Sport: Von Babelsberg bis Israel
Schüler des Humboldt-Gymnasiums filmen die Spiele des SV Babelsberg 03
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Anfangs wollten sie noch ein wenig abwarten, ob die Sache auch läuft. Das tat sie besser als erwartet – am gestrigen Mittwoch nun wurden die Unterschriften unter eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem Humboldt-Gymnasium gesetzt. Seit März dieses Jahres stehen die fünf Gymnasiasten der Film- AG mit ihrer Kamera auf der Fernsehplattform des Karl-Liebknecht-Stadions, zeichnen den Spielverlauf auf, schneiden am Ende alles zusammen und stellen die rund sechsminütigen Filme bei „03-TV“ ins Netz.
„Für uns ist das natürlich eine ganz tolle Sache“, sagt Toralf Hönze, Marketingchef des Vereins. „Wir sehen das auch als eine gute Außenwerbung, um noch mehr Leute ins Stadion zu locken.“ Die Technik macht es möglich, dass sich die Internet-Zuschauerresonanz genau messen lässt. Zwischen 1600 und 3200 Fans schauen sich die besten Szenen der SVB-Heimspiele demnach bei „03-TV“ an – unter ihnen sogar User aus Israel. „Das ist inzwischen schon ganz professionell“, sagt Hönze. „In der dritten Liga sind solche vertonten Filme von den Spielen zudem einmalig.“
Als Vereinspräsident setzte der inzwischen als brandenburgischer Innenminister zurückgetretene Rainer Speer gestern seine Unterschrift unter den Kooperationsvertrag und lobte die Arbeit der Schüler. „Unser Verein hat einen sehr schmalen Etat, und da ist solche ehrenamtliche Arbeit natürlich sehr wichtig“, so Speer. „Wir sind inzwischen gut in der dritten Liga angekommen, wollen uns nach oben arbeiten, und dabei helfen solche Projekte. Ihr macht einen wirklich guten Job, und das soll auch in Zukunft so weitergehen.“
Inzwischen hat sich auch die Qualität der Filme deutlich verbessert. Kein hektisches Schwenken mehr, kein all zu schnelles Heranzoomen – Dinge, die der Regisseur und Filmproduzent Hans-Dieter Rutsch von der Firma Havel-Film Babelsberg seinen Schützlingen vermittelt hat. „Fußballfan war zuvor keiner von denen“, erzählt Rutsch. „Inzwischen muss man aber schon aufpassen, dass der Kameramann bei einem Babelsberger Tor nicht begeistert die Hände hochreißt und somit den Treffer verpasst.“
Eigentlich war ausgerechnet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) der Ideengeber für das Projekt. „Mit dessen völlig unzureichender Berichterstattung von den Spielen sind die Fans schon seit langem unzufrieden“, erzählt Rutsch. „Und so kamen sie auf uns zu und fragten, ob wir nicht Filme für die SVB-Seite produzieren können. Mit dem Humboldt-Gymnasium hatte Havel-Film zuvor schon etwas gemacht – da lag das neue Projekt nahe.“ Nun, so der AG-Leiter, überlege man schon, ob die Schüler künftig auch von Auswärtsspielen berichten. Vor der zusätzlichen Arbeit scheuen sich die Schüler jedenfalls nicht. An jedem zweiten Samstag im Saisonverlauf stehen sie ab 13 Uhr auf dem Platz, und erst gegen 19 Uhr ist alles in Sack und Tüten. Ein kompletter zusätzlicher Schultag also, der da anfällt.
„Wir sehen das als ein sehr gutes Werbemittel, das unseren Verein noch bekannter macht“, sagt Toralf Hönze. „Einerseits soll das ein guter Service für die Fans sein, aber eben auch eine Aufforderung. Wir wollen den Leuten sagen: Kommt ins Stadion, hier ist noch genug Platz.“H. M.
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