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Werbung für die Filmstadt. Das erfolgreiche Art-EFX-Trio Markus Ronge, Christian Hipp und Ronny Bellovic (v.l.) an ihrem Trafohäuschen in der Großbeerenstraße.

© Andreas Klaer

Graffiti-Kunst: Wahre Verwandlungskünstler

Die Firma Art-EFX ist heute Ehrengast der Deutschen Gründertage. Was der Erfolg der Aerosol-Künstler mit Jürgen Klopp zu tun hat

Von Matthias Matern

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Die großformatigen Karten an der Bürowand in der August-Bebel-Straße lassen keinen Zweifel aufkommen: Markus Ronge, Christian Hipp und Ronny Bellovic haben es geschafft. Aus einer Gründungsidee ist eine gut laufende Firma geworden. Jedes blaue Fähnchen steht für einen erledigten Auftrag, die roten Fähnchen auf den Kartenausschnitten sogar für mehrere am selben Ort. Und es sind viele Fähnchen, die auf Teilen Bayerns und Schleswig-Holsteins gepinnt sind. Dazu kommen die zahlreichen Arbeiten, die die drei Potsdamer in ihrem Heimatland Brandenburg angefertigt haben.

Vor rund elf Jahren haben die Aerosol-Künstler ihre Firma Art-EFX gegründet. Noch heute kommt den drei Gründern ihr eigener Erfolg manchmal unwirklich vor. „Mit was man alles Geld verdienen kann“, staunt Bellovic immer noch. „Eigentlich malen wir ja nur Wände an.“ Im Auftrag größerer Industrieunternehmen, Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen und privater Kunden gibt Art-EFX Fassaden ein freundlicheres Aussehen, verwandelt zum Beispiel graue Trafostationen mit täuschend echten Bildern in bunte Geschichtsbücher.

Potsdamern dürften die beiden von Art-EFX gestalteten Trafohäuschen an der Großbeerenstraße/Ecke August-Bebel-Straße bekannt sein, möglicherweise auch eine ebenso bunte Trafostation am Stahnsdorfer Südwestfriedhof. „Heute fast schon so etwas wie ein Wahrzeichen“, meint Hipp und schmunzelt. Dabei seien es die Auftraggeber zunächst vor allen Dingen leid gewesen, dass die Station immer wieder mehr oder weniger wahllos beschmiert worden sei.

Am heutigen Samstag sollen Bellovic und Ronge auf den Deutschen Gründer- und Unternehmertagen (deGut) in Berlin anderen angehenden Unternehmern von ihrer Erfolgsgeschichte berichten – zusammen mit fünf weiteren ehemaligen Gründern, darunter die Betreiberin des Online-Shops Dawanda, Claudia Helming, und einer der Erfinder der Fritz-Kola, Mirco Wolf Wiegert.

„Die Einladung ist für uns eine Auszeichnung“, sagt Ronny Bellovic. „Irgendetwas müssen wir wohl richtig gemacht haben“, gibt sich der 37-jährige Markus Ronge bescheiden. Veranstaltet werden die Gründertage von der Investitionsbank Berlin und der Investitionsbank des Landes Brandenburg, gefördert wird die Messe von beiden Bundesländern. Schirmherr ist Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).

Inzwischen hat Art-EFX nach eigenen Angaben bundesweit bereits rund 6000 Objekte, davon allein 2500 Trafostationen, neu gestaltetet und beschäftigt am Firmensitz in Babelsberg 16 Mitarbeiter. Markenzeichen ist das Chamäleon, ein wahrer Verwandlungskünstler. Während Christian Hipp und Markus Ronge für das Künstlerische zuständig sind, ist Bellovic der Kaufmann im Team. Auf die Frage nach dem jährlichen Umsatz antwortet er ausweichend. „Es gibt einen, aber wir müssen schon noch arbeiten. Jeder Euro über null ist ein Gewinn.“

Die Ur-Potsdamer kennen sich seit der Jugend und haben quasi ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Ich hatte schon als Kind überall immer Stifte und Papier dabei. Über ein Graffitifestival in unserem Jugendklub bin ich dann später zur Spraydose gekommen“, erzählt Hipp. Trotz ihrer Wurzeln in der modernen Straßenkunst nach US-amerikanischem Vorbild sehen sich die drei in gewisser Weise in der Tradition der alten Fassaden- und Kirchenmalerei. „Nur nicht mit dem Pinsel, sondern eben mit der Spraydose, aber alles freihand“, erläutert Ronge.

Drei goldene Regeln will Bellovic heute seinen Zuhörern mit auf den Weg geben. „Eine gute Einstiegsidee allein reicht nicht für einen dauerhaften Erfolg.“ Auch ein 150-prozentiger Einsatz sei wichtig. „So absurd das klingt, man verliert ein Stück Freiheit“, ergänzt der 34-jährige Hipp. Für seine wohl wichtigste Botschaft bemüht Bellovic ein Zitat von Jürgen Klopp, Trainer des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund: „Die Lust aufs Gewinnen muss größer als die Angst vor dem Verlieren sein.“ Schließlich habe Erfolg auch etwas mit Fehlern zu tun, meint der 36-Jährige. „Auch wir sind irgendwie noch immer Gründer und stellen uns regelmäßig infrage. Auf jede Phase eines Unternehmens folgt eine neue.“

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