
© Manfred Thomas
Von Henri Kramer: Was „querschnittsgelähmt“ heißt
Schauspielerin Maria Wedig warb gestern im Mädchentreff „Zimtzicken“ für Sicherheit im Straßenverkehr
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Es ist eine Tragödie, über die Maria Wedig erzählen will: Es geht um einen früheren Mitschüler ihres Bruders, der vor Jahren mit einem Kumpel im Auto fuhr. Ein anderer Wagen – der Fahrer war betrunken – rast in sie hinein. „Der Freund war tot, der andere blieb querschnittsgelähmt“, sagt Maria Wedig.
Bisher hat die 26-Jährige vor allem damit Geld verdient, als junge Schauspielerin in Seifenopern wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder „Alles was zählt“ die Hochs und Tiefs eines Serienlebens zu spielen. Gestern Nachmittag ist die gebürtige Babelsbergerin in eine neue und für sie ungewohnte Rolle geschlüpft: Als Verkehrsexpertin hat sie im Mädchentreff „Zimtzicken“ in Zentrum-Ost für die offizielle Verkehrssicherheitskampagne des Landes Brandenburg „Lieber sicher. Lieber leben.“ geworben. Sie ist eine von vier Promis, die neuerdings für die Kampagne ihr Gesicht zeigen wollen.
Als sie das Anliegen der Kampagne – mehr Rücksicht und Sicherheit im Straßenverkehr – erklärt und dafür viele Beispiele findet, hören rund ein Dutzend junge Teenie-Mädchen zu und fragen bei Bedarf nach – etwa nach der Schilderung des Unfalls. „Was heißt denn querschnittsgelähmt?“, will ein Mädchen wissen. „Man kann da maximal noch die Finger bewegen und muss künstlich ernährt werden“, antwortet Maria Wedig. Aus dem Publikum kommt ein erschrocken klingendes „Ooh“ zurück.
Mit solchen und anderen Beispielen sollen die jungen Mädchen für die Zukunft gewarnt werden, auf die Sicherheit ihrer Freunde und von sich zu achten. Maria Wedig schildert, wie sie als Jugendliche gern mit Freundinnen „um die Häuser zog“ und sie etwa Diskotheken besuchten. Beim Thema Rückweg erinnert sich die Schauspielerin, wie dann manchmal auch zur Wahl stand, von einem angetrunkenen Fahrer mitgenommen zu werden. „In solchen Fällen steht zur Wahl, sicher nach Hause zu kommen und dafür 20 Minuten auf den Bus zu warten oder im schlimmsten Fall gegen einen Baum zu fahren und zu sterben.“ Oder so schwer verletzt zu werden, dass Berufsträume enden, man sich nicht mehr bewegen kann, keine Kinder mehr bekommen – Maria Wedig fallen fielen schlimme Folgen ein. „Da fällt die Wahl, wie man nach Hause kommt, doch sehr leicht?“, fragt sie in die Runde. Ein kollektives „Ja“ erhält sie als Antwort.
Seit 1997 gibt es die „Lieber sicher, lieber leben“-Kampagne, es ist die zeitlich längste Initiative ihrer Art in Deutschland. Dass die Sensibilität für Sicherheit im Straßenverkehr gerade bei jungen Autofahrern aber auch 13 Jahre später noch ausbaufähig ist, zeigen auch aktuelle Statistiken der Potsdamer Polizei. So wurden im Schutzbereich rund um die Landeshauptstadt, zu dem auch Teltow und Stahnsdorf gehören, im ersten Halbjahr 2010 bei 4117 Verkehrsunfällen 514 Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren als Unfallverursacher registriert. Insgesamt gab es 81 Verletzte. 2009 gab es laut Polizei 7656 Verkehrsunfälle, bei denen 1010 junge Fahrer verantwortlich waren. 2008 stufte die Polizei 966 junge Fahrer als Unfallverursacher ein. Noch in Erinnerung ist Polizeisprecherin Ursula Heckendorf etwa ein Fall, bei dem am 19. Januar 2009 ein 21-jähriger Fahrer auf der L20 bei Groß Glienicke „auf winterglatter Fahrbahn und an einer unübersichtlichen Stellen mit unangemessener Geschwindigkeit“ eine Kolonne von drei bis vier Fahrzeugen überholte. Er stieß mit einem entgegenkommenden Auto zusammen – und starb.
Derweil ist Maria Wedig im „Zimtzicken“-Treff zum Ende gekommen. Einen wichtigen Tipp für die Zukunft hat sie aber noch, er hat mit Selbstbewusstsein zu tun: „Traut euch zu sagen, wenn Freunde im Verkehr etwas falsch machen.“ Denn dafür sind Freunde da.
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