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Landeshauptstadt: Vorgebastelt und nachgemalt: 50 Schultüten entstanden im Walhalla

Am Sonntag wurde für Abc-Schützen aus einkommensschwachen Familien gebastelt/ Nun sind die Schultüten abholbereit

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Der hintere Raum des Walhalla-Varietés in der Dortustraße sah gestern aus wie eine Kombination aus Bastelwerkstatt und Auslage für Schulanfängerbedarf. Schultüten standen aufgereiht am Boden und auf dem Tisch türmten sich Hefte, Schreibmappen, Tuschfarben, Plüschtiere und Süßigkeiten. Am Tisch hatten sich bastellustige Erwachsene niedergelassen teils mit Schulanfängern, teils ohne. Manche der Mitstreiter hatte einfach nur die Lust am Basteln angelockt.

Zum Beispiel die Familie Augustin aus Bornstedt, die sogar eigenes buntes Material mitgebracht hatte. Mutter Ramona und ihre beiden Töchter Yvonne und Nadine klebten und schmückten die Tüten mit wahrem Feuereifer. Kita-Mitarbeiterin Jaroslava Dobrinski aus Zentrum-Ost hatte an die ihr bekannten Kinder aus einkommensschwachen Familien gedacht und werkte eifrig mit. Aber auch die selbst betroffene Tanja P. vom Schlaatz war mit Engagement bei der Sache. Die alleinerziehende Mutter hatte ihre beiden Söhne mitgebracht und Abc-Schütze Lucca konnte nicht nur bestimmen, wie die Tüte aussehen soll, sondern sich auch den Inhalt selbst aussuchen. Da Mutter Tanja aber etwas ganz Besonderes für ihren Sprössling machen wollte, nahm sie die halbfertige Tüte mit nach Hause, um sie dort noch extra schick zu bemalen. Tanja kam die Aktion zur Unterstützung des eigenen schmalen Budgets sehr zupass. „Ich habe mal ausgerechnet, was uns im Monat pro Person zur Verfügung steht“, erzählte die junge Frau. „Ich bin auf 200 Euro gekommen. Wie soll da die Grundausrüstung für den Schulanfang abfallen?“

Da kam die Spendenbereitschaft von Karstadt, einigen Banken und Clubs gerade recht. Rotary-Club, Innerwheel und der Uni-Frauensportclub brachten 431 Euro zusammen, Karstadt spendete Schulmaterial und Süßigkeiten und bei der P30-Party des Walhallas summierte sich der Spendenanteil beim Eintrittspreis auf 300 Euro. Für eine ganze Reihe von Eltern aber scheint die Aktion ein bisschen spät zu kommen. Viele haben trotz der knappen Mittel, die ihnen Hartz IV beschert, das Notwendigste für den Schulanfang wohl schon eingekauft, denn der große Ansturm auf die Bastelaktion blieb gestern aus. Organisatorin Susann Schneider, Auszubildende im Walhalla, vermutet zudem, dass sich viele scheuen, den Geldmangel öffentlich zuzugeben.

Da eine Stunde zum Basteln den vier Walhalla-Azubis, die zusammen mit Schneider am Werke waren, um Spenden und Material zusammenzubringen, zu kurz erschien, hatten sie sich schon mal selbst an die Arbeit gemacht. „Wir haben vorgebastelt“, erklärte Susann. Und so seien 50 Schultüten entstanden, die mit nützlichen Dingen und natürlich auch ein paar Süßigkeiten gefüllt noch am Sonntag ans Bürgerhaus am Schlaatz und an das Kinder- und Jugendzentrum am Stern in der Pietschkerstraße 14-16 (Kita Pfiffikus“) gingen. Dort können sie von einkommensschwachen Familien tagsüber abgeholt werden.

Im nächsten Jahr soll die Hilfe zeitiger angekurbelt werden. Doch Jürgen Weber vom Verein für Hartz-IV-Betroffene wäre es lieber, wenn sie gar nicht erst nötig würde. H. Dittfeld

H. Dittfeld

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