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Von Rainer Hennies: Vereinsehre steht auf dem Spiel
Olympique Lyon steht morgen unter Erfolgsdruck
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Die Saison verläuft nicht glatt. Frankreichs Frauenfußballmeister Olympique Lyon, morgen Gegner Turbine Potsdams im Finale der UEFA Women’s Champions League, ist zwar unter den Top-Drei der Liga dabei. Aber wohin es wirklich geht, weiß derzeit noch niemand. Theoretisch kann Olympique – bei zwei Spielen Rückstand derzeit Dritter hinter Paris St. Germain und Juvisy – auch noch Meister werden. Juvisy war schon immer stark, Paris hat zu dieser Saison beschlossen, eine Hausnummer zu werden und schlägt voll zu. Im Pokalwettbewerb zum Beispiel haben die Pariserinnen Olympic ausgeschaltet. PSG will das Double und macht Olympique das Leben schwer.
Jedenfalls holpert sich das Team des Trainers Farid Benstiti nur durch die Wettbewerbe; Souveränität geht anders. Trotz Wackelei und Zitterspielen stimmt es aber dann doch fast immer bei Olympique. Oberstes Ziel des hartnäckigen Coaches und einer hartnäckigen Vereinsführung ist die erneute Qualifikation zur Champions League, also mindestens Platz zwei in Frankreich. Bester Angriff, beste Abwehr, aber nicht ohne Niederlage. Auch der Weg ins morgige Endspiel verlief keineswegs so glatt wie bei Turbine.
Ob Potsdams Finalgegner nun mit eingesetzten Neuverpflichtungen betrogen hat oder nicht – juristisch stand Olympic bereits kurz vor dem Rauswurf aus der Champions League im Achtelfinale gegen Fortuna Hjörring. Die UEFA hatte bereits so entschieden. Der Weltgerichtshof des Sports, die CAS, sprach Olympic nicht frei, meinte aber, ein Rauswurf sei zu hart. So ist Lyon dank unterschiedlicher Interpretationen gültigen Rechtes auf nationaler und internationaler Ebene weiter dabei.
Das Team steht vom ersten Saisontag enorm unter Druck. Nachdem es gegen FCR Duisburg im UEFA-Halbfinale des letzten Jahres an den großen Gegnern geschnuppert hat, will Trainer Benstiti mehr – gerade in Getafe, da Lyons Männer gegen Bayern München den Kürzeren gezogen haben. Aus dem Traumdouble wird nichts. Bei Olympics Frauen steht also nicht nur die Teamehre, sondern die Vereinsehre auf dem Spiel.
Die Kasse des Teams scheint sich immer wieder zügig zu füllen. Nach Ingvield Stensland hat Lyon deshalb im Winter auch deren norwegische Landsfrau Isabel Herlovsen gekauft. Die Schweizerin Lara Dickenmann gilt als stark, ebenso Schwedens Lotta Schelin, für die jedoch mit eingegipstem Bein schon Saisonschluss ist, was die Offensive der Französinnen durchschaubarer macht. Hier ist mit Katia Cilene auch eine Brasilianerin zu finden und mit Elodie Thomis eine Französin, die es hinter beiden Ohren hat. Im Mittelfeld spielt Louisa Necib eine Rolle wie Lira Bajramaj bei Turbine. Necib stammt aus Marseille, hat algerischen Hintergrund. Pfeiler in der Defensive sind die Nationalspielerinnen Laura Georges und Sandrine Dusang sowie die Nationalkeeperinnen Sarah Bouhaddi und Veronique Pons.
Rainer Hennies
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