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Landeshauptstadt: Vorpremiere unterm Himmelszelt

Am Mittwoch startet in der Schiffbauergasse die Freiluft-Kinosaison: Erstmals hat sich das Waschhaus dafür mit dem Thalia-Kino zusammengetan. Den Auftakt macht die französische Komödie „Paulette“. Vom Inselkino auf der Freundschaftsinsel hat sich das Thalia indes nach sechs Jahren verabschiedet

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Daumendrücken für gutes Wetter: Laut den Prognosen vom Montag soll es zwar Regen und sogar Gewitter geben, wenn am morgigen Mittwoch das Thalia-Kino in die Freiluftsaison startet. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass das Wetter in diesem Sommer doch noch einen Haken schlägt. Potsdamer Kinofans würde es sicher freuen: Sie erwartet am Mittwoch unter freiem Himmel die Vorpremiere der französischen Komödie „Paulette“, einer Geschichte um eine unerschrockene Seniorin in einem Pariser Vorort, die Kontakte ins Drogenmilieu knüpft und sich ihre Rente schließlich als Dealerin aufbessert.

Sozusagen neue Wege geht auch das Thalia-Kino in diesem Sommer. Erstmals kooperieren die Babelsberger mit dem Waschhaus. Der Openair–Kinosommer in der Schiffbauergasse hat sich zwar bereits seit fast zwei Jahrzehnten zur festen Adresse entwickelt – die Babelsberger verantworteten aber bisher immer das Inselkino auf der Freundschaftsinsel. Davon hat man sich nach sechs Jahren nun endgültig verabschiedet, sagt Thalia-Sprecherin Daniela Zuklic.

„Die Freundschaftsinsel war immer unser Liebhaberstück“, erklärt sie. Aber das Inselkino sei seit der Wiederbelebung 2006 unterm Strich stets ein Zuschussgeschäft geblieben. Das lag möglicherweise an der schwierigen Erreichbarkeit, aber auch an der Nachbarschaft mit einigen Seniorenresidenzen, durch die es Einschränkungen bei der Filmauswahl und der Lautstärke gegeben habe. Hinzu kam der vergleichsweise dürftige Zustand der Inselbühne: So fehlten dort nicht nur moderne sanitäre Anlagen, sondern auch vernünftige Stromleitungen, um das Freiluftkino auf digitale Technik umzustellen. „Filme auf 35 Millimeter sind nur noch schwer verfügbar“, erklärt Zuklic. Ein Umbau hätte für das Thalia aber Kosten „im hohen fünfstelligen Bereich“ bedeutet – Geld, dass das Kino nach der digitalen Ertüchtigung aller Säle in Babelsberg schlicht nicht habe.

Als das Waschhaus Anfang des Jahres dann mit einer Anfrage zur Zusammenarbeit auf das Thalia zugekommen sei, habe man sich schnell geeinigt, berichtet Daniela Zuklic: „Wir probieren das mal aus.“ Wie berichtet hatte der vorherige Partner für das beliebte Openair-Kino in der Schiffbauergasse, der Verein Cinemarstall e.V., die Zusammenarbeit nach 18 Jahren 2012 aufgekündigt – Hintergrund waren Differenzen mit dem mittlerweile wieder abgelösten Waschhaus-Geschäftsführer Wilfried Peinke.

Am morgigen Mittwoch also eine Premiere für die neue Verbindung Thalia-Waschhaus. Und die verspricht neben dem eigentlichen Filmprogramm (siehe Kasten) – Filmstart ist jeweils 21.45 Uhr – auch Unterhaltung davor und danach: Geöffnet hat das Areal täglich ab 20 Uhr, ein DJ sorgt für Musik. Eine Partynacht mit Hip-Hop unter anderem von den Missionars und einer Open-Mic-Session ist zum Beispiel am Freitag kommender Woche geplant – thematisch passend nach dem US-amerikanischen Party-Film „Spring Breakers“. Für den mehrfach ausgezeichneten Schwarz-Weiß-Berlin-Film-Überaschungserfolg „Oh Boy“ ist der Regisseur Jan-Ole Gerster als Gast angefragt. Anlässlich der Aufführungen des Science-Fiction-Abenteuers „Star Trek – Into The Darkness“ wird es zwei Kurzvorträge geben: Am 1. August ist das Thema „Star Trek - Eine sozialistische Version?“, am 2. August werden Konfliktlösungsmechanismen in der Star-Trek-Welt beleuchtet.

Auch Fans des vom Thalia-Team vor gut einem Jahr ins Leben gerufenen „Filmauskennerquiz“ können im Sommer unter freiem Himmel gegeneinander antreten: Am 7. August findet der Wettbewerb, bei dem jeweils sechsköpfige Teams Fragen rund um die Welt des Films beantworten müssen, in der Schiffbauergasse statt. Interessenten sollten sich unter juliane.schwarz@thalia-potsdam.de vorher anmelden. Rund 20 Teams waren bei den vergangenen Quizabenden stets dabei, sagt Daniela Zuklic.

Ein Stammpublikum hat sich unterdessen auch die Unterwegs-Kino-Reihe des Potsdamer Filmmuseums in den ersten Sommerwochen schon erspielt. Unter dem Motto „Land in Sicht“ zeigt das Filmmuseum, das wegen Brandschutzarbeiten für ein Jahr geschlossen ist, noch bis Jahresende in unregelmäßigen Abständen Kinofilme an historischen Drehorten in Potsdams neuen Ortsteilen – stets bei freiem Eintritt.

Nächster Termin ist am 30. Juli in Eiche – und richtet sich speziell an Kinder ab vier Jahren: Für sie läuft ab 10 Uhr in der Kita „Turmspatzen“ die „Trickfilmkiste“ mit fünf Kurzfilmen – vorgeführt mit einem echten Filmprojektor. Wegen der begrenzten Platzzahl ist eine Anmeldung unter der Telefonnummer (0331) 271 81 13 erforderlich.

Ins düstere Südengland führt dagegen der Film „Der Rächer“ aus der legendären Edgar-Wallace-Reihe, der am 10. August 21 Uhr auf der Badewiese am Groß Glienicker See gezeigt wird. Gedreht wurde der Krimi, in dem Klaus Kinski sein Wallace-Debüt gab, 1960 unter anderem am Spandauer Tor des Gutshofes Groß Glienicke. Nur ein Jahr später wurde durch den Mauerbau die Teilung des Ortes Groß Glienicke für mehrere Jahrzehnte zementiert.

Ebenfalls unter freiem Himmel ist am 23. August im Schlosspark Marquardt die Musiker-Biografie „Johann Strauß – Der ungekrönte König“ aus dem Jahr 1986 zu sehen. Zum Starensemble des Films, für den auch in Marquardt gedreht wurde, gehören unter anderem Mathieu Carriere und Zsa Zsa Gabor. Der am Schlänitzsee gelegene Landschaftspark und das ehemalige Gutshaus waren schon in frühen Jahren des Tonfilms beliebter Drehort. In jüngster Zeit entstanden dort unter anderem Aufnahmen für die Literaturverfilmung „Effi Briest“ oder „Hanni und Nanni 3“, der aktuell in den Kinos läuft. Das „Sommerkino im Schlosspark“ findet bereits zum vierten Mal statt – organisiert wird es vom Kultur- und Heimatverein Wublitztal e.V.

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