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Schnell dank Martinshorn. Wenn es dringend ist und die Polizei das Blaulicht einschalten darf, ist sie binnen einer Viertelstunde am Einsatzort. Ohne Blaulicht dauert es mehr als doppelt so lange.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Warten auf die Polizei

Potsdams Ordnungshüter brauchen immer länger zum Einsatzort. Auch der Krankenstand steigt

Stand:

Langsamere und kränkere Polizisten, dafür aber eine wohl leicht gestiegene Aufklärungsquote: Potsdams Polizeibilanz für das vergangene Jahr fällt bestenfalls gemischt aus, wie aus amtlichen Statistiken hervorgeht, die den PNN vorliegen.

So haben die durchschnittlichen Einsatzzeiten der Polizei in Potsdam in den vergangenen drei Jahren erheblich zugenommen. Im vergangenen Jahr dauerte es 30 Minuten und 35 Sekunden von der Alarmierung eines Einsatzwagens bis zur Ankunft vor Ort. 2012 waren es 27,46 Minuten und mit Beginn der Polizeireform 2011 gar noch 24,26 Minuten, wie die Behörde den PNN auf Anfrage sagte. Damit sind Potsdams Polizisten im Durschnitt langsamer als im Landesvergleich: In ganz Brandenburg lag die zuletzt 2012 veröffentlichte Einsatzzeit im Schnitt bei 26,47 Minuten.

Allerdings verweist Potsdams Polizei auf die Interventionszeit für als dringlich bewertete Einsätze, bei denen man sich kaum verschlechtert habe: Im vergangenen Jahr habe sie bei 13,18 Minuten gelegen – nur eine Sekunde schlechter als noch 2012. Für 2011 sei dieser Wert statistisch noch nicht erhoben worden.

Polizeisprecher Heiko Schmidt machte für die längeren Anfahrzeiten bei weniger dringlichen Einsätzen unter anderem die Verkehrslage in Potsdam verantwortlich. In Fällen, in denen keine Gefahr im Verzug ist, darf ein Streifenwagen kein Blaulicht anschalten und muss zum Beispiel an einer Baustellenampel auch warten. Im vergangenen Jahr hatten die Potsdamer bekanntlich mit erheblichen Staus wegen diverser Baustellen auf Hauptverkehrsstraßen zu kämpfen.

Zur Verbesserung der Einsatzzeiten in Potsdam verwies Schmidt unter anderem auf die von Landesinnenminister Ralf Holzschuher (SPD) angekündigte personelle Verstärkung des Wach- und Wechseldienstes. Zudem werde angestrebt, die sieben generell in Potsdam verfügbaren Streifenwagen „zielgenauer in identifizierten Schwerpunktzeiten und -bereichen zum Einsatz zu bringen“. Ebenso verwies Schmidt auf weitere Dienst- und Streifenwagen der von Revierpolizisten, Kriminalisten und der Verkehrspolizei, die ebenso für dringende Einsätze angefordert werden könnten.

Auch den Krankenstand bekommt Potsdams Polizei nicht in den Griff: Die durchschnittliche Zahl der Krankentage pro Jahr lag im vergangenen Jahr bei 38 – ein Tag mehr als 2012. 2011 meldeten sich die Potsdamer Polizisten im Schnitt 32 Tage krank. Auffällig sind die Werte der 40 bis 50 Jahre alten Polizisten, die 2013 im Schnitt 51 Tage krank waren. Der zuletzt für die gesamte Polizei im Land Brandenburg veröffentlichte durchschnittliche Krankenstand lag 2012 bei 34 Tagen.

Polizeisprecher Schmidt sagte, bei den durchschnittlichen Krankentagen könne es trotz intensivem Gesundheitsmanagements zu jährlichen Schwankungen kommen: „Hier geht es um viele Faktoren, die größtenteils nicht berufsbezogen und daher auch nicht durch den Vorgesetzten beeinflussbar sind.“ Schon seit Jahren ist der hohe Krankenstand ein Problem, 2009 waren es sogar noch 47 Tage. Potsdams Polizeichef Maik Toppel hatte nach seinem Amtsantritt 2012 gesagt, es gehe dabei etwa um Kollegen, die Schicksalsschläge oder Unfälle im Dienst oder Sport verkraften mussten.

Derzeit sind 144 Polizisten für Potsdam zuständig, sieben weniger als noch Anfang des vergangenen Jahres. Schmidt sagte, im Revierdienst seien noch drei Stellen geschaffen worden. Dafür sind im Wach- und Wechseldienst – also zum Beispiel für Streifenfahrten – nun zehn Polizisten weniger im Einsatz. Der Rückgang sei auch durch Pensionierungen erreicht worden, so Schmidt. Im Zuge der Polizeireform sollte die Zahl der Potsdamer Polizisten auf 138 sinken. Allerdings wird diese Zahl, nachdem Brandenburgs SPD-Landeschef und Ministerpräsident Dietmar Woidke den geplanten Personalabbau wie berichtet stoppen will, vermutlich noch einmal geändert.

Für Potsdam geht die Polizei trotz aller Probleme für 2013 von einer höheren Aufklärungsquote als 2012 aus, die damals bei 52,1 Prozent lag und damit unterhalb des Landesschnitts von 53,3 Prozent. Polizeisprecher Schmidt sagte, der genaue Wert für 2013 werde erst im Frühjahr veröffentlicht. Allerdings räumte er auch ein, dass die Quote der aufgeklärten Straftaten im Kerngebiet der Stadt – ohne die Vororte – sinke. In Potsdam war in den vergangenen Jahren insbesondere die Zahl der Einbrüche gestiegen, zuletzt hatten aber auch Auto-Aufbrüche und eine Serie von Brandstiftungen im Kirchsteigfeld für Schlagzeilen gesorgt.

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