Netzwerktreffen von Kreativen aus Potsdam: Von der Liebe zur perfekten Form
Kreative aus Potsdam stellten sich beim Netzwerkabend in der Druckerei Rüss vor.
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Sie verkaufen ihre Möbeldesigns in der ganzen Welt, sind dem Porzellan verfallen oder erforschen das Innere des Marmors: Potsdamer Kreative aus den unterschiedlichsten Bereichen leben und arbeiten in Potsdam. Am Dienstag stellten sich einige von ihnen in der Druckerei Rüss auf dem „6x6 Netzwerkabend“ vor. Schon zum zwölften Mal hat das Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg einen solchen Abend veranstaltet, bei dem sich immer sechs Kreativschaffende innerhalb von sechs Minuten präsentieren können. Wie sie die kurze Zeit nutzen, bleibt ihnen überlassen.
Mit dabei auf der Suche nach neuen Kontakten waren am Dienstag Steffi Ribbe vom Label Farbknall, Mitarbeiter der Kommunikationsagentur ad modum, der Produktdesigner Carsten Gollnick, die Radiojournalistin Mandy Fox, der Buchhändler Carsten Wist mit seinem Kollegen Felix Palent und die in Potsdam ansässige Künstlerin Birgit Cauer.
Diese schafft genialverrückte Kunstwerke aus Stein und manchmal auch mit Schweinemägen. „Mir geht es vor allem um Lebendigkeit in meiner Kunst“, sagte sie am Dienstag. „Deswegen benutze ich mal organische Materialien.“ Ihre große Liebe gehört allerdings dem Marmor, den sie aber nicht in traditioneller Weise modelliert, sondern unter anderem zu Lichtinstallationen verarbeitet.
Im Jahr 1961 in Frankfurt am Main geboren, lebt Cauer seit 16 Jahren in Berlin und arbeitet seit 2004 im Potsdamer Atelierhaus Panzerhalle. Dort ist sie nicht nur künstlerisch tätig, sondern gibt auch Kurse in Bildhauerei. In der Schiffbauergasse arbeitet sie mit Schülern an dem Projekt „Klimakunstschule“, das sich für Nachhaltigkeit einsetzt. Auch therapeutische Kurse bietet sie an, wobei der Stein immer im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht.
„Für mich hat der Marmor eine gewisse Vitalität, die ich einfach unglaublich spannend finde“, erzählte die Künstlerin, die ihr Mathestudium aufgab, weil es ihr nicht sinnlich genug war und schließlich ihren Abschluss in Kunstpädagogik machte. „Er ist quasi wie ein Gegenüber, von dem man unglaublich viel lernen kann.“ So dürfe man beim Bearbeiten nicht zu viel Kraft aufwenden, weil man sich selber verletzen kann und beim Stein etwas abbricht. Andersrum erreiche man mit zu wenig Kraftaufwand gar nichts. „Deshalb eignet sich der Stein auch gut für die Therapie“, so Cauer, in deren Kurse manche Teilnehmer sogar ihren Urlaub verbringen. „Er zeigt einem, wie man die Form wahrt, quasi im doppelten Sinne.“
Um Form geht es auch dem Produktdesigner Carsten Gollnick, allerdings geht es ihm auch immer um die Funktion. In seinem Unternehmen Carsten-Gollnick-Design entwirft er mit seinem Team Gebrauchsgegenstände für Firmen in der ganzen Welt. Unter anderem hat er Kunden in Dänemark, China und der Schweiz. Sogar in Museen sind seine Kreationen ausgestellt, die Designs reichen von Lampen über Möbel bis hin zu Geldbörsen.
So wie sich Birgit Cauer dem Marmor verschrieben hat, gehört Gollnicks große Liebe dem Porzellan. „Das ist ein so altes traditionsbeladenes Material“, so der studierte Industriedesigner. „Ich finde es total spannend, daraus moderne Dinge zu formen.“ Seit einem Jahr ist er nun in Potsdam, wobei ihn vor allem das schöne Licht hergelockt hat, wie er am Dienstag sagte. „Das ist hier so ein wenig wie an der Küste“, sagte er schmunzelnd. „Da hören die Ideen nie auf .“ Für ihn liege die Faszination darin, aus einer Idee etwas Dreidimensionales zu schaffen.
Einem Gedanken, dem sich Birgit Cauer widerstandslos anschließt. Allerdings ist sie auch gerade dabei, mit Hilfe der Molekularbiologie in das Innere der Dinge vorzudringen. „Stellen Sie sich mal vor, der Stein wäre tatsächlich organisch und damit lebendig“, sagte sie. „Das wäre doch richtig großartig.“
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