Landeshauptstadt: Von Spitzenfußball bis Semmelhaack
Oberbürgermeister Jakobs besuchte bei seiner Stadtwanderung Groß Glienicke, Fahrland, Bornim und Bornstedt
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Beckenbauer, Breitner, Matthäus, Effenberg – Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kennt sich aus bei den ehemaligen Spielern des deutschen Rekordfußballmeisters FC Bayern München. Auf seiner Stadtwanderung am gestrigen Freitag legte Potsdams Stadtoberhaupt einen Stopp bei der Powerplay medienholding AG in Groß Glienicke ein. Die Firma mit bester Adresse an der Seepromenade, die aus Berlin dorthin gezogen ist, stellt Publikationen im Sportbereich her. Autobiografien der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und des Boxers Graciano Rocchigiani sind ebenso dabei wie Bücher über einzelne Fußballklubs. Das Prachtstück im Portfolio der Medienfirma durfte Jakobs aus der Nähe betrachten: Eine Chronik des FC Bayern München im XXL-Format. 50 mal 70 Zentimeter groß ist sie und 25 Kilogramm schwer, sagt Ralf Grengel vom Vorstand der Firma, und sei damit das größte Fußballbuch der Welt.
Solche Superlative konnte das Baugebiet am Groß Glienicker Kreisel, das Jakobs dann besichtigte, nicht bieten. Zwischen der Straße nach Seeburg und der Potsdamer Chaussee, wo momentan noch eine Brache ist, soll in den kommenden Jahren ein Einkaufszentrum mit 3 500 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen, wie Erik Wolfram vom Bereich Stadtentwicklung der Verwaltung erläuterte. Seinen Angaben nach werden sich hier unter anderem Rewe und ein DM-Drogeriemarkt ansiedeln. Zudem seien im Umfeld 70 bis 100 neue Wohnungen geplant.
In Fahrland, der nächsten Station auf Jakobs’ Wanderroute, besuchte er zunächst die Tischlerei Gänserich, einen handwerklichen Traditionsbetrieb. Dann erläuterte Berko Dibowski, Projektsteuerer für die Wohnungsbaufirma Semmelhaack, dem Oberbürgermeister die Pläne des Unternehmens, im Gebiet Am Uppstallgraben – also etwa zwischen dem historischen Ortskern und der Siedlung „Eisbergstücke“ – ab dem kommenden Jahr Einzel- und Doppelhäuser sowie voraussichtlich auch größere Mehrfamilienhäuser zu errichten. Zusammen mit kleineren Baufeldern, die nicht der Firma Semmelhaack gehören, könnten in dem Gebiet nach Angaben von Verwaltungsmitarbeiter Wolfram in den nächsten Jahren rund 450 Wohnungen – angesichts des steten Zuzugs dringend gebraucht – für etwa 1000 neue Einwohner entstehen.
Ortsvorsteher Claus Wartenberg (SPD) bemängelte jedoch die seiner Ansicht nach unzureichende Infrastruktur im Gebiet. Apotheke, Einzelhandel, Arztpraxis – das wünschen sich die Fahrländer. Wartenberg beklagte zudem Mängel bei der ärztlichen Versorgung im Norden der Stadt.
Dies betrifft auch Bornstedt und Bornim, wo ebenfalls weiterer Wohnungsneubau geplant ist. Flächen für größere Wohnungsbauvorhaben gebe es in den beiden Stadtteilen zwar nicht mehr, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Dennoch biete sich an einigen Stellen noch Potenzial. In Bornim könnten insgesamt noch 200 Einfamilienhäuser entstehen, so Wolfram vom Bereich Stadtentwicklung. Dazu könnten mehrere Einzelflächen genutzt werden. Die größte davon befindet sich am Hügelweg in Höhe des Fasanenrings. Hier können etwa 40 Häuser gebaut werden. Die Zufahrt soll über eine Ringstraße gebaut werden. Die Grundstücke seien zwischen 300 und 500 Quadratmeter groß und befinden sich überwiegend in der Hand einzelner Grundstückseigentümer, sagte Wolfram. Für die Häuser soll es auch keinen großen Bauträger, sondern Einzelbauherren geben. Erste Erdarbeiten haben dort bereits begonnen.
Das Bauprojekt der Firma Semmelhaack am Krongut in Bornstedt steht hingegen unmittelbar vor der Fertigstellung. Insgesamt 114 zweigeschossige Einfamilienhäuser sind dort seit dem Jahr 2007 errichtet worden. Die letzten Gebäude stehen nun unmittelbar vor der Fertigstellung, so Semmelhaack-Projektentwickler Berko Dibowski am Freitag. Anschließend werde die Zufahrtsstraße gebaut. Die Grundstücke sollen für den Autoverkehr über die Potsdamer Straße erschlossen werden. Eine Zufahrt befindet sich an der Einfahrt zum Parkplatz für das Krongut hinter den Kossätenhäusern, die andere etwa 100 Meter stadtauswärts. Zu Katharinenholzstraße soll es einen Weg für Fußgänger- und Radfahrer geben.
Das Semmelhaack-Wohngebiet war in Bornstedt auf geteilte Resonanz gestoßen. Grundstückseigentümer hofften auf einen einträglichen Verkauf an den Bauträger, andere Anwohner befürchten eine massive ästhetische Störung des historischen „italienischen Dorfs“ am Rande des Welterbes von Sanssouci durch eine uniforme Bebauung. Die Genehmigung für das Semmelhaack-Wohngebiet war gekoppelt an die Errichtung eines dringend benötigten Besucher-Parkplatzes für das Krongut Bornstedt. Mit der Schlösserstiftung habe es zum Baugebiet aufwendige Verhandlungen gegeben. Sowohl das Farbkonzept als auch das Höhenniveau der Gebäude mussten genau angestimmt werden, hieß es am Freitag. Nun kommen die Häuser alle in Beigetönen mit flachen Giebeln daher.
Die Vermarktung der Häuser sei schwierig gewesen, so Berko Dibowski von der Firma Semmelhaack. Deshalb habe man sie nun auch als Mietobjekte angeboten. Dies sei jedoch kein Grund für die lange Bauzeit gewesen. Ursache dafür seien Probleme mit dem hohen Grundwasserspiegel gewesen, die aufwendige Nacharbeiten an den Kellergeschossen erfordert hätten. H. Catenhusen / M. Zschieck
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