zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Verliebt in Potsdam

Ein Amerikaner hat einen Video-Reiseführer für Potsdam gedreht – und kommt dabei regelrecht ins Schwärmen. Der Film soll Rucksackreisende in die Stadt locken

Von Katharina Wiechers

Stand:

Mike Corey ist von Potsdam regelrecht begeistert: „Diese Stadt ist voller Schlösser, Parks und einem Haufen Geschichte“, sagt der junge US-Amerikaner enthusiastisch in die Kamera. Mit kurz rasierten Haaren und schwarzem T-Shirt steht er auf der Kuppel der Nikolaikirche am Alten Markt und spricht ein paar einführende Sätze zu seinem Youtube-Film „Backpacker Survival Guide: Potsdam“ – auf Deutsch „Überlebenshandbuch für Rucksacktouristen in Potsdam“. In dreieinhalb Minuten gibt der Videoblogger in seinem Filmchen einen Überblick über die Potsdamer Parks, Schlösser und die anderen Sehenswürdigkeiten. Ein richtiges Handbuch ist der Kurzfilm, der seit einigen Wochen im Internet kursiert, nicht. Aber eine Werbung für die Stadt allemal.

Das ist kein reiner Zufall. Denn Auftraggeber für das Video war die Deutsche Tourismuszentrale in Frankfurt am Main, die Mike Corey mehrere „Survival Guides“ für deutsche Städte vorstellen lässt. Ziel dieses Projekts ist es, vor allem jüngere Reisende anzusprechen, sagt Petra Hedorfer, Vorsitzende der Tourismuszentrale. Neben Potsdam gibt es die Handbücher auch für Frankurt am Main und Erfurt, weitere Städte sind schon in Planung, so Hedorfer.

Vor allem die vielen Berlin-Touristen, die seit einigen Jahren die Hauptstadt überschwemmen, sollen mit dem aktuellen Video offenbar nach Potsdam gelockt werden. So lauten Mike Coreys ersten beiden Sätze: „Diese Stadt ist schön. Und sie ist auch nicht weit von Berlin. “ Und er filmt sich auch gleich bei seiner Fahrt nach Potsdam. Er ist mit der S 1 unterwegs – natürlich aus Berlin. Brav hält er sein „ABC“-Ticket in die Kamera.

Angekommen am Potsdamer Hauptbahnhof leiht man sich am besten ein Fahrrad, meint Corey, und erklärt auch genau, wo man ein solches finden kann: Nämlich zwischen den Gleisen 6 und 7. Dann werden die Anweiseungen allerdings etwas weniger konkret: Ein Stadtplan von Potsdam wird eingeblendet und Park Sanssouci, der Neue Garten und Park Babelsberg als Pflichtadressen für Potsdam-Neulinge hervorgehoben – garniert mit schönen Filmaufnahmen der jeweiligen „Highlights“. Dazu zählen etwa der Flatowturm oder die Gerichtslaube im Park Babelsberg, Schloss Cecilienhof im Neuen Garten und natürlich die Sehenswürdigkeiten im Park Sanssouci. Zu sehen sind dort selbstverständlich Schloss Sanssouci, das Belvedere, die Orangerie und das Neue Palais. „Potsdam zu besuchen ist wie der Besuch eines riesigen Schloss-Musuems“, meint Corey.

Was in dem Video eine Rolle spielt und was nicht, hat der junge US-Amerikaner nicht alleine entschieden. Unterstützt wurde er von der Deutschen Tourismuszentrale und der hiesigen TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, wie es aus Frankfurt heißt.

2013 hatte sich die Tourismuszentrale dem Thema „Junges Reiseland Deutschland“ verschrieben und nach Wegen gesucht, mehr junges Publikum als Touristen in die Bundesrepublik zu locken. In diesem Zusammenhang sei auch das Bloggerprojekt „Backpacker Survival Guides“ entstanden, wie Verbandschefin Hedorfer sagt.

Vor allem für junge Menschen sind Rucksackreisen – also Reisen mit leichtem Gepäck, ohne vorher gebuchte Hotels und festgelegte Routen – interessant. Deshalb entschied sich die Tourismuszentrale dafür, das junge Publikum mit einem Backpacker-Handbuch anzusprechen. Und das nicht in gedruckter Form, sondern als Video. Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Digitale Wirtschaft konsumieren 74 Prozent der Internetnutzer weltweit Online-Videos – 28 Prozent schauen jeden Tag Videos über ihr Mobiltelefon, sagt Hedorfer. „Die Arbeit mit Bewegtbild im Onlinesegment ist somit ein unerlässliches Kommunikationsinstrument, speziell bei der Ansprache jüngerer Zielgruppen.“

Eindeutig an jüngere Zielgruppen ist so auch Coreys Vorschlag zur Abendgestaltung in seinem „Backpacker Survival Guide“ für Potsdam gerichtet: Mit „locals“ – also Ortsansässigen – Hamburger essen und Bier trinken, und zwar im Hafthorn in der „Fridrick-Ibert-Straße“. Zu seinen Empfehlungen zählt weiterhin die alternative Bar „Olga“ in der Charlottenstraße, wo es Corey zufolge „ziemlich günstige Drinks und viele coole Leute gibt“.

Regelrecht ins Schwärmen kommt der junge Amerikaner bei seiner letzen Empfehlung: Auf einem Floß vom Verleih Huckleberry Tours an der Schiffbauergasse über die Havel schippern, bei Sonnenuntergang zusammen mit Freunden grillen und dann beim Schaukeln der Wellen einschlafen – das müsse jeder zumindest einmal im Leben gemacht haben, findet er.

Und am Schluss gibt Mike Corey ein Versprechen: „Du wirst dich in diese Stadt verlieben. Mir ist es definitiv so ergangen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })