Landeshauptstadt: Was für ein Ballgefühl
Wo sonst Volleybälle übers Netz fliegen, feierte am Samstagabend Brandenburgs Wirtschaft mit 650 Gästen. Sie spendeten 27 000 Euro für ein Loriot-Denkmal
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Dass Sportsgeist in der Wirtschaft nicht schaden kann, ist unbestritten. Nach dem 13. Ball der Wirtschaft am Samstagabend in Potsdam ist klar: Auch feiern lässt sich sehr gut in einer Halle, in der Bälle sonst eher gegen oder über Netze fliegen. Mit viel Kerzenlicht, rotem Teppich, eigens eingebauten Logen auf den zur Wandel-Galerie umfunktionierten Zuschauerrängen, viel weißem Stoff und effektvollen Kronleuchtern hatte sich die Sportarena in dreitägiger Vorbereitung für den großen Auftritt in Schale geworfen. Eine gelungene Verwandlung, so das einhellige Urteil unter den rund 650 Gästen, die der Einladung von Industrie- und Handelskammer Potsdam, Handwerkskammer Potsdam und WirtschaftsForum Brandenburg gefolgt waren – darunter das Potsdamer Topmodel Franziska Knuppe, Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Box-Weltmeisterin Ramona Kühne und Potsdams Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel. Als dann kurz nach Mitternacht die legendären Weather Girls („It's raining men“) einen Hit nach dem anderen sangen, hielt es kaum jemanden auf den Stühlen.
Der neue Veranstaltungsort war mit Bedacht gewählt, wie IHK-Präsident Victor Stimming sagte: „Wir wollen die MBS-Arena bekannter machen, aber auch unsere Verbundenheit zum Sport zum Ausdruck bringen.“ Ein Fingerzeig auf die Diskussionen um Transparenz beim Sportsponsoring, die es in Potsdam in den vergangenen Monaten gegeben hat – und die für Ängste bei Sponsoren und Vereinen gesorgt haben. Stimming hat hier eine klare Botschaft: „Wir halten die Bedenken für falsch – Sport ist gut für das Land.“ Dabei gehe es nicht nur um Olympiamedaillen, sondern auch um den Sport im Alltag. Für Brandenburgs Jugendliche sei die Vereinsarbeit enorm wichtig: „Jugend findet sich über den Sport.“
Von den Vorzügen des Sports brauchte man den Kanuten Sebastian Brendel nicht erst zu überzeugen. Der Potsdamer ist seit Samstag IHK-Botschafter für den Sport und soll dafür sorgen, dass Jugendliche für die Ausbildung im Land bleiben. Er kam zwar ohne Frau zum Ball – die kümmerte sich daheim um die gemeinsame Tochter – landete dafür aber einen modischen Hingucker: eine Fliege in den Farben der britischen Flagge. Die habe er nach dem Londoner Olympiasieg geschenkt bekommen: „Ich dachte mir, heute passt es. Schwarz haben ja alle an.“
Damit lag er nicht ganz richtig. Vor allem die Damen glänzten am Ballabend mit farbenfrohen Roben: tannengrün, meerblau, türkis, lilafarben, sonnengelb oder sogar komplett gold leuchtete es auf dem Spielfeld, pardon Parkett. Topmodel Franziska Knuppe, die noch am Freitag in London über den Laufsteg geschwebt war, bezauberte in sommerlichem Orangerot – ein Kleid aus dem Hause Minx, wie sie verriet.
Vor dem Tanz wurde erst einmal getafelt. Matthias Rösch, Brandenburgs Meisterkoch 2012, ließ unter anderem eine Variation von der Jacobsmuschel und Loch Duard Lachs, Filet vom Simmentaler Rind und gratinierte Beerenfrüchte mit Mascarpone und Limonen-Minz-Eis auftischen. Auch Menü und Büfett vom Potsdamer Mövenpick-Restaurant warteten mit immer neuen Leckereien auf. 700 Austern, 600 Currywürste, 500 Flaschen Rotwein und 600 Flaschen Weißwein brachte Restaurantchef Thomas Prange mit rund 100 Mitarbeitern unter die Menge.
Wenn Franziska Knuppe von „der Nudel“ schwärmte, dann hatte das allerdings einen anderen Grund: Gemeint war der Sketch-Klassiker von Loriot. Dem gebürtigen Märker will Brandenburgs Wirtschaft ein Denkmal in Brandenburg an der Havel ermöglichen und hat am Ballabend über Tombola und Spenden beträchtliche 27 000 Euro locker gemacht. Frank-Walter Steinmeier, Chef der SPD-Bundestagsfraktion und des Kulturvereins Brandenburg (Havel) – der Verein ist Initiator der Denkmalidee – , freute sich über den Spendenscheck. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagte er den PNN. 75 000 Euro habe der Verein insgesamt schon einwerben können, nötig sind 100 000, damit das Denkmal 2015 zur Bundesgartenschau steht.
„Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber völlig sinnlos“, brachte es Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) im Gespräch mit der Moderatorin des Abends, RBB-Journalistin Britta Elm, auf den Punkt und bewies auch Selbstironie: „Heiterkeit ist ohne Ernst nicht zu verstehen“, zitierte der Regierungschef eine Loriot-Weisheit und fügte hinzu: „Ernst hat in Brandenburg zwei Landebahnen und eine nicht funktionierende Entrauchungsanlage.“ Gefeiert wurde bis in die Morgenstunden, mit Giulia Siegel am DJ-Pult. Dann gab es einen fliegenden Wechsel in der Halle, die sich wieder in das verwandeln musste, was sie eigentlich ist: Am gestrigen Sonntag stand ein Bundesliga-Volleyball-Spiel des SC Potsdam an. Die Halle musste um neun Uhr früh für das Training der gegnerischen Mannschaft, der Roten Raben Vilsbiburg, fertig sein. Da war Sportsgeist gefragt bei den Organisatoren und Helfern.
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