Von Michael Klug: Vom Faustkeil bis zum Fischernetz
50 000 Jahre märkische Kulturgeschichte im neuen Landesarchäologischen Museum
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Brandenburg/Havel - Im ehemaligen Paulikloster in Brandenburg an der Havel sind ab Donnerstag zahlreiche Zeugnisse der Kultur des Landes zu sehen. Am Nachmittag eröffnen Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) das neue Archäologische Landesmuseum. „Nach mehr als vierjähriger Vorbereitung stehen uns endlich Räumlichkeiten zur Verfügung, um alle unsere Funde der Öffentlichkeit präsentieren zu können“, sagt Franz Schopper, Landesarchäologe und Direktor des neuen Museums.
Auf 2100 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden die Ergebnisse der archäologischen Tätigkeit in Brandenburg einen Platz. Zugleich wird mit der Ausstellungseröffnung die Fertigstellung des Pauliklosters nach über vierjähriger Sanierungszeit gefeiert.
Gekostet haben die Sanierung des Klosters und die Errichtung der Ausstellung 14,2 Millionen Euro. Die Kosten teilten sich die Europäische Union, das Land Brandenburg und die Stadt Brandenburg.
Mit der Eröffnung geht eine „lange Suche nach einem geeigneten Platz“ für die aus dem märkischen Boden geförderten Fundstücke zu Ende, sagt Schopper. Vor dem Zweiten Weltkrieg lagerten viele der brandenburgischen Ausgrabungsstücke in Berliner Museen. Dann wurden die Fundstücke bis 1990 im Schloss Babelsberg deponiert. Die Ausstellung dort habe jedoch mehr provisorischen Charakter gehabt, sagt Schopper.
Die Notwendigkeit einen zentralen Ausstellungsort zu finden, wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten größer. „Durch die Infrastrukturmaßnahmen und die starke Bautätigkeit in den Innenstädten nach der Wende wurde der Druck auf den Boden extrem erhöht. In der Folge förderten wir auch mehr zutage“, erläutert Schopper.
Insgesamt lagern mittlerweile fünf Millionen Fundstücke in den Magazinen des landesarchäologischen Zentralamtes. „Für die Ausstellung im Kloster mussten wir uns daher auf eine repräsentative Auswahl beschränken“, sagt Schopper weiter. Immerhin rund 6000 Funde werden zukünftig zu sehen sein. Dokumentiert werden damit über 50 000 Jahre Brandenburger Kulturgeschichte.
„Das Konzept der Ausstellung folgt einem chronologischen Aufbau und beginnt in der Steinzeit“, sagt der Archäologe. Aus der ältesten Epoche stammen Faustkeile und andere Werkzeuge. Weitere historische Phasen sind die Bronze- und Eisenzeit sowie die Zeit der slawischen Besiedlung Brandenburgs während des Mittelalters. Zeitlich enden wird die Dokumentation mit Zeugnissen aus der jüngsten Vergangenheit. „Ein Teil spiegelt die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wider. Dazu haben wir Fundstücke aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück integriert“, sagt Schopper.
Prunkstück der Ausstellung soll ein 8000 Jahre altes Netz sein, das bei Grabungen in Friesack in der Prignitz gefunden wurde. Zwar ist nicht gänzlich geklärt, welchen genauen Gebrauchszweck das Netz hatte, aber es gilt als das derzeit älteste erhaltene Geflecht weltweit. Ebenfalls stolz sind Schopper und seine wissenschaftlichen Kollegen auf Silberschwerter aus einem Grab in Wusterhausen sowie mehrere Bronzenadeln. Präsentiert werden die Stücke in einer sogenannten Dunkelausstellung. „Das Konzept sieht eine Darbietung der Stücke mittels Lichtinstallationen vor“, erläutert Schopper. Dazu wurden die Fenster des frisch sanierten Klosters mit dunklen Scheiben versehen.
Zur Eröffnung warten die Museumsmacher nach eigenem Bekunden zudem mit einer kleinen Sensation für die Besucher auf: Sie präsentieren ihren jüngsten Grabungserfolg, den sogenannten Goldschatz von Fürstenberg. Die 18 Goldmünzen und sechs Schmuckstücke aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurden erst Anfang September dieses Jahres bei Grabungen am Rande einer Neubausiedlung entdeckt. Im Anschluss an die erste Präsentation im Paulikloster werden die Goldstücke zurück ins Magazin gebracht und dort konserviert. In ein paar Monaten können sie dann wieder als Teil der Dauerausstellung besichtigt werden.
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