zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Villa Schöningen für alle 800 Besucher / Döpfner will Baustart im Herbst

Berliner Vorstadt – Diese Einladung haben die Potsdamer gerne angenommen: Insgesamt 800 Besucher strömten gestern in die Villa Schöningen. Dabei hatten die Veranstalter nur mit drei Führungen á 30 Personen gerechnet.

Stand:

Berliner Vorstadt – Diese Einladung haben die Potsdamer gerne angenommen: Insgesamt 800 Besucher strömten gestern in die Villa Schöningen. Dabei hatten die Veranstalter nur mit drei Führungen á 30 Personen gerechnet. Das Gebäude in der Schwanenallee 86 war am Unesco-Welterbetag zum ersten Mal seit der Schließung vor 14 Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Das enorme Interesse wertete der neue Eigentümer Mathias Döpfner, Vorstandschef der Axel Springer AG, als „ein sehr gutes Signal“: „Das zeigt für mich, welche Gefühle dieses Haus auslöst.“

Die Führung durch die baufälligen Räume ließ sich Döpfner gestern Nachmittag nicht nehmen. Er habe in den vergangenen Wochen viele Briefe und E-mails erhalten, in denen Leute von ihren Erinnerungen an das Haus, dass jahrzehntelang an der innerdeutschen Grenze stand, erzählten: „Ich war überwältigt von der Emotionalität“.

Döpfner hatte die Persius-Villa Ende März zusammen mit dem Bankier Leonhard H. Fischer vom Berliner Bauunternehmer Dieter Graalfs gekauft. Nach der Sanierung soll daraus ein „öffentlicher Ort“ werden, wie der Bauherr gestern unter dem Applaus der Besucher betonte. Das verspricht auch ein Poster in Hausgröße, hinter dem sich die Villa seit dem Wochenende versteckt: „Hier entsteht die Villa Schöningen. Für Alle!“, so der Schriftzug über einer Lithographie von Persius, die den Zustand des Areals Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt.

Baustart für das geplante Kulturzentrum könnte bereits in diesem Herbst sein, so Döpfner. Momentan laufe ein Architektenwettbewerb mit drei Potsdamer Architekturbüros. In ein bis zwei Monaten rechne er mit den Ergebnissen, dann müsse das Projekt in die Genehmigungsphase. In der Villa soll ein Restaurant eröffnen, möglicherweise auf der repräsentativen ersten Etage. Außerdem soll es Räumlichkeiten für Ausstellungen und Konzerte geben. Fertig sein könnte das Ganze bereits in zwei Jahren, so Döpfner: „Wenn“s nach uns geht.“

Momentan ist das Gebäude allerdings eine Baustelle: Drinnen ist es wegen der vernagelten Fenster düster. Das Parkett, oft mit hässlichem Linoleum überklebt, ist in vielen Räumen zum Teil herausgerissen, Tapeten heruntergefetzt. Trotzdem ist die ursprüngliche Schönheit des Gebäudes noch zu erahnen: Es sind Details wie die vergoldeten Stuck-Sterne an der Decke des Treppenhauses oder die Kaskadendecke mit Rosetten im ehemaligen Wohnzimmer auf der ersten Etage. Die zerbrochene Kamineinfassung in diesem schönsten Zimmer besteht aus Carrara-Marmor, berichtete Dirk Heydemann, der gestern durchs Haus führte.

In der Villa führt die Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH zur Zeit bauvorbereitende Maßnahmen durch. Momentan werden Boden- und Holzgutachten sowie Statikgutachten durchgeführt, erklärte Roland Schulze den PNN. Auch eine Schwammbeseitigung müsse vorgenommen werden.

Unter den Gästen war gestern auch Fernsehjournalist Günther Jauch mit seiner Frau. Das Haus, über dessen Geschichte er viel gelesen habe, sei „in dem Zustand hoffentlich so lange nicht mehr zu sehen“. Jana Haase

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })