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Homepage: Viele Absolventen wollen bleiben Studie: Fachkräfte stärker in der Region halten

Ein großer Teil der Studierenden im westlichen Brandenburg will nach dem Abschluss in der Region bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Potsdam im Auftrag der IHK Potsdam.

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Ein großer Teil der Studierenden im westlichen Brandenburg will nach dem Abschluss in der Region bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Potsdam im Auftrag der IHK Potsdam. Demnach würden gerne 43 Prozent der Befragten hierbleiben. Vorrangig wollen die Studierenden in Berlin und Brandenburg nach einer Stelle suchen, es folgen Hamburg und Sachsen als Wunschziele. Allerdings ist der größte Teil der Studierenden (52 Prozent) noch unentschlossen, wenn er sich zwischen einem Arbeitsplatz in Brandenburg oder einem anderen Bundesland entscheiden müsste. „Diese zukünftigen Fachkräfte können für den regionalen Arbeitsmarkt gewonnen werden, wenn ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden“, so die Studie. Vor allem gutes Betriebsklima, interessante Arbeitsinhalte und Arbeitsplatzsicherheit würden dabei für die Studierenden zählen.

Befragt wurden für die Erhebung vom Lehrstuhl Organisation und Personalwesen der Uni Potsdam 1543 Studierende der drei Potsdamer Hochschulen (Uni, FH, Filmhochschule) sowie der FH Brandenburg. Somit seien die Ergebnisse zumindest für Westbrandenburg repräsentativ, hieß es von der IHK. Während in der Studie der Anteil von über 40 Prozent Absolventen, die hierbleiben wollen, als relativ hoch bewertet wird, sieht man das an der IHK Potsdam anders. Zur Vorstellung der Studie sagte IHK-Präsident Victor Stimming am Donnerstag in Potsdam, dass das Ergebnis auch bedeute, dass 60 Prozent der Hochschulabgänger nicht hierbleiben wollen. Davon müsste man mehr in der Region halten. Grundsätzlich forderte Stimming, dass das Verhältnis von Studienabsolventen zu Facharbeitern vernünftiger austariert werden müsste. Derzeit gebe es im Verhältnis zu „normalen“ Berufsabsolventen zu viele Studierende im Land. „Wir können keine Volkswirtschaft bilden, die nur aus Akademikern besteht“, sagte Stimming. Auch könne man nicht nur für den Dienstleistungssektor ausbilden, während das Rückgrat Brandenburgs die exportorientierte Industrie sei. Mit einer Exportquote von rund 60 Prozent habe man mittlerweile Berlin überholt.

Ein Problem sieht der Potsdamer IHK-Chef auch darin, dass viele der von außen kommenden Studierenden das Land nach ihrem Abschluss wieder verlassen würden. An der Potsdamer Universität würden nach seinen Informationen ein Drittel der Abgänger nicht im Land bleiben: „Dabei besteht die Frage, ob das richtig ist.“ Das sei vielleicht gut für Europa, aber weniger gut für die Region. Stimming wandt sich gegen einen weiteren Aufwuchs der Studienplatzkapazitäten in Brandenburg. Seine Sichtweise dürfte Zündstoff in der Diskussion um die Einsparungen an den Hochschulen sein. Denn die Hochschulpräsidenten des Landes gehen ganz im Gegenteil davon aus, dass eine hohe Zahl von Studienabsolventen dafür gebraucht werde, um eine kritische Masse für die wirtschaftliche Entwicklung zu bilden. Daher müsste ein durch Einsparungen bedingter Abbau von Studienplätzen in jedem Fall verhindert werden.

Stimming hingegen betont die große Bedeutung der Berufsausbildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. „Wir brauchen auch gut ausgebildete Fachkräfte, die Maschinen richtig bedienen können“, sagte er. Das würde derzeit noch die Wettbewerbsfähigkeit von deutschen Produkten im Vergleich zu den USA ausmachen, wo es keine vergleichbare Berufsausbildung gebe. Schwierig sei aber, dass mittlerweile rund ein Drittel der Berufsbewerber schlecht ausgebildet sei. „Wenn von den anderen zwei Dritteln die Mehrzahl an die Hochschulen geht, bleibt für die Berufsausbildung nicht mehr viel übrig.“ Im Vorjahr habe man rund 500 Ausbildungsstellen im Kammerbezirk Potsdam nicht adäquat besetzen können. Vor diesem Hintergrund sei es auch fraglich, ob es so viele Abiturienten im Land geben sollte. Wichtiger sei es, das Bildungsniveau an den anderen Schulformen zu erhöhen. „Wenn wir zu viele Schulabgänger studieren lassen und diese nach ihrem Abschluss abwandern, fehlen sie als Fachkräfte im technischen Bereich“, sagte Stimming. Die IHK vergebe nun 30 Deutschlandstipendien an hochqualifizierte Studierende aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich, um sie besser an die Region und hiesige Unternehmen zu binden.

Die meisten für die Studie befragten Studenten erwarten, dass sie Schwierigkeiten bei der Jobsuche in Brandenburg bekommen. Zwar spreche die Nähe zu Berlin und der Naherholungswert für die Region. Doch ein schwieriger Arbeitsmarkt und schlechte Bezahlung werden als Minuspunkte gesehen. Jan Kixmüller

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