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Landeshauptstadt: Von der Ruine zum Literaturhaus

Villa Quandt wird bis August 2007 saniert / Neues Domizil des Pfingstbergvereins vor Sanierungsstart

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Nauener Vorstadt - Nach Jahren des Stillstands geht es jetzt am Fuße des Pfingstbergs mit rasantem Tempo voran: Bereits im August 2007 soll die sich momentan in ruinösem Zustand befindende Villa Quandt in der Großen Weinmeisterstraße saniert sein. Darüber informierte gestern der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), Alfons Schmidt, während einer feierlichen Übergabe eines Fördermittelbescheides über 1,6 Millionen Euro durch die Landeskulturministerin Johanna Wanka (CDU) an SPSG-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh.

Die Sanierungskosten für den künftigen Sitz des Fontane-Archivs und des Brandenburgischen Literaturbüros betragen 3,2 Millionen Euro. Neben der Bundesregierung, den Ländern Brandenburg und Berlin sowie der Europäischen Union mit dem Fonds für regionale Entwicklung ist die Hermann Reemtsma Stiftung an der Finanzierung beteiligt. Die 1988 gegründete Hamburger Stiftung hat sich bereits für den Wiederaufbau des Belvedere und des Pomonatempels auf dem Pfingstberg engagiert.

Das Ende des Förderprogramms im kommenden Jahr ist der Grund für das anvisierte hohe Tempo der Sanierung: „Der Sprit für diese Fahrt ist da“, so SPSG-Chef Dorgerloh scherzend und mit dem Fördermittelbescheid winkend. Wie er sagte, „wird die letzte klaffende Wunde zwischen Mirbachwäldchen, Neuem Garten und Pfingstberg geschlossen“. Den Einzug des Fontane-Archivs und des Literaturbüros nannte Ministerin Wanka „eine adäquate, den Denkmalswert befördernde Nutzung“. Es entstehe „eine Art Literaturhaus“. Gegenüber dem bisherigen Standort des Fontane-Archivs am Bassinplatz stünde künftig mehr Platz zur Verfügung, etwa für literarische Veranstaltungen. Wanka kündigte an, das Land werde die Bewirtschaftungskosten „generell übernehmen“.

Zu den Highlights der Sanierung informierte Baudirektor Schmidt: So werde es eine Bibliothek geben, die sich über drei Etagen des Hauses erstreckt. Im Keller entstehe ein Tresor-Raum für die Bestände des Fontane-Archivs, zu dem 18 000 Blatt Originalhandschriften Theodor Fontanes und seines Umkreises gehören. Der Tresor werde „nach modernsten Archivbewahrvorschriften“ gebaut und nahezu „atombombensicher“ sein.

Die Villa Quandt, errichtet im östlichen Teil der ehemals Oesfeldschen Weinberge, zählt zu den frühen Potsdamer Villen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Baujahr und Architekt konnten laut Dorgerloh bislang nicht ermittelt werden. Auf einem Lennéschen Plan von 1828 ist das Haus nachweisbar. 1833 erwarb die Kriegsrätin Ulrike Augusta von Quandt das Anwesen für 8500 Taler. Acht Jahre später, 1841, wechselten Haus und Grundstück in den Besitz von König Friedrich Wilhelm IV – für 7575 Taler. 1914 bis 1945 wohnte Prinz Oskar von Preußen, Sohn des Kaisers Wilhelm II., in der Villa. 1930/31 ließ er sie um die Seitenflügel erweitern. Nach 1945 und bis 1993 nutzte die sowjetische Armee und der Geheimdienst KGB das Haus, zuerst als Verwaltungsgebäude des Militärgerichts. Nach der Sperrung wegen Baufälligkeit blieb die Sauna mit Tauchbecken im Keller bis 1993 in Funktion.

Auch in der Nachbarschaft der Villa Quandt wird in Kürze saniert: Das Gärtnerhaus der Lepsius-Villa wird für 850 000 Euro als Domizil des Fördervereins Pfingstberg ausgebaut, erklärte gestern vor Ort Projektleiterin Eva Riks. Die Planung sei fertig, die Ausschreibungen erfolgt, übernächste Woche komme der Bauzaun, in etwa zehn Tage starteten die Arbeiten. Das Haus wird gemäß seines ursprünglichen Zustandes teils zweigeschossig ausgebaut und eine Nutzfläche von 320 Quadratmetern aufweisen. Auch hier ist aus gleichen Gründen wie bei der Villa Quandt Eile geboten: Am 30. Juni 2007 muss der Bau beendet sein. Architekt Karl-Heinz Kraka will es aber schon bis April schaffen.

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