
© Andreas Klaer
Versorgung mit Sozialwohnungen schrumpft: Berechtigte haben es in Potsdam immer schwerer
Es gibt immer weniger Sozialwohnungen, jedoch mehr Potsdamer, die eine solche Wohnung haben wollen. Auch in den kommenden Jahren ist keine Besserung der Lage in Sicht.
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Immer mehr Potsdamer erhalten einen Wohnberechtigungsschein (WBS), doch immer weniger von ihnen bekommen auch eine günstige Wohnung. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervor. Demnach sind im Jahr 2023 insgesamt 2495 WBS erteilt worden. Das waren 420 mehr als im Jahr zuvor.
Anders sieht es jedoch bei der Zahl der vermittelten Wohnungen aus. „In 2023 konnten insgesamt 570 Haushalte mit WBS in eine Wohnung vermittelt werden“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) mit.
2022 konnte nach Rathausangaben 595 Haushalten eine geförderte und gebundene Wohnung durch den Bereich Soziale Wohnraumversorgung erfolgreich vermittelt werden. Im Jahr davor waren es noch 606 gewesen, 2020 waren es 702. Und 2019 konnte sogar 1166 Besitzern eines Wohnberechtigungsscheins eine Sozialwohnung vermittelt werden. Die Tendenz, eine Sozialwohnung zu bekommen, ist also rückläufig.
Das Verhältnis dürfte sich künftig weiter verschieben: Wie berichtet haben inzwischen deutlich mehr als die Hälfte aller Potsdamer Haushalte theoretisch Anspruch auf einen WBS. Die Zahl war deutlich angewachsen, auch weil die Einkommensgrenzen erhöht und eine neue Klasse geschaffen wurde.
Weniger Wohnungen für Bedürftige
Die Zahl der zur Verfügung stehenden Sozialwohnungen dürfte hingegen schrumpfen: Denn die bestehenden Mietpreis- und Belegungsbindungen laufen mit der Zeit ab, wenn die alten Förderkredite zurückgezahlt sind. Im Jahr 2020 gab es noch fast 6000 solcher Sozialwohnungen in Potsdam. 2026 werden es nur noch etwas mehr als 3000 sein.
Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) und der Geschäftsführer der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam, Bert Nicke, hatten wie berichtet Alarm geschlagen. Die Versorgung mit Sozialwohnungen sei bedroht. Angesichts der Preisentwicklung im Bausektor, der Zinsen und der enormen Nachfrage reichten die Fördermittel für günstige Wohnungen nicht mehr aus. Ändere sich nichts daran, stehe die Versorgung mit mietpreisgebundenen Wohnungen in Potsdam infrage. Außerdem könne die Pro Potsdam praktisch kaum noch Wohnungen sanieren.
Konkret geht es bei der Pro Potsdam um rund 1500 Wohnungen, deren Bau oder Sanierung sich verzögert oder ganz infrage steht. Dazu zählen Neubauten am alten Tramdepot oder in der Potsdamer Mitte ebenso wie geplante Sanierungen am Schlaatz.
Nach Angaben des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung stellen nicht mehr nur kommunale Unternehmen und Genossenschaften, sondern auch zunehmend private Wohnungsunternehmen Förderanträge. Deren Nachfrage nach Mitteln der sozialen Wohnraumförderung sei zuletzt deutlich gestiegen.
Angesichts der Entwicklung hat die Potsdamer Landtagsabgeordnete Marie Schäffer (Grüne) die Forderung ihrer Partei bekräftigt, kommunale, genossenschaftliche und gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften bei der Fördermittelvergabe zu bevorzugen. Wie berichtet fordern die Grünen außerdem eine Landeswohnungsgesellschaft, die Kommunen unterstützen soll. Die Brandenburger Linke hat ähnliche Ideen: Ihre wohnungsbaupolitische Sprecherin Isabelle Vandré hatte einen sofortigen Förderstopp aller Bauvorhaben privater Wohnungsunternehmen gefordert.
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