Sport: Von der Bahn auf die Cross-Strecke auf die Straße
Rad-Profi Hanka Kupfernagel aus Werder düste gestern zum Weltcup nach Moskau und hat strapaziöse Wochen vor sich
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Rad-Profi Hanka Kupfernagel aus Werder düste gestern zum Weltcup nach Moskau und hat strapaziöse Wochen vor sich Von Michael Meyer Rad-Profi Hanka Kupfernagel düst durch Europa und ist nur noch ab und an daheim. „Schade, dass ich so selten in meiner Wahlheimat Werder bin. Ich habe schon überlegt; das nächste Mal werde ich wohl Ostern wieder für längere Zeit dort sein“, sagte die 29-Jährige den PNN, bevor sie gestern abend zum Bahn-Weltcup nach Moskau flog. Dort wird die gebürtige Thüringerin am Sonnabend die 3000 m Einzelverfolgung bestreiten, und belegt sie einen der ersten drei Plätze, ist sie bereits für die Weltmeisterschaften ab 26. Mai in Melbourne qualifiziert. Die Top-Ten der WM sind dann im August bei Olympia in Athen startberechtig. „Das ist ein großer Schritt, den ich mir – ehrlich gesagt – jetzt selbst noch nicht nicht zutraue“, gestand Kupfernagel. „Schließlich ist das seit 1992, als ich in Athen Junioren- Weltmeisterin wurde, mein allererster internationaler Bahnwettkampf, den ich überhaupt fahre. Nach jener JWM konzentrierte ich mich völlig auf die Straße.“ Klappt es nun in Rußlands Hauptstadt nicht, bekommt die Werderanerin im März beim Bahn-Weltcup in Mexiko erneut ihre Chance, die für die WM nötigen Punkte zu holen. „Und die Bahn dort würde mir sicher entgegenkommen,“ glaubt sie, „weil sie schwerer sein soll als die ehemalige Olympiabahn von Moskau, die sehr schnell ist und wo schnelle Zeiten gefahren werden.“ Wobei sich Hanka Kupfernagel mit ihrem momentanen Leistungsvermögen nicht verstecken muss. 3:40,70 min fuhr sie Ende Januar bei der nationalen Olympia-Qualifikation auf dem Holzoval von Frankfurt (Oder) im ersten Lauf – damit lag sie nur knapp über ihrer Bestzeit (3:39,00) von 1992, „was mich nach nur siebenmal Bahntraining selbst erstaunt hat. Das hätte ich nicht gedacht“, räumt sie ein. „Ich hätte mir eine 3:45 zugetraut. Dass es gleich so gut lief, darüber war ich sehr froh. Das motiviert mich auch zusätzlich.“ Weniger erbaut sei sie darüber, dass mit Uwe Freese ihr Berliner Heimtrainer, unter deren Fittichen sie seit letztem November übt, nicht mit nach Moskau darf; nur die Nationaltrainer flogen mit an die Moskwa. „Jetzt hat man gerade ein Vertrauen zum Trainer aufgebaut, und dann darf er bei einem so wichtigen Wettkampf nicht dabei sein. Was um so bedauerlicher ist, da die Bahn für mich wieder ein relativ neues Gebiet ist. Schade. Ich bekomme einen Trainingsplan mit, nach dem ich mich in den Tagen bis zu meinem Start orientieren werde“, erklärte die Olympia-Hoffnung, die gestern auf der Straße trainierte. Denn Hanka Kupfernagel, die in diesem Jahr von der Equipe Nürnberger zum belgischen Rennstall Vlaanderen T-Interim wechselte, ist die derzeit wohl vielseitigste deutsche Radsportlerin, die sich auch für das Straßenrennen in Athen Chancen ausrechnen kann – 2000 in Sydney holte sie Olympia-Silber – und außerdem vorm Gesamtsieg im Querfeldein-Weltcup steht. Nach fünf von sechs Weltcup-Läufen führt sie mit 290 Punkten vor den beiden Französinnen Maryline Salveta (230) und Nadina Triquet (173) – und das Finale steigt am kommenden Sonntag im holländischen Pijnacker. „Ich werde am Sonnabend in Moskau die 3000-Meter-Verfolgung fahren, an Abend dann gleich nach Brüssel fliegen und von dort Sonntagfrüh nach Pijnacker fahren – das sind etwa 160 Kilometer –, wo um 13 Uhr der letzte Cross-Weltcup gestartet wird“, schildert die Allrounderin die bevorstehenden Strapazen. „Ich hoffe nur, es läuft alles wie geplant.“ Eine ähnliche Situation erlebte Kupfernagel schon Ende Januar, als sie drei Tage vom Cross-Weltchampionat noch in Frankfurt (Oder) die Bahn-Qualifikation fuhr und dann bei der WM mit Platz drei Vorlieb nehmen musste. „Das war damals nicht einfach und wird diesmal nicht einfacher. Im Gegenteil: In Moskau wartet schon ein richtig schwerer Wettkampf, und in Pijnacker muss ich auch nochmal ran.“ Erst habe sie gedacht, dank ihrer souveränen Führung auf das Finale im Querfeldein-Weltcup verzichten zu können. „Ich hatte mich nach dem letzten Rennen schon ein bisschen in Sicherheit gewogen. Aber dann kam die Information, dass es beim letzten Weltcup die doppelte Punktzahl gibt. Also muss ich doch nochmal starten und am Sonntag, wenn Salvetat gewinnen sollte, für den Gesamtsieg mindestens Fünfte werden. Gucken wir mal, wie das klappt.“ Nach dem kommenden Wochenende geht der Stress für Hanka Kupfernagel übrigens schon weiter. „Nach dem Weltcup-Finale in Pijnacker werden ich Montagfrüh um sechs Uhr mit meinem Vlaanderen-Team für anderthalb Wochen ins Trainingslager nach Südspanien fliegen. Anschließend haben wir am 2. März unsere Team-Präsentation, und wenn mein Weltcup-Start auf der Bahn in Mexiko nötig wird, ist der gleich anschließend dran“, erzählte sie. Nach der Rückkehr aus Mexiko steht am 20. März der erste Straßen-Weltcup Mailand – San Remo auf dem Programm, anschließend wartet die Katalanische Woche, eine Rundfahrt in Spanien, „und Anfang April haben wir in Belgien einen weiteren Straßen-Weltcup“ so Kupfernagel. „Dann ist Ostern, dann komme ich zurück nach Werder. Aber so lange ist das ja auch nicht mehr. Heute war ich im Supermarkt und habe gesehen: Es gibt schon wieder Osterhasen“
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