Sport: Vom Beachsand aufs Standesamt und ins Babyjahr Potsdams Beachvolleyballer Andreas Scheuerpflug plant nach zwei internationalen Turniersiegen in 48 Stunden künftig ohne den Hochleistungssport
Von Michael Meyer Er konnte es zunächst selbst noch gar nicht richtig fassen, deshalb sprudelte es gestern auch fast noch ein bisschen ungläubig aus ihm heraus. „Das ist wirklich sensationell.
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Von Michael Meyer Er konnte es zunächst selbst noch gar nicht richtig fassen, deshalb sprudelte es gestern auch fast noch ein bisschen ungläubig aus ihm heraus. „Das ist wirklich sensationell. Gleich zwei so bedeutende Turniere hintereinander in kurzer Zeit zu gewinnen, das ist vor uns noch keiner Mannschaft gelungen“, sagte Andreas Scheuerpflug, der nach dieser Saison die internationale Beach-Bühne verlassen wird, den PNN. Dem Potsdamer Beachvolleyballer gelang in der Tat Großes, ja bisher Einmaliges: 48 Stunden nach seinem ersten Grand-Slam-Sieg in Klagenfurt – dem „Wimbledon des Beachvolleyballs“ – gewann der Routinier mit seinem Partner Christoph Dieckmann aus Berlin auch die mit 100 000 Euro dotierten Swiss Open der Europa-Tour in Luzern. Im Finale setzten sich die beiden Olympia-Fünften gegen die Olympia-Dritten Patrick Heuscher und Stefan Kobel (Schweiz) mit 2:0 (21:18, 21:19) durch; dafür kassierten sie 8500 Euro Preisgeld. Angesichts ihres strapaziösen Programms galten die beiden Deutschen vorher als klare Außenseiter, „normal hätte die Chancenverteilung bei 50 zu 50 gelegen“, erzählte Scheuerpflug. „Die Schweizer haben in der Vergangenheit zweimal gegen uns gesiegt, wir jetzt viermal gegen sie.“ Im Endspiel habe aber alles perfekt geklappt, „obwohl wir ganz schön kaputt waren, unsere Gegner dagegen noch relativ frisch und mit dem Heimpublikum im Rücken“, so der Potsdamer. „Daher sind wir ohne sonderlich große Erwartungen ins Finale gegangen, in dem aber alles zu unseren Gunsten lief. Das half uns schließlich auch, unsere Müdigkeit zu vergessen.“ Von Kontrahent Kobel bekam Scheuerpflug anschließend ein dickes Lob: „Andi ist jetzt 38 Jahre alt, wird aber immer noch immer besser.“ Trotzdem hält der Familienvater an seinem Entschluss fest, praktisch auf dem Höhepunkt seiner Karriere dem Hochleistungssport endgültig adé zu sagen. „Dieser Doppelsieg versüßt mir den Abschied. So aufzuhören wie jetzt, das ist doch das Beste, was mir passieren kann“, meint er. „Wer mit einem schlechten Jahr aufhört, nagt oft noch lange daran. Ich dagegen fühle mich prächtig und freue mich darauf, nun etwas anderes zu machen.“ Nach 24 Jahren Volleyball gäbe es viele Dinge, „die mir jetzt wichtiger sind als Beachvolleyball – vor allem meine Familie.“ Dreimal noch will „Andy“ Scheuerpflug in diesem Jahr mit seinem Partner Dieckmann antreten – in zehn Tagen beim Zurich Masters in Burg auf Fehmarn, dann bei den Europameisterschaften vom 26. bis 28. August in Moskau und schließlich bei den Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand. Dort könnte er sich mit seinem dritten Titelgewinn in Folge noch unsterblicher machen Das wäre auch eine tolle Mitgift für die bevorstehende Ehe: Am 1. Oktober wird Andreas Scheuerpflug seine langjährige Freundin und Lebenspartnerin Martina Stoof heiraten. Der Potsdamer, der als Kind am liebsten US-Präsident werden wollte, hofft auf einen problemlosen Sprung vom mitunter hektischen Hochleistungssport im Beachsand in die Alltäglichkeit. Dabei helfen dürften ihm neben Martina Stoof vor allem die beiden Töchter Mia (3) und Luca, die während der diesjährigen Weltmeisterschaften in Berlin zur Welt kam. Weil seine ebenfalls beachende künftige Gattin schnell wieder in ihren Beruf als Rechtsanwältin zurückkehren will, wird der 1,96-Meter-Mann dann ein Jahr zu Hause bleiben; nach diesem „Babyjahr“ will der studierte Mathematik- und Sportlehrer dann als Fachpädagoge arbeiten. „Am liebsten“, verriet er, „würde ich natürlich an einer Potsdamer Schule anfangen. Ich muss aber erst einmal sehen, wie es hier mit Stellen aussieht. Ansonsten wäre Berlin die Alternative.“ So ganz vom Sport lassen kann der Potsdamer aber auch künftig nicht. „Ich werde im nächsten Jahr noch ein bisschen in Deutschland spielen, aber nur so zum Spaß und auf keinen Fall mehr international“ Auch Volleyball-Regionalligist USV Potsdam könne künftig wieder auf den fünffachen Deutschen Beach-Meister setzen. „Mein Ziel ist es, dort wieder einzusteigen und so oft wie möglich mitzuspielen.“ Zunächst aber wird Andreas Scheuerpflug daheim drei Tage völlig ruhig treten. „Wir machen jetzt eine kurze Trainingspause, dann beginnen wir, wie schon seit längerem geplant, wieder mit Kraftaufbau. Schließlich wollen wir bei den EM wieder fit sein.“ Dass er und Christoph Dieckmann – die im Mai bereits sensationell das World-Tour-Turnier in Shanghai dank eines Finalsiegs gegen die Olympiasieger und Weltmeister Emanuel Rego/Ricardo Costa Santos aus Brasilien gewonnen hatten – in Moskau erneut jubeln können, ist alles andere als undenkbar.
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