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Landeshauptstadt: Versionen zweier Schlägereien

Opferverein und Polizei streiten um Straftaten

Stand:

Stern - Die Potsdamer Polizei und der Anti-Rechtsextremismus-Verein Opferperspektive streiten um die Bewertung zweier Gewaltdelikte, die sich jüngst im Potsdamer Wohngebiet Stern ereignet haben – und bislang öffentlich unbekannt geblieben sind. Beide Vorfälle hat die Opferperspektive in ihre Chronologie „rechter Gewalttaten“ im Land Brandenburg eingeordnet, jeweils seien Menschen mit ausländischer Herkunft angegriffen und beleidigt worden – während die Polizei die Ereignisse derzeit als Straftaten ohne besonderen Hintergrund wertet.

Der von beiden Fällen gravierendere hat sich demnach am 22. August ereignet, einem Samstag. Laut dem Opferhilfe-Verein habe demnach ein „polizeibekannter Rechter“ an einer Straßenbahnhaltestelle am Stern einen Afrodeutschen wegen seiner Hautfarbe beleidigt und dann „unvermittelt“ auf diesen eingeschlagen. Der Angegriffene sei dabei verletzt und dessen Brille beschädigt worden. Die Polizei sieht das Geschehen anders: Zwar sei der 19-jährige Angreifer aus Brandenburg a.d. Havel bereits wegen rechtsmotivierter Straftaten aufgefallen – jedoch läge dennoch nach bisherigen Erkenntnissen kein ausländerfeindliches Motiv vor, so Polizeisprecherin Diane Jende. Vielmehr habe der 19-jährige Afrodeutsche aus Berlin in einer Straßenbahn gesessen und laut Musik gehört. Eine ältere Damen habe ihn gebeten, die Lautstärke leiser zu stellen. Als er dem nicht nachkam, habe sich der 19-jährige Deutsche eingemischt, so Jende: „Es kam zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung.“ Der Konflikt sei schließlich an der Haltestelle eskaliert. „Die Ermittlungen dauern an.“

Noch größere Diskrepanz besteht bei der Schilderung eines Vorfalls, der sich am 20. August am Stern ereignete. Laut Opferperspektive sei ein Ehepaar aus dem ehemaligen Jugoslawien und dessen zwölfjährige Tochter rassistisch beleidigt und angegriffen worden: „Der Täter sagte dabei, dass er alle Kurden abbrennen wolle.“ Die Polizei kontert: Bei dem Vorfall, der sich in einem Imbiss ereignete, hätte die Familie laut Zeugen zunächst einige Gäste beschimpft. Zwischen der Familie und einem 51-jährigen Potsdamer habe es in der Folge „verbale und körperliche Auseinandersetzung gegeben“. Als schließlich Beamte vor Ort eintrafen, seien alle Mitglieder der bosnischen Familie unverletzt gewesen – ihr Gegner habe dagegen mehrere leichte Verletzungen davongetragen. „Hier ermitteln wir ebenso noch die Umstände“, so Jende. Auch weil die Hintergründe in beiden Fällen noch unklar seien, habe die Behörde verzichtet, die Delikte an die Presse zu melden. Schon in der Vergangenheit hatte es mehrmals erhebliche Unterschiede zwischen Meldungen der Opferperspektive und der Polizei gegeben – wer öfter Recht hatte, darüber existiert keine Statistik.HK

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