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DIE UNIVERSITÄT IST AUSGELASTET: Vorgeschmack aufs Studium Über 2750 neue Studierende

Volles Haus: Die Universität begrüßte gestern im Hans Otto Theater ihre neuen Studierenden

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An der Straßenbahnhaltestelle Schiffbauergasse kam es zu einer ungewöhnlichen Szene. Aus der Bahn ergossen sich unzählige junge Menschen, die auf der kleinen Verkehrsinsel schnell in eine Warteschlange gepresst wurden. Auch der weitere Weg zur Semestereröffnung der Universität Potsdam im Neuen Hans Otto Theater am Tiefen See wurde zur Allegorie. Einerseits war der Menschenauflauf für viele – zumindest in den Geisteswissenschaften – ein Vorgeschmack auf ein ungemütliches Studium in überfüllten Hörsälen. Anderseits war es aber auch der Weg in ein neuen Lebensabschnitt, so wie der Weg zum Kulturstandort für Potsdam ein ganz neuer ist. Die einen nahmen die Abkürzung über den staubigen, improvisierten Parkplatz, die anderen schritten sauberen Fußes durch das portalartige Gebäude von Oracle zum Theater. Schneller war dennoch keiner.

Hier wo die Stadt sich nun einem ganz ungewohnten Blick über das sonnige Wasser bis hin zum nahe gelegenen Berlin öffnet, wuchs die Pilgerschar wieder zur Menschentraube. Einsam sein wird keiner in diesem Studium, zumindest was die Menge der Kommilitonen anbelangt. Über 2750 Studierende wurden an der größte Universität des Landes Brandenburg neu immatrikuliert. Ungefähr so viele wie im vergangenen Jahr. Für die eigentlich doch eher kleine Uni eine hohe Zahl, die alljährlich durch eine Zulassungsbeschränkung künstlich fixiert werden muss. Mit über 17 600 Studierenden ist die Uni voll, der Studierendenausschuss beklagt seit Jahren die Überlast und Unterfinanzierung.

Und doch freut sich auch manch einer über das Gedränge. Etwa Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der Jahr für Jahr die vielen neuen Gesichter in der Stadt begrüßt: Ein Zuwachs an Leben für Potsdam. Einziger Wermutstropfen, dass von den knapp über 20 000 Potsdamer Studenten gut die Hälfte in Berlin oder anderen Städten wohnt. Damit diese nach Potsdam ziehen, zahlt die Stadt 50 Euro Begrüßungsgeld pro Semester für studentische Neubürger. Jakobs hat sich aber noch mehr ausgedacht, um die Studierenden in die Stadt zu holen. Potsdam lohne sich auf vielen Ebenen, von der Kultur über die Wissenschaft bis hin zum reichen Angebot für junge Eltern. „Ziehen sie zu uns, studieren sie hier, verlieben sie sich und bekommen sie hier ihre Kinder“, rief der Oberbürgermeister lässig ans Rednerpult gelehnt den amüsierten Erstsemestern zu.

Eine junge Studentin aus Berlin, die nun ihr Lehramtsstudium in Potsdam beginnt, ließ sich davon aber kaum beeindrucken. Potsdam sei für sie die erste Wahl, wegen der Fächerkombination. Doch sie werde in Berlin wohnen bleiben, dort hätte sie eine ähnlich lange Fahrtzeiten zu einer der Unis gehabt.

Die Studentenvertreter vom AStA riefen die Neuen schließlich auf zu zweifeln. „Zweifelt am Belegpunktesystem, an der elektronischen PULS-Anmeldung, an den Rückmeldegebühren, stellt kritische Nachfragen.“ Kritische Nachfragen hatte es jüngst auch an den gerade erst gewählten AStA gegeben. Nun blüht dem Gremium ein Misstrauensvotum (siehe Beitrag rechts). Wie heißt es doch so schön, alles Forschen fängt mit Fragen an.

Mit Beginn des Wintersemesters 2006/2007 studieren an der Universität

Potsdam 17 635 junge Leute. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind das nach Angaben der Universität 200 Studierende mehr. Die meisten Studierenden sind in der Philosophischen Fakultät (31 Prozent/5458), und in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (26 Prozent /4505), eingeschrieben. Der Anteil der Frauen beträgt insgesamt 58 Prozent. Mehr als

1600 Ausländer absolvieren an der Potsdamer Alma mater ein Studium. 2759

Studienanfänger (erstes Fachsemester) haben sich in diesem Semester

immatrikuliert. Die „Neuen“, ausgewertet nach dem Ort der Hochschulzugangsberechtigung, kommen zu 47 Prozent aus den neuen, zu elf

Prozent aus den alten Bundesländern und zu 28 Prozent aus Berlin. 14 Prozent

haben die Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben. An der Universität Potsdam gibt es einen flächendeckenden Numerus clausus. PNN

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