Landeshauptstadt: Viel Einigkeit und eine fehlende Reibefläche
Kandidaten-Talk zur Oberbürgermeisterwahl in Potsdam-West spannungsarm, da ohne den Amtsinhaber
Stand:
Die großen Beißereien blieben aus. Vielleicht lag es auch daran, dass den Kandidaten die Figur mit der größten Reibungsfläche fehlte – Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) war zum Kandidaten-Wahltalk, zu dem die Linken am Dienstagabend ins Casino vis-à-vis vom Artspeicher eingeladen hatten, nicht erschienen.
So konnten denn Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke), Marcel Yon (FDP), Barbara Richstein (CDU) und Benjamin Bauer (Die Andere) ihre Kritik am Führungsstil des Rathauses nur an ein Phantom richten. Und an die rund 70 Gäste im Publikum natürlich. Dabei offenbarten die Kandidaten im Kampf um das Amt des Oberbürgermeisters in überraschend vielen Punkten Einigkeit. Etwa beim Wohnungsproblem. Dass hier schleunigst etwas getan werden muss, fanden alle vier. Scharfenberg etwa vermisste ein Wohnungsbaukonzept. Der Wohnungsbau müsse bei der Verwaltung „endlich höchste Priorität“ bekommen, forderte er und ließ Kritik an der Pro Potsdam folgen: Er habe „kein Verständnis dafür“, dass die städtische Baugesellschaft ihr Potenzial „nicht ausschöpfe“. Das Unternehmen müsse eine „stärkere soziale Ausrichtung“ bekommen, verlangte der Chef-Linke. Yon machte als „größtes Problem der Stadt“ ihre Führung aus. In „fast allen Bereichen“ fehle es an durchdachten Konzepten – vom Verkehr bis zum Wohnungsbau. Bauer warb dafür, den Minderheiten eine größere Stimme zu geben. Die Stadt müsse „mit gesundem Menschenverstand“ regiert werden und nicht nach dem Parteibuch. Richstein wünschte sich mehr Ordnung und Sicherheit, etwa durch vermehrte Kontrollen des Ordnungsamtes, auch außerhalb der regulären Dienstzeiten.
Bei den Problemen des Stadtteils gab es ebenfalls viel Übereinstimmung: das schlechte Erscheinungsbild des Bahnhofs Charlottenhof oder die geschlossene Gesundheitsgasse am früheren Kino „Charlott“. Bei letzterem Problem sehe er nur eine Lösung, sagte Scharfenberg. Die Stadt müsse das Grundstück erwerben. Er werde sich daher für Verhandlungen mit dem privaten Eigentümer einsetzen. Bauer monierte, die Verwaltung hätte schon viel früher mit der Deutschen Bahn über eine Sanierung des Bahnhofs verhandeln müssen. Einsetzen wollen sich alle Kandidaten für eine Verbesserung des Sport- und Freizeitangebots in Potsdam-West. Der Publikumsvorschlag, das neue Gymnasium nach Salvador Allende zu benennen, fand Zuspruch. pee
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: