Landeshauptstadt: „Viel Raum für Ideen“
Der Treffpunkt Fahrland ist 15 Jahre alt geworden: Thomas Liebe leitet den Jugendclub seit 1992
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Thomas Liebe zeigt gern, was er in 15 Jahren mit den Jugendlichen des Treffpunkt Fahrland so erlebt hat. Eine DVD mit Bildern hat er eingelegt, zu sehen sind Fotos aus dem vergangenen Jahr: Jugendliche beim Skatspielen, Jugendliche beim Billard im Club, Jugendliche mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und vielen Bierflaschen bei der Fußball-WM, die in und vor dem Club augenscheinlich ausgiebig gefeiert wurde. „Die Jugendlichen hier machen das Programm selbst, wir begleiten sie dabei aber pädagogisch“, umreißt der 51-Jährige das Selbstverständnis des Clubs. Am Dienstag war der offizielle 15. Geburtstag des Hauses, morgen kommt Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller vorbei um zu gratulieren. „Richtig gefeiert wird allerdings erst am 2. Juni, zum Kindertag“, sagt Liebe.
Nach eigenen Angaben stellt sich Liebe auch heute noch die Frage: Wie gehen meine Jugendlichen mit ihrem Leben um? Seit 1992 muss er diesen Gedanken verfolgen: Damals initiierte er die Einrichtung des Clubs, ebenso die Gründung des Trägervereins. Denn bis Sommer 1991 war der Treffpunkt eines der drei Gebäude der Polytechnischen Oberschule des Ortes. Die Gemeinde befürwortete die Nutzung des alten Gebäudes als Jugendeinrichtung, denn bis dahin gab es in Fahrland keinen Jugendclub. Die Nachfrage sei auf Anhieb gut gewesen. Noch immer zählt Liebe etwa 50 Stammgäste. Auf den Bildern im Club zeigt er die Gesichter von früher: „Ein paar kommen immer noch vorbei, nur eben nicht mehr so oft.“
Auch die Zahl der Vereinsmitglieder sei mit der Zeit gewachsen, so Liebe. Zur Zeit seien es 51 Mitglieder. Zudem betreibe der Verein in Fahrland auch die Mehrheit der Häuser, die mit jungen Leuten zu tun haben – der Treffpunkt Fahrland e.V. ist zugleich für den Schulhort und eine Kita im Ortsteil zuständig. „Wir finanzieren unsere Arbeit über Zuschüsse der Stadt, Spenden und die Beiträge der Vereinsmitglieder“, sagt Liebe.
So hat Liebe den Club wachsen sehen: Inzwischen gibt es einen Kraftraum, ein Tischtenniszimmer, eine Mini-Küche samt Tresen, einen Fernseher mit DVD-Player, eine größere Tanzfläche. „Da gibt es viel Raum für Ideen“, so Liebe. Auch dafür hat er viele Bilder: Sie zeigen, wie Jugendliche etwa die vergangene Silvesterfeier vorbereiteten.
„Eigentlich wollte ich mit 50 die Jugendarbeit aufgeben sagt Liebe. Doch solange man ihn als Leiter der Einrichtung akzeptiert, will er bleiben. Auf eine Sache verweist er stolz: „Wir haben bisher alle Probleme ohne Gewalt gelöst, es wurde bei uns noch nie jemand ausgegrenzt." Allerdings: Noch immer ärgert er sich über einen Bericht der PNN. 2005 hatten zwei Journalistinnen dieser Zeitung in einer Reportage dargestellt, dass der Club nicht energisch genug gegen rechtsextreme Jugendliche innerhalb seines Klientels vorgehe. Thomas Liebe verwahrt sich gegen solche „Unterstellungen“. Es habe beispielsweise Fahrten in das Konzentrationslager Buchenwald gegeben. Zudem sei der Club für alle Jugendlichen im Einzugsgebiet offen: „Hierher kommen auch viele Jugendliche aus Aussiedlerfamilien oder mit Migrationshintergrund.“ Henri Kramer/ Winfried Gutzeit
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