Landeshauptstadt: Von Afrika zum Bolzplatz
Jörg Schönbohm diskutierte mit Jugendlichen
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Am Ende war Nico Salow nur bedingt zufrieden: „Herr Schönbohm war schon ganz in Ordnung, hat bei vielen Fragen aber auch elegant drumherum geredet." Und manche Punkte der Diskussion am Dienstagabend im Jugendclub 91 in der Kastanienallee sehe er schlicht anders als Brandenburgs Innenminister, so der 16-Jährige. Jörg Schönbohm (CDU) hatte sich gerade von dem Diskussionsabend mit Jugendlichen verabschiedet, konnte also nicht mehr widersprechen.
Ein Beispiel für die gegensätzlichen Ansichten: die Böhsen Onkelz. Schönbohm war von einem Jugendlichen gefragt worden, warum ihm seine Lehrerin verbiete, das Logo der Band bei einem Projekt im Kunstunterricht zu verwenden. „Es gibt Grenzen in der Öffentlichkeit: Was sie privat bei sich zu Hause hören, ist aber ihre Sache“, antwortete Schönbohm. Und schob nach, dass die Onkelz bei „rechtsextremen Veranstaltungen“ auftreten würden. Dies hatte Nico energisch verneint: Die Onkelz hätten ihr letztes Konzert vor zwei Jahren am ausverkauften Lausitzring gegeben und seien nie wirklich rechts gewesen, außer vielleicht am Anfang. Und die Texte: Klar, die seien gegen die Politik, so Nico: „Doch können Politiker keine Kritik ertragen?“ Da lächelte Schönbohm: „Doch das können wir: Man braucht in der Politik ein dickes Fell: Macht man etwas richtig, waren es andere, macht man etwas falsch, fällt es auf einen selbst zurück.“
Auch der G8-Gipfel kam zur Sprache. Beim Thema Afrika meinte Schönbohm, dass viel getan worden sei. „Achja?!“, kam es von den Jugendlichen zurück. Schönbohm: „Ja, das haben wir.“Nur hätten die afrikanischen Regierungen nichts mit den Hilfen angefangen, es herrsche zu viel Korruption. Ebenso sei es ein Problem für den Kontinent, dass Afrikaner nach einer guten Ausbildung in Deutschland auch hier bleiben würden. Brain-Drain, Gehirn-Abfluss, nenne man dies, die Intelligenz verlasse Afrika. Da fragte Nico: „Aber kann man die nicht einfach rausschmeißen?“ Schönbohm: „Nein, weil alle Menschen einen freien Willen haben.“
Was er für Jugendliche tun will, machte Schönbohm auch deutlich. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Jungs aus dem Club den meist abgeschlossenen Rasenplatz am Luftschiffhafen nutzen könnten: „Jugendliche brauchen Verantwortung – und die Chancen dafür.“ Ob er sein Versprechen hält: In den Gesichtern der anwesenden jungen Leute war eine gewisse Skepsis zu erkennen. Henri Kramer
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