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Landeshauptstadt: Von Rio nach Babelsberg

SVB-Kicker Christian Schönwälder schwärmt von der Fußball-WM in Brasilien. Die weite Reise nach Rio de Janeiro hat sich gelohnt. Nun fiebert er dem Finale entgegen

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Die Erinnerung ist noch ganz frisch: Vor einer guten Woche war Christian Schönwälder noch in Rio de Janeiro, an der Copacabana und im Stadion Maracanã – mittendrin im größten Fußballfest der Welt, mittendrin in dem Fußballland schlechthin. Zwölf Tage hat der neue Spieler des SV Babelsberg 03 mit Freunden bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien verbracht.

Vier Spiele haben sie im Maracanã-Stadion sehen können. Ein unvergessliches Erlebnis sei das erste Spiel dort gewesen. Deutschlands Finalgegner Argentinien trat an gegen Bosnien. „Das war Gänsehaut pur“, sagt der Abwehrspieler. Beeindruckend sei besonders die Begeisterung der Fans der südamerikanischen Mannschaften. „Die singen das ganze Spiel lang durch – unglaublich.“ Sportlich sei das Gruppenspiel zwischen Spanien und Chile am besten gewesen. Chile konnte bereits den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen und für Titelverteidiger Spanien war die 2:0-Niederlage gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Aus bei der WM. Das Spiel wollten auch viele Fans sehen, die noch keine Eintrittskarte hatten. Vor dem Stadion wurden pro Ticket 600 US-Dollar für die 175-Dollar-Tickets geboten. „Dieses Geschäft haben wir abgelehnt. Wir wollten unbedingt das Spiel sehen“, sagt der 27-Jährige.

Das Fußballfieber hat Schönwälder offenbar geerbt. Sein Vater nahm ihn vor 14 Jahren spontan mit zum vorletzten Länderspiel im alten Londoner Wembleystadion. „Verrückte Dinge liegen mir im Blut“, sagt er. Eine Weltmeisterschaft in Brasilien mitzuerleben war da natürlich ein Muss. „Das kann man nur einmal im Leben machen.“ Also wurde ein Jahr vorher mit der Planung begonnen. „Dann hatten wir Glück mit dem Losverfahren bei der Fifa und haben die Tickets bekommen“, so Schönwälder. Doch für die Übernachtung wurden deftige Preise aufgerufen. „Die Hotels haben 500 Euro pro Nacht verlangt.“ Zu viel. Doch mit Glück fanden sie noch ein Appartement in einem schönen Stadtteil nur 300 Meter vom Strand entfernt. Ein wohlhabendes Viertel. „Wir haben uns immer sicher gefühlt“, sagt er.

Zwischen den Spielen haben Schönwälder und seine Freunde auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt wie die 30 Meter hohe Christus-Statue auf dem Corcovado-Berg erkundet und kamen mit Brasilianern ins Gespräch. Viele seien wegen der hohen Kosten für das Turnier zornig auf die Regierung gewesen. Proteste habe er in der Zeit in Rio allerdings nicht gesehen, was wohl auch an der massiven Polizeipräsenz lag. „Alle hundert Meter stand ein Polizeiauto, immer waren mindestens zwei Helikopter in der Luft und vor der Küste patrouillierten Kriegsschiffe. Das war schon angsteinflößend“, sagt er. „Aber wenn die brasilianische Seleção gewonnen hat, haben alle wie verrückt gefeiert.“ Spiele der deutschen Mannschaft wurden in Rio auf einer großen Leinwand an der Copacabana gezeigt. „Natürlich haben wir alles gesehen.“ Dazwischen ging es auch mal an den Strand. „Aber nicht an der Copacabana – da ist es einfach zu voll.“ Brasilien sei auch ohne Weltmeisterschaft ein wunderschönes Land und zwölf Tage eigentlich eigentlich zu wenig Zeit.

Viele Fans in Brasilien hätten schon zu Turnierbeginn die deutsche Mannschaft als Favoriten auf den Titel gesehen. Da es nun im Finale gegen den ungeliebten Nachbarn Argentinien gehe, habe die deutsche Mannschaft auch die brasilianischen Fans auf ihrer Seite. „Das wird ein Heimspiel.“ Schönwälder tippt auf einen klaren Sieg. „Aber 1:0 reicht auch“, sagt er. Schauen will er das Finale bei Freunden im Garten – oder doch auf der Berliner Fanmeile. „Dort einen WM-Sieg zu erleben, das wäre sicher einmalig.“ Marco Zschieck

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