
© Konstanze Kobel-Höller
„Von Satanisten verfolgt“: Mann schießt in Potsdam um sich – Gericht weist Entzug an
Weil er sich von Satanisten verfolgt fühlte, schoss ein Potsdamer um sich und verfehlte dabei nur knapp einen Zeitungszusteller. Das Gericht schickt ihn nun in den Entzug.
Stand:
Die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt hat das Landgericht für einen Potsdamer angewiesen, der in der Nacht auf den 22. November des Vorjahres in seiner Wohnung nachts mehrere Stunden lang Schüsse abgab. Dabei schoss er auch aus dem Fenster und verfehlte einen Zeitungsaussteller nur knapp. Das Gericht stellte einen versuchten Totschlag fest, sah es aber als erwiesen an, dass er die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hat, so eine Sprecherin.
Der damals 43 Jahre alte Mann leidet seit vielen Jahren an einer chronischen Alkoholabhängigkeit. Er hatte sich nach dem Tod seines Bruders in den Alkohol geflüchtet. Mehrere kurzzeitige Entwöhnungen blieben erfolglos, erst kurz vor der Tat war er aus einer dreimonatigen Maßnahme zurückgekehrt und sofort wieder rückfällig geworden.
An diesem Tag hatte er jedoch nichts getrunken und litt deswegen an Entzugserscheinungen mit Delir und einer psychotischen Störung. Diese führte dazu, dass er sich in Wahnvorstellungen von Satanisten verfolgt fühlte, die versuchten, in seine Wohnung einzudringen. Um sich gegen sie zu wehren, griff er zur Waffe. Seit acht Jahren ist der Potsdamer in Besitz eines Jagdscheines, sein Waffenschrank enthielt rund 20 Langwaffen und Pistolen. Mit diesen habe er in jener Nacht versucht, die Satanisten von Sexspielen abzuhalten und davon, ihn anzugreifen, erklärte er in der Verhandlung.
Trotz mehrerer Notrufe des Beschuldigten selbst und auch mehrerer Nachbarn dauerte es mehrere Stunden, bis die Polizei eingriff. Am Ende ließ er sich um 6.37 Uhr ohne Widerstand vom SEK festnehmen, nachdem ihm ein Nachbar versichert hatte, dass niemand sonst in seiner Wohnung sei.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: