Von Thorsten Metzner: Von wegen Matrosenstation
Neuer Ärger um Potsdamer Genehmigungspraxis: Matrosenstation „Kongsnaes“ wird Wahlkampfthema
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Berliner Vorstadt - Nach den öffentlichen Klagen von Günther Jauch und Hasso Plattner gibt es jetzt erneut Ärger um die Genehmigungspraxis der Stadt und die Informationspolitik des Rathauses: Der jüngste Fall dreht sich um die Kaiserliche Matrosenstation „Kongsnaes“ nahe der Glienicker Brücke, für deren Wiederaufbau Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kurz vor dem ersten Urnengang der OB-Wahl den Grundstein legte.
Doch nun ist die Aufregung groß, seitdem auf einer Informationsveranstaltung in der Villa Schöningen (PNN berichtete) plötzlich Details der Pläne bekannt wurden, etwa von einem Yachthafen, von dem bisher keine Rede war. Der Fall überschattet damit die heiße Phase des Wahlkampfes vor der Stichwahl. Jakobs versucht die Wogen zu glätten, einen Kompromiss zu vermitteln. „Die Unruhe ist da. Die Genehmigung für das Projekt selbst geht aber in Ordnung“, sagte Jakobs den PNN. Er wolle alle Beteiligten „an einen Tisch holen“, um vielleicht Einvernehmen zu erzielen. Es gehe um eine wichtige Investition, andererseits den „Anwohnern um ihre Idylle“, aber „wir wollen auch nicht, dass es da einen Riesenrummel gibt“.
Für Linke-Herausforderer Hans-Jürgen Scharfenberg ist der Fall dagegen typisch für das Jakobs-Rathaus: „Es hat längst System, vollendete Tatsachen zu schaffen.“ So dürfe „ die Stadt mit Anwohnern nicht umgehen, egal ob sie am Schlaatz leben oder in der Berliner Vorstadt. Das muss man vorher klären.“
Wie berichtet, ist bei den Anwohnern das Unverständnis groß. „Am Anfang hörte sich das alles gut an, schien es erträglich. Das sieht jetzt anders aus“, sagt Peter Daniel vom Verein „Berliner Vorstadt“. „Uns wundert, dass die Denkmalpflege das so akzeptiert.“ Vor wenigen Tagen waren auf Initiative des Vereins in der Villa Schöningen die Pläne des Berliner Juweliers Michael Linckersdorff erstmals konkret vorgestellt worden. Das Echo war einhellig kritisch, weil etwa publik wurde, dass auf dem sensiblen Welterbe-Abschnitt zwischen Glienicker Brücke und Neuem Garten an der Schwanenallee eben nicht nur die historische Miniatur-Fregatte „Royal Louise“ anlegen soll. Stattdessen ist – eine Premiere – hier ein Yachthafen mit vier Stegen geplant, davon der längste 52 Meter in den Jungfernsee hinein, samt Anlegestelle für Weiße Flotte und Wassertaxi. Zwar gab es auch Anfang des 20.Jahrhunderts einen Steg, aber der Umfang der geplanten Marina ist für viele ein Schock. Allerdings sind die Stege dem Vernehmen nach noch nicht genehmigt. Da es um Welterbegebiet geht, hat auch die Schlösserstiftung ein Wort mitzureden. Ebenso stieß auf Kritik, dass statt des angekündigten kleinen Restaurant-Cafès jetzt eine größere Ausflugsgaststätte entstehen soll.
Dabei sind die Anwohner laut Daniel grundsätzlich für das Vorhaben. Doch es „muss im vernünftigem Rahmen bleiben“. Das Problem liege darin, dass es nicht um ein Mäzenatentum gehe, sondern um eine Investition, „die sich knallhart rechnen soll“. Und der Investor reize die Genehmigung offenbar aus. Man hoffe aber weiter auf einen Kompromiss.
Auf der Informationsveranstaltung waren von Investor Linckersdorff allerdings Nachbesserungen unter Verweis auf die gültige Baugenehmigung abgelehnt worden. Zuvor war bereits der Bauausschuss – entgegen dem eingeführten Bausünden-Frühwarnsystem – von den fertigen Planungen überrumpelt worden. Der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) hatte verkündet, dass Änderungen nicht mehr möglich seien – wegen der baldigen Grundsteinlegung. Jakobs hat derzeit bereits Ärger mit einer von Stadtschloss-Mäzen Hasso Plattner angekündigten Klage, weil ihm ein Bootshaus am Griebnitzsee verweigert wird, obwohl der Uferweg vor seiner Villa öffentlich ist. Jakobs sagte zu „Kongsnaes“ ahnungsvoll: „Der Weg der rechtlichen Auseinandersetzung wäre der schlechteste.“
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