
© privat
Attacke auf Muslime in Potsdam: Verfahren zu Schweinekopf eingestellt
Nach der Attacke auf die Potsdamer Al-Farouk-Moschee konnte die Staatsanwaltschaft keinen Tatverdächtigen ermitteln. Deshalb wurde das Verfahren nun beendet.
Stand:
Für den Anfang Oktober vor der Potsdamer Moschee in der Ladenzeile Am Kanal abgelegten Schweinekopf kann vorerst niemand zur Verantwortung gezogen werden. Die Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren jetzt eingestellt, wie ein Behördensprecher den PNN am Donnerstag sagte. Der Fall bleibt damit ohne strafrechtliche Konsequenzen. Bei den mehrmonatigen Ermittlungen konnte der Staatsschutz der Polizei keinen Tatverdächtigen dingfest machen. Daher sei das Verfahren gegen unbekannt beendet worden.
Dabei hatte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) noch einen Monat nach der Tat angedeutet, dass es zumindest eine heiße Spur in dem Fall gab. Die Ermittler konnten recht einfach feststellen, woher das Ferkel stammte, denn an dem Schweinekopf befand sich noch die Ohrmarke. Demnach war das Tier in einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern geschlachtet worden. Die Ermittler prüften die ganze Vermarktungskette und Kundenlisten – aber ohne Erfolg. Es habe sich nicht herausfinden lassen, wann das Schwein an wen verkauft worden sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Hinweise bei örtlichen Schlachtereien im Potsdamer Raum auf einzelne Käufer von Spanferkeln seien geprüft worden. „Endverbraucher, die ermittelt wurden, konnten als Täter ausgeschlossen werden“, sagte der Sprecher. „Weitere Ansatzpunkte für die Ermittlungen bestehen derzeit nicht.“
Für Potsdam war solche Hetze ein Novum
Die Täter hatten den Schweinekopf am 1. Oktober, einem Samstag, vor der Moschee abgelegt. Eine Anwohnerin hatte am Abend Alarm geschlagen. Ermittelt wurde wegen des Verdachts auf Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen. Zwar hatte es deutschlandweit derartige Attacken gegen Moscheen und Muslime bereits gegeben, nicht aber in Potsdam. Es war das erste Mal, dass in der Landeshauptstadt auf diese Weise offen gegen Muslime gehetzt wurde. Die Tat stand offenbar im Zusammenhang mit der aufgeheizten Stimmung rund um die Freitagsgebete der Moschee mit Gebeten auf dem Gehweg. Auch Anwohner hatten ihren Unmut über die Situation geäußert. Seit Oktober kann die Gemeinde ihre Freitagsgebete auf Kosten der Stadt in der Biosphäre abhalten. Der Schweinekopf gilt für Muslime als schwere Beleidigung, denn das Schwein gilt im Islam als unrein. Vor der Attacke waren an der Moschee auch Hass-Aufkleber an den Fenstern entdeckt worden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: