
© Manfred Thomas
Von Michael Meyer: Von der Abi-Prüfung zum Spitzenspiel
Stefanie Draws will mit Turbine Potsdam beim FFC Frankfurt ihre Champions-League-Chance wahren
Stand:
Vor zweieinhalb Jahren leckte Stefanie Draws im sprichwörtlichen Sinn bereits Blut – Europacup-Blut. In ihrer ersten Saison für Turbine Potsdam bestritt sie mit dem damaligen Deutschen Meister vier der sechs absolvierten Spiele im UEFA Womens Cup, der Champions League der Fußball-Frauen. Turbine musste damals im Viertelfinale gegen Brøndby Kopenhagen die Segel streichen und fehlte anschließend auf der europäischen Fußball-Bühne. „Dort wollen wir jetzt unbedingt wieder hin“, sagt Draws nun vor dem vorletzten Bundesliga-Spiel dieser Saison am Sonntag beim Dauerrivalen FFC Frankfurt. Um als Tabellenzweiter seine Chance zur vierten Champions-League-Teilnahme zu wahren, muss Potsdam beim Tabellenvierten gewinnen. Sonst nämlich könnte Turbine vom nur einen Punkt schlechteren Verfolger FCR Duisburg noch überholt werden – wenn der sich bei Spitzenreiter FC Bayern München durchsetzt. Dieses Spitzenspiel wird erst am 26. Mai stattfinden, da Duisburg am morgigen Samstag das diesjährige UEFA-Cup-Finalhinspiel beim russischen Meister Swesda Perm in Kasan austrägt.
„Wir haben es weiterhin selbst in der Hand, uns für die Champions League zu qualifizieren. Wenn wir unsere beiden letzten Spiele jetzt in Frankfurt und dann zu Hause gegen Wolfsburg gewinnen, sind wir wieder international dabei“, erklärt Stefanie Draws, die dem letzten Auswärtsspiel der Saison am Main optimistisch entgegensieht. „Das Spiel wird alles andere als einfach, aber wir können es packen. Wenn wir unsere guten Leistungen aus der ersten Halbzeit des Heimspiels gegen Frankfurt diesmal das ganze Spiel über abrufen können, haben wir eine Chance.“ Im Hinspiel am 1. April dieses Jahres am Babelsberger Park hatten die Potsdamerinnen beim 2:2 nach dem Seitenwechsel einen 2:0-Vorsprung noch aus der Hand gegeben. Gleichwohl konnte die 19-Jährige die Ex-Potsdamerin Petra Wimbersky im Frankfurter Trikot abmelden.
Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder weiß, was er an seiner Abwehrspielerin hat. 2006 vom Zweitligisten FFV Neubrandenburg nach Potsdam gekommen, eroberte sie sich schnell einen Stammplatz in der Defensive, ehe ein im März 2008 beim U20-Länderpokal erlittener Kreuzbandriss im linken Knie die Sportschülerin stoppte. Die gebürtige Rostockerin kämpfte sich nach der erforderlichen Operation aber mit eisernem Willen zurück in die Mannschaft und trug zuletzt in zehn Punktspielen das Ihre zu Turbines neuem sportlichem Höhenflug bei. Und dies, obwohl der Blondschopf derzeit auch viel Abiturstress hat; ebenso wie die Mannschaftskameradinnen Desiree Schumann und Bianca Schmidt. „Gestern bin ich mit meinen Sportprüfungen fertig geworden, und in der nächsten Woche habe ich noch eine mündliche Prüfung in Erdkunde“, berichtet Draws, die ab Herbst Bauingenieurwesen studieren möchte.
Zunächst aber will sie am Sonntag mit Turbine gewinnen. „Für uns geht es in Frankfurt um viel“, bestätigt auch Bernd Schröder. „Sollten wir aber verlieren, würde die Welt auch nicht zusammenbrechen. Ich will keinen Druck auf meine Mannschaft ausüben.“ Angesichts zahlreicher Ex-Potsdamerinnen im Gastgeber-Team werde es erneut eine Partie mit vielen Emotionen werden, glaubt der Coach, der bis auf die verletzte Essi Sainio alle Spielerinnen für das prestigeträchtige Spitzenspiel zur Verfügung hat.
Anders sieht das in Frankfurt aus. Während dort Ex-Turbine-Kapitän Ariane Hingst nach langer Knieverletzung zu ihrem zweiten Einsatz kommen dürfte, fehlt laut gestriger Pressemitteilung neben Birgit Prinz (Rippenbruch) auch Petra Wimbersky (Achillessehnenprobleme). Gelegenheit für Stefanie Schiller, sich um andere FFC-Angreiferinnen zu kümmern; möglichst ebenso souverän wie bisher.
Anpfiff ist am Sonntag um 14 Uhr.
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