschwert haben.
Uwe D. soll in den vergangenen Jahren auch Vorschulkinder der Kita der Heilig- Kreuz-Gemeinde in der Kiezstraße misshandelt haben. „Das ist absurd“, sagt der Pensionär. Laut der Strafanzeige soll er Kinder über den Arm gelegt und auf den Po geschlagen haben. „Es handelte sich nur um einen Spaß“, so Uwe D. – den die anderen Kinder mit „Ich auch! Ich auch!“ beantwortet hätten. Er würde nie ein Kind schlagen, so der Pfarrer.
In einem Fall habe sich eine Mutter erbost, so Uwe D., weil er in Absprache mit der früheren Kita-Leiterin einen Jungen für fünf Minuten in seine gegenüber der Kita befindliche Wohnung mitgenommen habe, um dem Kind seine Sammlung von Reiseerinnerungen zu zeigen. Er habe nicht gewusst, dass es nicht erlaubt sei, Kindern etwas allein zu zeigen, sagte Uwe D.: „Ich habe mich entschuldigt und dann war die Sache eigentlich aus der Welt.“ Die Familie des Jungen und eine weitere hatten auch geklagt, nach dem Unterricht bei Uwe D. hätten ihre Kinder Verhaltensstörungen gezeigt. Uwe D. dagegen sieht sich als „Sündenbock“, die betreffenden Kinder seien schon eher verhaltensauffällig gewesen. „Ich habe in meiner Zeit als Pfarrer Rüstzeiten mit mehr als 500 Jugendlichen unternommen, die würden allesamt für mich einstehen.“ Auch nach den Medienberichten über den Verdacht gegen ihn habe er „viel Zuspruch“ erfahren. So plant Uwe D. wieder mit zwei jungen Männern in die USA zu reisen. Inzwischen liegt auch der Landeskirche eine schriftliche Erklärung des Pfarrers vor.
Unterdessen hat das für Potsdam zuständige Schulamt an alle Potsdamer Schulen eine Rundmail gesendet, Uwe D. nicht mehr als Referent für das Fach „Lebensgestaltung- Ethik-Religionskunde“ einzusetzen. Dies bestätigte gestern Stephan Breiding, Sprecher des Landesbildungsministeriums: „Damit ist sichergestellt, dass Herr D. bis zum Ende der Ermittlungen nicht mehr in Schulen tätig ist.“ Der Kirchenmann hatte unter anderem an der Voltaire-Schule ab und an zu Fragen der Religion referiert. Breiding weiter: „Es bestand dabei wohl keine Gefahr, da er stets nur eingeladen war, er mit einem Lehrer vor Klassen stand und so wohl nicht mit Jugendlichen allein war.“Henri Kramer
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