Von Jana Haase: Verfolgungsjagd für Schülerlotsen

Babelsberg/Waldstadt – Dieser Fahrer wäre der Alptraum jedes Schülerlotsen: Ohne Rücksicht auf Verluste rast er mit Maximalgeschwindigkeit durch die Gegend und fährt alles über den Haufen, was im Weg liegt. Im Kinosaal aber gelten bekanntlich andere Maßstäbe: Je rasanter und wagehalsiger, desto besser. Helle Begeisterung jedenfalls kam bei den Schülerlotsen der Priesterweg-Grundschule auf, als sie sich gestern gleich zweimal im Actionkino des Filmparks Babelsberg durchschütteln lassen konnten – bei einer Raumschiff-Verfolgungsjagd und auf Achterbahnfahrt durch eine stillgelegte Mine.

Der gestrige Besuch im Filmpark war ein Dank an die 20 Schülerlotsen aus den fünften und sechsten Klassen der Priesterweg-Grundschule, zu dem Filmpark-Leiter Matthias Voß besonders gerne eingeladen hatte: „Ich war früher in Paderborn selbst Schülerlotse“, erzählte er und berichtete von seiner Teilnahme am Bundeswettbewerb für Schülerlotsen, bei dem er damals den zweiten Platz belegt habe.

Auch für die Lotsen der Drewitzer Grundschule steht am 20. Juni wieder ein Landesausscheid in Eisenhüttenstadt bevor, sagte Lehrerin Simone Siemens. Sie organisiert die Lotsenausbildung ihrer Schule gemeinsam mit Verkehrswacht und Polizei. Vier Tage dauert die Ausbildung, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Dabei lernen die Schüler unter anderem Verkehrsregeln und Verkehrszeichen und üben sich im Schätzen von Geschwindigkeiten, erklärte Polizeiobermeisterin Cathrin Lebedeff.

Die morgendlichen Einsätze koordiniert Simone Siemens: Jeweils zwei Schüler stehen dann mit Warnwesten und Kellen an zwei Straßenübergängen bei der Schule. Wenn die Straße frei ist, lassen sie wartende Schüler überqueren. Dass er für diese Aufgabe eine Viertel Stunde eher aufstehen muss, stört den elfjährigen Yves nicht: „Ich finde es toll, dass wir anderen Schülern helfen können“, sagt er: „Wir sind auch gute Vorbilder.“

Schülerlotsen gibt es in Potsdam neben der Priesterweg-Schule nur noch an der Evangelischen Grundschule, sagt Polizeiobermeisterin Cathrin Lebedeff. Dabei sei das Angebot aber auch für weiteren Schulen wünschenswert. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ilona Bergmann ist Cathrin Lebedeff für die Präventionsarbeit an Potsdamer Schulen zuständig.

Es ist ein Vollzeitjob: Gestern morgen etwa waren Cathrin Lebedeff und Ilona Bergmann in der Waldstadt unterwegs und nahmen an der Theodor-Fontane-Oberschule Zum Teufelssee Fahrradprüfungen ab. Das ist eine Routine, der sich alle vierten Klassen stellen müssen. Denn Verkehrserziehung gehört zum Lehrplan, erklärt Ursula Lehmann, Klassenlehrerin der 4a.

Das Besondere bei der Fontane-Schule: Sie setzt als eine von fünf Potsdamer Schulen auf eine Praxisfahrt durchs Wohngebiet – als Ergänzung zur Theorie und dem Geschicklichkeits-Parcours bei der Verkehrswacht. Deshalb radelten gestern 35 Viertklässler die 1,4 Kilometer lange Strecke durch die Waldstadt und passierten dabei sechs Kontrollpunkte, an denen Eltern das sichere Verhalten prüften. Cathrin Lebedeff wünscht sich, dass mehr Potsdamer Schulen den Test im „öffentlichen Verkehrsraum“ durchführen: „Gefahren wird ja auch im Straßenverkehr“, sagt sie.

Nervös waren die Schüler gestern auch – trotz der guten Vorbereitung: „Ich habe Freunde angerufen und wir sind die Strecke vorher mit den Eltern abgefahren“, erzählte die zehnjährige Denise. Ihre Eltern erlauben ihr nach der Prüfung auch alleine zu radeln, berichtete sie. „Das ist umweltfreundlich und kostet nichts“, freute sich die Viertklässlerin.