zum Hauptinhalt
Am Potsdamer Hauptbahnhof werden vor allem mehr Fahrräder geklaut. Allerdings wurden auch zwei Kameras wegen des ILB-Neubaus am Nordeingang des Bahnhofs entfernt.

© A. Klaer (Archiv)

Potsdam: Was Überwachung am Hauptbahnhof bringt

Die Zahl der Straftaten am Potsdamer Hauptbahnhof ist in den vergangenen Jahren angestiegen - trotz Videoüberwachung. Gerade Fahrraddiebe lassen sich von den Kameras nicht abschrecken.

Stand:

Potsdam - Hat die Videoüberwachung am Hauptbahnhof Potsdam die abschreckende Wirkung auf Straftäter verloren? Diesen Eindruck könnte der Bericht des brandenburgischen Innenministeriums an den Landtag zur Datenerhebung nach dem Polizeigesetz vermitteln. Denn seit Einführung der Überwachungskameras am Hauptbahnhof im Jahr 2000, Lieblingsprojekt von Ex-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), hat die Polizei noch nie so viele Straftaten im Videobereich registriert. Nach dem Start vor 15 Jahren sank die Zahl der Straftaten stetig von 234 auf einen Tiefststand von 81 im Jahr 2010 und pendelte sich auf um die 100 ein. Seit 2014 ist ein Anstieg zu beobachten, da kletterte die Zahl von 104 auf 127. Und im vergangenen Jahr dann gab es den Höchststand von 286 Straftaten.

Auffällig ist, wie sich die Kriminalität im weiteren Umfeld außerhalb des Videobereichs entwickelte – auch ein Negativrekord: 2015 waren es 1550 Straftaten, 2014 noch 1146. Zum Vergleich: Nach dem Start 2001 mit 1395 Straftaten blieb die Zahl bis 2009 deutlich darunter und bewegte sich zwischen 1000 und 1325 im Jahr 2012. Beim Abgleich mit der Zahl der Gesamtstraftaten pro Jahr in Potsdam ergibt sich kein einheitliches Bild. Zwar gab es 2015 einen Anstieg auf 19 915 nach 16 571 zuvor. Die Vorjahre zeigen aber: Es gab Jahre mit mehr Gesamtkriminalität, aber weniger Fällen am Bahnhof.

Doppelt so viele Fahrraddiebstähle - trotz Überwachung

Das Polizeipräsidium erklärte den Anstieg mit vermehrten Fahrraddiebstählen. Offenbar seien die Täter selbst im Blick der Kameras mutiger und schneller. Die Fallzahl beim Fahrradklau verdoppelte sich 2015 auf 174. Zugleich sank die Aufklärungsquote von 10 auf 7 Prozent.

Der Bericht dient als Argumentationshilfe für die Polizei. Sie muss den Bedarf an Videoüberwachung rechtfertigen. Bislang galt es unter Experten als ausgemacht, dass durch Videoüberwachung die Kriminalität in angrenzende Bereiche verdrängt wird. Zudem wurde bisher die Mehrzahl der Taten im Kamerabereich erst im Nachhinein durch Anzeigen registriert. Und nicht rund um die Uhr sitzt ein Beamter am Bildschirm, um bei einer Straftat Einsatzkräfte zu alarmieren. Ermittler hoffen meist, dass die Löschfrist von 48 Stunden noch nicht vorbei ist; die Bilder noch gesichtet werden können.

Zwei Kameras mussten für ILB-Neubau weichen

Welchen Anteil die Videoüberwachung daran hatte, wie viel Straftaten verhindert oder aufgeklärt wurden, erklärt der Bericht übrigens nicht. Hinzu kommt ein statistischer Makel: Am Nordeingang mussten zwei Kameras für den ILB-Neubau weichen, die dritte wurde umgesetzt. Videoüberwachte Flächen und Umfeld haben sich also geändert. 

Lesen Sie weiter:

Hochburg der Fahrraddiebstähle: Potsdam ist bei Fahrradieben nach wie vor äußerst beliebt, das zeigt eine Studie >>

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })