
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Verschmutzte Luft trotz Pförtnerampeln
Potsdam findet keine Lösung für überhöhte Stickstoffdioxidwerte – allerdings sinkt die Feinstaubbelastung
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Trotz des Einsatzes von Pförtnerampeln für saubere Luft wird in Potsdam noch gegen geltende Grenzwerte für giftige Schadstoffe verstoßen. So bekommt die Stadt das Problem mit seit Jahren überhöhten Stickstoffdioxidwerten (NO2) nicht in den Griff. Der zulässige Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft wurde in der Zeppelinstraße mit 45 Mikrogramm und der Großbeerenstraße mit 47 Mikrogramm überschritten. Das bestätigte das Landesumweltamt am Donnerstag auf PNN-Anfrage.
Seit Mitte April versucht Potsdam, der Luftverschmutzung mit einem System aus 50 Messstellen und 30 computergesteuerten Ampeln zu begegnen. Die Verkehrssteuerung wurde vom Land mit 2,3 Millionen Euro gefördert. Auf mehreren Einfallsstraßen wird der Verkehrsfluss dosiert, wenn die Schadstoffbelastung steigt: Die Pförtnerampeln zeigen dann länger rot, lassen keinen neuen Verkehr in die Stadt. Eine „Grüne Welle“ soll zudem den Verkehr abfließen lassen. Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, etwas gegen die Schadstoffbelastung zu unternehmen, wenn regelmäßig Grenzwerte überschritten werden. Zur Wirkung der Pförtnerampeln konnte sich Thomas Frey, Sprecher des Landesumweltamts, nicht äußern: „Eine Bewertung ist noch nicht möglich.“ Die Stadt habe aber einen Gutachter beauftragt, der eine Expertise zu den Ampeln abgeben wird. Das Landesamt plane zunächst keine eigenen Untersuchungen, so Frey weiter. Von der Stadt hieß es, erste Ergebnisse würden nächsten Mittwoch im Hauptausschuss vorgestellt.
Doch in Potsdam und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark stoßen die Pförtnerampeln auf Kritik. Die Potsdamer CDU sowie der ADAC hatten eine Abkehr von den Pförtnerampeln gefordert. Ende August hatte es wegen teils kilometerlanger Rückstaus auf der Bundesstraße 1 von der Stadtgrenze bis nach Geltow sogar einen Krisengipfel im Rathaus gegeben. Die Gemeinde Schwielowsee fürchtet um den Status als Erholungsort für Geltow, wenn die Autos weiterhin die Ortsdurchfahrt verstopfen. Auf einer gemeinsamen Sitzung des Potsdamer Hauptausschusses und des Kreisausschusses von Potsdam Mittelmark hatte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) erst vergangene Woche seine Kritik erneuert. Der Landkreis sei von der Maßnahme überrascht worden. „Das belastet die Beziehung weiterhin“, so Blasig. Potsdams Verkehrsbeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) rechtfertigte das Ampelsystem. Die Planungen hätten bereits vor seinem Amtsantritt 2009 begonnen. Eine Umweltzone wie in Berlin sei für Potsdam keine Alternative, so der Dezernent.
In Potsdam ist der Straßenverkehr Hauptverursacher des Stickstoffdioxids. So steht es im geltenden „Stadtentwicklungskonzept Verkehr“. Deutlich wird das auch an aktuellen Messwerten: Die abseits von Hauptverkehrsstraßen stehende Messstation am Bassinplatz hat im Jahresdurchschnitt nicht einmal die Hälfte des zulässigen NO2-Wertes erreicht.
In Berlin ist der Ausstoß an Stickoxiden und Feinstaub seit dem Start der Umweltzone deutlich gesunken. Auch in Potsdam ist die Belastung mit Feinstaub 2012 erstmals seit drei Jahren unter geltende Grenzwerte gefallen. So wurden in der bisher schmutzigsten Straße – der Zeppelinstraße – nur noch an 28 Tagen die Grenzwerte überschritten. Erlaubt sind 35 Überschreitungen. Niedrigere Feinstaubwerte seien aber im gesamten Land Brandenburg zu beobachten, so das Landesumweltamt. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt argumentiert, die auftretenden Grenzwertüberschreitungen seien vor allem durch spezielle Wetterlagen mit Ostwind entstanden. Laut Umweltamt müssen bis 2015 die Grenzwerte für Feinstaub und No2 eingehalten werden, sonst können Bürger klagen und die EU-Kommission einschreiten.
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