Homepage: Visionen vom Gesicht der Landschaft Ästhetik und Funktion der Kulturlandschaft
Bevor die ersten Siedler in das Gebiet des heutigen Brandenburgs kamen, gab es hier nur Sumpf und Wald. Was wir heute als Kulturlandschaft erleben, trägt die Handschrift jahrtausendealter Besiedlung.
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Bevor die ersten Siedler in das Gebiet des heutigen Brandenburgs kamen, gab es hier nur Sumpf und Wald. Was wir heute als Kulturlandschaft erleben, trägt die Handschrift jahrtausendealter Besiedlung. Rodungen, Trockenlegung, Landwirtschaft und Bebauung haben die Landschaft geprägt. Gibt es nun so etwas wie ein nachhaltiges Management, um diese Landschaft weiter zu formen? Ein Kreis von Wissenschaftlern traf sich auf Betreiben von Kulturland Brandenburg, dem Klimafolgenforschungs Institut (PIK) und dem Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) unlängst im Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte, um das Spannungsfeld der Kulturlandschaft zwischen Funktionalität und Ästhetik auszuleuchten. „Anschauung ohne Verstand ist blind, Verstand ohne Anschauung ist leer“, gab man von Kant entlehnt als Motto der Tagung voraus. Freilich blieben die Agrar- und Klimaforscher, Geographen und Biologen mehr auf der Seite der Funktionalität und des Verstandes als bei Anschauung und Ästhetik. Doch schließlich muss man sich mit der Materie ja auch auskennen, um ihr die richtige Form zu geben. Die Ästhetik dann brach sich zwischen den Zeilen Bahn. Da sprach der ZALF-Agrarforscher Dr. Karl-Otto Wenkel vom Mosaik verschiedener Landschaftsformen und hatte auch Bilder parat, von Getreideäckern, durchbrochen von kleinen Biotopen um Seen und trockene Kuppen herum. Oder da visionierte Klimaforscher Dr. Manfred Stock vom florierenden Weinbau zwischen Elbe und Oder, immerhin sei der rote Dornfelder vom Werderaner Wachtelberg Jahr für Jahr ausverkauft. Hier trifft sich also das Nützliche mit dem Angenehmen – und verändert das Gesicht der Landschaft. Der prognostizierte Klimawandel und die Umstellung der Landwirtschaft auf Rohstoffe für erneuerbare Energien (etwa Biokraftstoffe, Windkraft) sind wohl die einschneidendsten Umbrüche die auf Brandenburg in den kommenden Jahrezehnten zukommen. Mit Folgen für das gesamte Landschaftsbild. Heute schon streitet man sich um Nutzen und Schönheit von Windkraftanlagen, die zunehmende Grundwasserverknappung zwingt zur Umnutzung der Sickergräben und zum Umbau der Wälder. So sollte etwa, so die Forschung, die in der Mark weit verbreitete Kiefer streckenweise wieder durch Misch- und Laubwald ersetzt werden. Denn dieser fördert das Versickern von Regenwasser und sorgt damit für Grundwasser. Was die Entwässerungsgräben betrifft solle man sie nicht einfach zuschütten. Sie können auch heute noch sinnvoll zum Zurückhalten von Wasser genutzt werden. „Es geht um das Offenhalten der Kulturlandschaft bei gleichzeitiger Stabilisierung des Gebietswasserhaushaltes“, so Dr. Wenkel. Was sind die Fakten? Mit dem Klimawandel wird nach Modellrechnungen des PIK eine dramatischer Rückgang an Niederschlägen einhergehen. Bei einer durchschnittlich zwei Grad höheren Mitteltemperatur dürfte es in 50 Jahren 25 bis 175 Millimeter weniger Regen geben, rechnet Dr. Stock vor. Während das Klima dann sogar südliche Rotweine wie den Cabernet Sauvignon an der Havel gedeihen lässt, dürfte der Grundwassermangel die größeren Sorgen bereiten – ein Rückgang von 40 Prozent wird erwartet . Zumal Geologen eine zunehmende Versalzung des Grundwassers beim Absinken des Wasserspiegels erwarten. Der Waldumbau, den Brandenburg in diesem Jahr mit 7,5 Millionen Euro fördert, ist demnach eine wichtige Aufgabe, die fortgeführt werden muss. Denn, so erklärt Dr. Martin Jenssen vom Waldkunde-Institut in Eberswalde, bis sich die Umforstung auf Laubwald für den Grundwasserhaushalt auszahlt, gehen mindestens 100 Jahre ins Land. Jan Kixmüller
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