
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Vom Cockpit ins Studio
RBB-Moderatorin Susanne Tockan ist das neue Gesicht des Magazins Zibb
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Den Blick suchend nach unten gerichtet schreitet Susanne Tockan den Boden ab. Nach einigen Sekunden ertönt ein Freudiges: „Ah, hier ist eine.“ Dann folgt wieder eine kurze Suche, wieder ein freudiger Ausruf. Etwa viermal geht das so, dann blickt sie lachend auf. „Es ist echt nicht so einfach, die zu finden“, sagt sie und ein Hauch amüsierten Verzweifelns huscht über ihr Gesicht. „Aber ich muss es doch ganz schnell schaffen.“ Die Rede ist hier von kleinen Schrauben im Boden des neuen HD-Studios des RBB in Babelsberg, die Susanne Tockan anzeigen, wo sie stehen muss.
Seit einem knappen Monat moderiert die 31-Jährige nun die RBB-Sendung „Zibb – Zuhause in Berlin und Brandenburg“ und fühlt sich trotz kleiner Orientierungsprobleme pudelwohl dabei. „Die Atmosphäre hier im Studio ist einfach superharmonisch“, so Tockan. „Die Teamarbeit ist ganz toll und man kann sich immer auf die anderen verlassen.“ Richtig nervös ist sie vor den Sendungen nicht – schließlich ist sie auch schon ein alter Hase im Fernsehgeschäft. Seit fast 14 Jahren tummelt sich die Wahlpotsdamerin schon vor Kameras. Angefangen hat alles in ihrer Heimat Hohen Neuendorf, wo sie erste Erfahrungen bei Oberhavel TV sammelte. Als sie zum Studium – Germanistik und Erziehungswissenschaften – nach Potsdam kam, wechselte sie zu Potsdam TV und absolvierte später dort auch ihr Volontariat. Scheu, vor der Kamera zu stehen, hatte sie dabei nie, wie sie erzählt – sich das Material hinterher anzusehen, sei aber eine ganz andere Geschichte. „Oh, ich habe mir letztens erst wieder alte Aufzeichnungen angesehen und Tränen gelacht“, sagt sie. „Heute bin ich aber nicht mehr so kritisch wie am Anfang, da habe ich noch oft hinterher gedacht: ‚Oi, was haste denn da wieder gemacht'.“
Schließlich bewarb sie sich bei Zibb und setzte sich 2009 erfolgreich beim Reporter-Casting durch. „Wir waren da auch auf der Grünen Woche und wurden quasi ins kalte Wasser geschmissen“, erzählt sie. „Ich habe mir dann in der Brandenburg-Halle die schärfste Wurst ausgesucht und darüber berichtet.“ Eine Idee, die kombiniert mit Tockans energiegeladener Persönlichkeit gezündet hat. Für die nächsten fünfeinhalb Jahre war sie dann als Zibb-Reporterin in Berlin und Brandenburg unterwegs und hat dabei die lustigsten Sachen erlebt, wie sie erzählt. „Bei einem Termin durfte ich in einer Schwimmhalle das erste Mal in voller Montur tauchen, allein das war ja schon schön“, erzählt sie und zeigt mal wieder ihr offenes Lachen. „Und dann haben wir Unter-Wasser-Ping-Pong gespielt, das war super.“ Darüber hinaus fand sie Reportagen am roten Teppich, zum Beispiel beim Echo, immer sehr spannend. Berührungsängste mit Stars wie Katy Perry hatte sie dabei nie wirklich: „Am Anfang habe ich mir natürlich immer ganz viele Gedanken gemacht, was ich die jetzt fragen soll“, gesteht die Moderatorin. „Aber letztendlich muss man einfach nur nett auf die Leute zugehen und dann hat die einfache Frage nach dem Mittagessen oft viel mehr Wirkung als die Frage nach dem größten Hit.“ Besonders gerne erinnert sie sich an die Begegnung mit Peter Maffay, der sehr nahbar und sympathisch war. „Der kannte fast alle Namen aus seinem Team und war zu jedem freundlich“, erzählt sie. „Er ist so ein Exempel der Menschlichkeit, das hat mich schon beeindruckt.“ Es gibt aber auch Dinge, an die sie sich nicht so gerne erinnert: So musste sie einmal mit einer Cessna – einem kleinen Flugzeug – mitfliegen, wobei ihr speiübel wurde. „Mit einem Gleitschirm bin ich auch mal mitgeflogen“, erzählt sie und schüttelt sich dabei. „Das hat mein Kreislauf nicht gut verkraftet – also fliegen mag ich nicht so.“
In ihrem neuen Job als Moderatorin im Studio muss sie sich mit solchen Dingen nicht mehr rumplagen, dafür aber viel mehr auch auf die technischen Einzelheiten achten. Denn nicht nur die Positionen im Studio sind vorgegeben, sondern auch die Blicke in die verschiedenen Kameras. „Am Anfang hatte ich ganz schön zu tun, immer die richtige Richtung zu finden“, sagt sie. „Aber zum Glück haben wir super Regisseure, die mir da auch helfen.“ Ansonsten habe sich vor allem ihr Tagesablauf geändert. Der beginnt gegen 11 Uhr mit der ersten Sitzung zusammen mit dem Team, in der der Aufbau der Sendung besprochen wird. Danach werden die Moderationstexte geschrieben und die Sendungsbeiträge angesehen. „Auf unsere Gäste bereite ich mich immer besonders intensiv vor“, so Tockan. „Ich lese ganz viel, überlege mir Fragen und versuche immer, ein persönliches Gespräch entstehen zu lassen.“ Nach der Maske gibt es dann gegen 16.30 Uhr eine Probe, in der auch genau durchgesprochen wird, wer wann wo stehen muss. „Das soll ja am Ende alles elegant aussehen“, sagt die Moderatorin. „Und die Medien sollen gut ineinander übergreifen, da muss der Kopf schon hundertprozentig da sein.“
Ausgleich findet sie dafür in ihrer Freizeit, in der sie gerne lange Spaziergänge unternimmt oder auch einfach mal mit der Bahn ins Blaue fährt, um neue Ecken zu entdecken. Außerdem tanzt sie gerne, vor allem Salsa, und sieht leidenschaftlich gern Filme. Letztere dürfen auch mal richtig gruselig sein, wobei sie im Moment eher zu Krimis tendiert, wie sie erzählt. Bei der Frage nach dem Lieblingsfilm kommt sie allerdings ins Schleudern. „Mir fällt da jetzt spontan nur ‚Dirty Dancing’ ein“, sagt sie. „Aber so richtig gibt es eigentlich keinen, da gucke ich auch zu quer durch die Bank.“
Zum Schluss verrät sie auch noch ihre kulinarische kleine Macke: „Ich esse grundsätzlich sehr viele frische Lebensmittel, aber ich liebe Erbsen aus der Dose“, sagt sie. „Die löffle ich dann ungekocht – am liebsten bei Zimmertemperatur.“
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