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Eine spezielle Aufgabe für Oberbürgermeister Jann Jakobs: Er zeigte der 106-jährigen Ilse Nowak und ihrem Sohn Günter den Landtag.

© A. Klaer

Oberbürgermeister führt Potsdams älteste Bürgerin durch den Landtag: Versprechen eingelöst

Zu ihrem 100. Geburtstag hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) Ilse Nowak versprochen, sie durch den neuen Landtag zu führen. Nun, nach sechs Jahren, hat er das Versprechen eingelöst. Die älteste Bürgerin Potsdams hat eine ganz eigene Beziehung zum originalen Stadtschloss.

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Potsdam - Selbst mit 106 Jahren Lebenserfahrung steht man mitunter vor Rätseln. „Wird das benutzt?“, fragte Ilse Nowak. „Nein, das ist Kunst“, erwiderte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Potsdams älteste Bürgerin Ilse Nowak besuchte am Freitagvormittag gemeinsam mit Jakobs den Landtag am Alten Markt. Mit Nowaks Frage waren die beiden versetzt aufgestellten Aluminiumpavillons gemeint, auf die ein reproduziertes Foto des Schlosses Sanssouci aufgebracht ist.

Jakobs: "Nett, dass Sie auf mich gewartet haben"

Das Gebäude selbst fand Nowak ganz schön, auch wenn sie am Ende des Rundgangs dann doch etwas erschöpft war. „Das ist ein großes Ereignis für mich“, sagte sie. Der Rundgang mit dem Oberbürgermeister war nämlich die lang erwartete Einlösung eines Versprechens. Zu Nowaks 100. Geburtstag hatte Jakobs die Idee – da war der Landtagsneubau anstelle des früheren Stadtschlosses gerade begonnen worden. Nach der Eröffnung Anfang 2014 dauerte es noch, bis ein Termin gefunden wurde. „Nett, dass Sie auf mich gewartet haben“, sagte Jakobs.

Zum Schloss hat Nowak eine besondere Beziehung – schließlich kennt sie das Originalbauwerk noch aus eigener Anschauung. „Früher sind wir hier immer gerodelt“, erinnerte sie sich beim Blick auf die Kutschauffahrt an der Breiten Straße. Dennoch bot ihr der Rundgang auch Gelegenheit zu neuen Einblicken. „Früher durfte man hier nicht einfach so rein“, sagte sie. Überraschung stand ihr denn auch ins Gesicht geschrieben, als sie das sogenannte Schaufenster sah – ein Raum im Erdgeschoss mit Glasfußboden, durch den man auf den originalen, tiefer liegenden Boden des alten Gartensaales blicken kann. Das Bassin im Boden ähnelt einem antiken Swimmingpool. „Da fehlen nur noch die Fische“, kommentierte Nowak. In dem Saal pflegte einst der Große Kurfürst zu speisen, außerdem wurden dort Tote aufgebahrt, wie Radka Stieler vom Besucherdienst des Landtags erklärte. „Aber dabei hat man natürlich nicht gegessen“, sagte sie. Weniger gefesselt war Nowak hingegen vom kürzlich am Eingang zum Plenarsaal angebrachten weißen Adler. Aber vielleicht lenkte sie auch die Erwartung einer spektakulären Aussicht über Potsdam ab. „Der Oberbürgermeister bringt Sie jetzt aufs Dach“, so Stieler. „Dafür bin ich da“, erwiderte Jakobs.

Seit 1913 in Potsdam

Nowak und der Oberbürgemeister kennen sich schon gut. Seit ihrem 100. gratuliert er ihr jährlich – so wie den anderen 34 Potsdamern, die mehr als 100 Lebensjahre zählen. Auch eine Glückwunschkarte gibts immer dazu. Langsam wäre allerdings ein neues Motiv wünschenswert, wie Sohn Günter sagte. Der 61-Jährige hat noch zwei ältere Brüder und begleitete seine Mutter beim Rundgang.

Nowak lebt heute im Emmaus-Haus in der Eisenhartstraße. Dort hatte sie Jakobs auch persönlich abgeholt. Sie kam 1913 nach Potsdam, weil ihr Vater als Soldat hierherversetzt wurde. An der Potsdamer Handels- und Gewerbeschule lernte sie ihren Beruf als Lehrerin und unterrichtete an Schulen in Potsdam, Belzig und anderen Brandenburger Orten. Noch heute lese sie täglich – ohne Brille – und pflege ihr Hobby, Rechtschreibfehler in Zeitungsartikeln aufzuspüren.

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