
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Von Acht Ecken bis Zwangsarbeit
753 Stichworte zur Landeshauptstadt: Nach 20 Jahren Arbeit ist das erste Potsdam-Lexikon fertig
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An welcher Stelle gab es Potsdams erste Freilichtbühne? Wo fanden im Mittelalter in Potsdam die öffentlichen Hinrichtungen statt? Oder, seit wann gibt es in Potsdam Stadtwerke? Es sind drei Fragen, deren Antworten sich aus dem Potsdam-Lexikon ergeben. Gestern wurde das 432 Seiten dicke Nachschlagewerk offiziell vorgestellt, nachdem dessen Umsetzung von der Idee bis zur Veröffentlichung fast 20 Jahre gedauert hat. Dabei hätte das jetzige Werk mehr als doppelt so dick sein können, sagte Thomas Wernicke, Ausstellungsleiter im Haus der Brandenburgisch- Preußischen Geschichte (HBPG) und einer der Herausgeber.
Schon jetzt ist es ein Lexikon mit 732 Stichworten von A wie „Acht Ecken“ bis Z wie „Zwangsarbeit in Potsdam“. Es wurden noch „viele viele Stichworte gestrichen“, sagte Wernicke. Einerseits, weil das Buch überschaubar bleiben sollte. Andererseits, weil es den Preis von jetzt 24,90 Euro nicht übersteigen sollte. Die Auswahl, welche Stichworte erscheinen und welche nicht, hatte eine Kernarbeitsgruppe erarbeitet. In dem zehnköpfigen Gremium saßen unter anderem der frühere Schlösserstiftungs-Direktor Hans- Joachim Giersberg und Gert Streidt, einst Leiter des HBPG. Das letzte Wort bei der Auswahl hätten aber die Herausgeber gehabt, sagte Wernicke. Und dazu zählen neben ihm auch Jutta Götzmann vom Potsdam-Museum sowie HBPG-Direktor Kurt Winkler. Winkler sieht in dem Buch mehr als ein Nachschlagewerk. Es sei in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld entstanden, in dem sich die regionalgeschichtliche Forschung behaupten muss. Heimat sei immer wichtiger, je globalisierter die Welt und je uniformer die kulturellen Prozesse werden, sagte Winkler.
Mit einem solchen Lexikon liege Potsdam im Trend, sagte die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU). 23 Stadtlexika seien in den letzten zehn Jahren deutschlandweit erschienen, allein in Brandenburg hätten die Stadt Brandenburg sowie Prenzlau eigene Nachschlagewerke veröffentlicht. Ein Unterschied zu vielen anderen sei jedoch der Aufbau des Potsdam-Lexikon, sagte Kurt Winkler. Die Stichworte seien Sachworte und selten biografisch. Allein die Kurfürsten und Könige seien behandelt worden, ansonsten sind es Stichworte wie Brücken, Glashütten, Lützelburg, Stadtschloss, Parklandschaft und Parteiengeschichte.
Bereits vor der 1000-Jahr-Feier der Stadt Potsdam 1993 habe es die Bestrebung zur Erarbeitung eines Potsdam-Lexikons gegeben. Doch erst war es der Verlag, der unterging und nach dessen Ende auch das Buch nichts wurde. Dann war es wohl fehlender Wille. Doch vor vier Jahren hatte Gert Streidt die Idee, die Vorarbeiten zu nutzen, zu erweitern und das Buch zu beenden. Gesponsert von den beiden städtischen Gesellschaften Pro Potsdam sowie Energie- und Wasser Potsdam habe das Werk realisiert werden können, sagte Magdowski. Und auch das Potsdam Museum sei im vergangenen Jahr zur Erarbeitung des Buches herangezogen worden und nun Mitherausgeber, sagte Museumsleiterin Jutta Götzmann.
Die Antworten auf die drei Eingangsfragen sind übrigens: Ein Naturtheater (Spielzeit 1911 bis 1914) für 1200 Zuschauer am Brauhausberg soll Potsdams erste Freilichtbühne gewesen sein. Unter dem Stichwort „Richtstätten“ steht, die Hinrichtungsorte seien nicht genau zu lokalisieren, aber im Mittelalter wahrscheinlich zwischen Kapellen- und Pfingstberg gewesen. Und Stadtwerke soll es zum ersten Mal 1935 gegeben haben.
Das „Potsdam-Lexikon. Stadtgeschichte von A bis Z“ ist ab 6. Dezember erhältlich und im Verlag für Berlin-Brandenburg erschienen. ISBN 978-3-942476-03-4.
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