
© Andreas Klaer
Umbau am Potsdamer Filmmuseum: Verhärtete Fronten
Streit um den Brandschutz im Filmmuseum: Die Schlösserstiftung weist den Vorwurf der Geldverschwendung zurück.
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Potsdam - Im Streit um den brandschutztechnischen Umbau des Filmmuseums verschärft sich die Tonlage. Der Berliner Architekt Georg Kohlmaier wirft der für die Sanierung verantwortlichen Schlösserstiftung jetzt die Verschwendung öffentlicher Mittel vor. Die Stiftung weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Wegen der Bauarbeiten überzieht Kohlmaier, der Anfang der 1990er-Jahre für die Innenmodernisierung von Potsdams ältestem Gebäude verantwortlich war, die Stiftung seit Wochen mit Vorwürfen. Tenor: Die Umbaumaßnahmen verunstalteten das Museum an vielen Stellen. Nun führt er ein 2005 für das Filmmuseum erstelltes Brandschutzkonzept des Berliner Brandschutzexperten Hartmut Preiß ins Feld, wonach viele der jetzt begonnenen Umbauten nicht nötig seien. „Mit diesem Gutachten ist klar, dass die Stiftung Geld verschleudert hat“, sagte Kohlmaier den PNN auf Anfrage. Bis zu 2,3 Millionen Euro kosten die Arbeiten. Kohlmaier: „Das ist ein Skandal, der auch den Landesrechnungshof interessieren wird.“ Außerdem erwäge er weiterhin juristische Schritte, um gegen die Baumaßnahmen vorzugehen, sagte der Architekt. Wie berichtet sieht Kohlmaier wegen der Umbauten sein Urheberrecht missachtet.
Die Stiftung wehrt sich gegen die neuen Vorwürfe. Das Preiß-Gutachten habe nicht mehr verwendet werden können, da seit 2008 neue gesetzliche Grundlagen für den Brandschutz gelten würden, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee: „Danach müssen wir uns richten.“ Unter anderem habe Preiß die Fenster im Obergeschoss des Museums als Fluchtwege vorgeschlagen – dies sei nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht zulässig. Auch sei das Papier nicht mit der Feuerwehr abgestimmt gewesen, so der Sprecher.
Architekt Kohlmaier, der in Potsdam unter anderem das Stadtwerke-Hauptquartier in der Steinstraße sowie in Berlin die Reichstagskuppel entworfen hat, hält dagegen: Anders als bei Neubauten könnten Brandschutzbestimmungen für ein bestehendes Museum oder Denkmal deutlich offener interpretiert werden. Unter anderem verweist er auf die Bauten auf der Berliner Museumsinsel mit offenen Raumfolgen und „atemberaubenden Durchblicken“. Für dieses glänzende Beispiel moderner Museumsarchitektur habe laut Kohlmaier wiederum ein Konzept des besagten Brandschutzexperten Preiß gesorgt. Gutachter Preiß selbst sagte den PNN am Dienstag, er habe den Streit zwischen Kohlmaier und der Stiftung bisher nur aus der Ferne verfolgt und sich noch keine Meinung gebildet.
Seit März 2013 ist das Filmmuseum wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen. Unter anderem wurde dabei anstelle der dekorativen Glaswand, die früher die Filmausstellung transparent abgrenzte, eine feste Wand aus Gipsbeton eingezogen. Eine charakteristische ovale Öffnung in der Decke des Erdgeschosses, durch die Besucher des ersten Stockwerks von oben auf die Dauerausstellung blicken konnten, wurde geschlossen. All diese Elemente seien von der Bauaufsicht als Brandschutzmängel klassifiziert worden, hatte die Stiftung zu ihrer Verteidigung argumentiert. Deswegen habe sogar die Schließung des Filmmuseums gedroht. Es gehe um die Sicherheit der Besucher. In zwei Wochen werde die Stiftung für Journalisten eine Führung durch das Museum anbieten, um die Notwendigkeit der Änderungen zu erläutern, kündigte Kallensee an. Die Bauarbeiten sollen noch bis Ende Juli dauern. Das Filmmuseum soll am 25. Oktober wieder öffnen – der Termin hatte sich bereits mehrfach verzögert. Unter anderem hatte die Stiftung mit kaputten Rohren und unerwartet auftretenden Schadstoffen zu kämpfen.
Das Barockgebäude in der Breiten Straße wurde 1685 als Orangerie gebaut und später als Pferdestall der Preußenkönige genutzt. Seine heutige Gestalt hat der Marstall seit einer Umgestaltung durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im 18. Jahrhundert. 1981 wurde in dem Bau schließlich das Filmmuseum gegründet.
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