Ortstermin: Neues Arbeits- und Umweltministerium in Potsdam: Vollkornteig im Geisterhaus
Marco Zschieck besucht die symbolische Schlüsselübergabe für den Neubau des Arbeits- und des Umweltministeriums in Potsdam. Erwähnenswert: Das Bauvorhaben wird pünktlich fertig und kostet auch nicht mehr als ursprünglich geplant.
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Potsdam - Manche Begebenheit wird erst durch den Kontext erwähnenswert. Wenn Unerwartetes mitgeteilt wird – die Ausnahme von der Regel. In Brandenburg ist es zum Beispiel erwähnenswert, wenn ein öffentliches Bauvorhaben zum beabsichtigten Zeitpunkt fertiggestellt wird und dabei auch nicht mehr kostet als geplant. „Wir sind im Kosten- und im Zeitrahmen“, sagt der jeweils Verantwortliche dann üblicherweise. Finanzminister Christian Görke (Linke) bildete – zumindest in dieser Hinsicht – am Montag keine Ausnahme.
Anlass war die symbolische Schlüsselübergabe für den Ministeriumsneubau in der Henning-von-Tresckow-Straße. 79,3 Millionen Euro zahlt das Land insgesamt für Finanzierung, Planung, Bau und 30-jährigen Betrieb des Bürokomplexes. Etwa 25 Millionen davon muss das Land in den kommenden 30 Jahren für den Betrieb an den Baukonzern Strabag zahlen. Denn der graue Klotz ist Brandenburgs vorerst letztes Bauprojekt in sogenannter öffentlich-privater Partnerschaft – ein Finanzierungsmodell, das das Land seit 2010 nicht mehr anwendet, weil es für die öffentlichen Kassen unter dem Strich teurer ist als selbst zu bauen. Man konnte ja schließlich nicht ahnen, dass der private Partner bei solchen Geschäften etwas verdienen will, oder? Die Verträge für den Ministeriumsbau in der Potsdamer Innenstadt waren zu diesem Zeitpunkt aber schon gemacht. Da kann auch der jetzige Finanzminister nachträglich nichts ändern. Nur wiederholen soll sich das Szenario nicht mehr, wie Görke am Montag nochmals bekräftigte.
Übergeben wurde das moderne Gebäude in Nachbarschaft des Kultur-, Innen- und Infrastrukturministeriums bereits Ende Juni. Seitdem sind das Arbeits- und das Umweltministerium dorthin umgezogen, die vorher an verschiedenen Standorten verteilt waren. Die Staatskanzlei und alle weiteren Ressorts bleiben in der Heinrich-Mann-Allee. Der Umzug sei im laufenden Betrieb reibungslos vonstattengegangen, wie Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) – der neue Hausherr – vor den im betonierten Innenhof aufgestellten Mitarbeitern sagte. Vogelsänger muss sich die Macht im Haus mit Arbeits- und Sozialministerin Diana Golze (Linke) teilen, die beteuerte, auch wenn das Haus nicht den Namen der ersten Sozialministerin Brandenburgs trage, werde doch der Geist von Regine Hildebrandt in ihm wohnen.
Damit es keinen Streit gibt, bekamen am Montagvormittag sowohl Golze als auch Vogelsänger einen der geschätzt 80 Zentimeter langen symbolischen Schlüssel überreicht – beide „Made in Brandenburg“ und zwar aus Vollkornteig. Arbeitsministerin Golze bekam ihn, weil Arbeit darin stecke, Landwirtschaftsminister Vogelsänger wegen der Zutaten, die in sein Ressort fallen.
Immerhin, mit den gebackenen Schließwerkzeugen war zumindest eine Notfallration an Kohlenhydraten aufgeboten worden. Abgesehen davon mussten Mitarbeiter und Gäste jedoch darben. Auch Getränke fehlten. Nicht mal Wasser gab es. Angesichts der Mangelversorgung wäre es natürlich auch unverantwortlich gewesen, die Landesbediensteten am wohl letzten heißen Sommertag länger als unbedingt nötig im Innenhof zu versammeln. Nach gut zehn Minuten war schon alles vorbei. Man hielt sich preußisch knapp. Dann hieß es: Alle wieder an die Arbeit. Die Mitarbeiter zögerten kein bisschen – gut klimatisierte Innenräume verleiten im Sommer offenbar zur Büroarbeit. Auch den Finanzminister dürfte die Veranstaltung gefreut haben: Sie war mit Sicherheit im Kosten- und im Zeitrahmen.
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