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Unternehmen in Potsdam: Vertrauen in den Standort

Mehr als zwei Jahre nach der Übernahme des Potsdamer Werks will Magna Steyr weiter investieren

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Noch in diesem Jahr soll es so weit sein: In das Potsdamer Werk des Magna-Konzerns soll weiter investiert werden. Mit einer Summe im oberen sechsstelligen Bereich soll die Technologie für die Fertigung von Druckluftbehältern weiter modernisiert werden. Das sagte Waldemar Raaz, Manager zweier Werke der Konzerntocher Magna Steyr, den PNN. „Das ist schon beschlossen“, so Raaz. Die neue Lasertechnik zum Beschneiden der Teile für die Behälter soll zum Jahresende installiert werden. Dann stehen Produktionspausen und Werksurlaub an, sodass an den Maschinen ohnehin Modifikationen vorgenommen werden.

Die Investition zeige das Vertrauen des Mutterkonzerns in den Standort Potsdam, so Raaz. Die Geschäftslage sei trotz eines schwierigen Umfelds in der Automobilindustrie stabil. Viele europäische Märkte entwickeln sich laut Raaz „eher konservativ“ – das heißt es läuft schlecht. Hingegen gehe es in Ländern wie Brasilien und Russland aufwärts. Nach der Krise vor wenigen Jahren sei man in der Branche vorsichtiger mit euphorischen Prognosen.

Im Umfeld der Wirtschaftskrise war 2010 auch Erhard & Söhne, der Vorbesitzer des Werks in der Friedrich-Engels-Straße, in wirtschaftliche Schieflage geraten. Erst im September 2009 war die Fabrikhalle am ehemaligen Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) eröffnet worden. Rund 20 Millionen Euro investierten die Mittelständler eigenen Angaben zufolge in den Standort. Die Werksgründung wurde als zweite große industrielle Wiederansiedlung nach dem Süßwarenhersteller Katjes gefeiert. Bis zu 100 Arbeitsplätze wurden in Aussicht gestellt. Doch dann der Schock: Der Tanksystemspezialist aus dem baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd stand im Herbst 2010 kurz vor der Insolvenz – zu viele Schulden, zu wenig Einnahmen. Dann stieg die „Fuel Systems“-Sparte von Magna Steyr ein.

Seitdem konzentriert man sich in der Potsdamer Niederlassung auf das Wesentliche: Die Herstellung von Druckluftbehältern für die Autoindustrie. Benutzt werden die Hohlkörper in verschiedenen Größen für Bremssysteme und zur Niveauregulierung von Lastkraftwagen und Bussen.

Hauptabnehmer ist derzeit Daimler. Gleich mehrere der Potsdamer Druckluftbehälter werden unter anderem in die Lkw des Typs Actros eingebaut. Der Lkw verkauft sich sehr gut. Deshalb werden auch viele Druckluftbehälter gebraucht. „Wir profitieren vom Erfolg“, so Raaz.

In der hellen Werkshalle spucken die Maschinen alle paar Sekunden einen neuen Behälter aus. „Wir haben uns vor allem auf die Qualität und die Effizienz konzentriert“, sagte Werksleiter Michael Grabner. Alles ist durchorganisiert. Zwischen den großen Maschinen sind nur wenige Menschen zu sehen. Sie sind vor allem mit der Qualitätskontrolle beschäftigt und werden besonders gebraucht, wenn mal etwas nicht planmäßig funktioniert. „Wir haben hier Mitarbeiter, die können am Klang der Maschine erkennen, wo etwas nicht rund läuft“, so Grabner. Ausgangspunkt für die Behälter ist immer eine dicke Rolle Stahlblech. Daraus werden Teile geschnitten, gebogen und anschließend mit einem Präzisionslaser verschweißt. Bei dem Verfahren entsteht nicht der sonst übliche Schweißwulst. Das ist wichtig, damit sich anschließend die Antirostbeschichtung gleichmäßig verteilt. Damit die Teile künftig noch genauer zueinanderpassen und schneller produziert werden können, soll nun eine neue Maschine das Blech mit einem Laser zurechtschneiden.

Für die komplizierte Technik braucht Magna Steyr qualifizierte Mitarbeiter. Derzeit lernen im Werk drei Azubis. Dammit sei die Mannschaft komplett, so Grabner. 46 Beschäftigte arbeiten in zwei Schichten. Dabei werde es auch erst mal bleiben. Eine Erweiterung sei nur möglich, wenn es neue Großaufträge gebe. Dafür brauche man aber einen langen Atem.

HINTERGRUND

Magna ist ein kanadischer Konzern mit Sitz in Aurora im kanadischen Bundesstaat Ontario. Das Unternehmen wurde 1957 von dem aus der Steiermark stammenden Auswanderer Frank Stronach gegründet. Heute hat der Konzern weltweit etwa 120 000 Mitarbeiter und 315 Werke in etwa 30 verschiedenen Ländern. Der Automobil-Zulieferer stellt nach eigenen Angaben praktisch alles her, was man für ein Auto braucht. Das Potsdamer Werk gehört sei 2011 zu Magna Steyr, einer Gruppe des Konzerns mit Hauptsitz in Graz. Magna wurde in Deutschland durch ein Übernahmeangebot für den Autohersteller Opel bekannt. (mar)

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