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Landeshauptstadt: Waschhaus-Förderung an Bedingungen geknüpft

Ende der Geduld: Stadt verteilt ab sofort Gelder nur noch zweckgebunden und erwartet neue Ideen

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Berliner Vorstadt - Die Stadt macht Ernst im Waschhaus-Konflikt und will nicht länger tatenlos zuschauen, wie das größte Kulturzentrum in der Schiffbauergasse sich langsam ins Aus manövriert. Ab sofort gibt es für das Haus nur noch Geld mit einer Zweckbestimmung. So steht es in dem Schreiben des Fachbereichs Kultur im Rathaus, das heute in der gemeinsamen Sitzung von Kultur- und Jugendhilfeausschuss zur Kenntnisnahme und Diskussion vorgelegt wird. Außerdem drängen die Fördermittelgeber, also Stadt und Land, die Gesellschafter der Waschhaus gGmbH noch bis Ende 2011 zu einer gemeinsamen Sitzung. Die Einrichtung, die sich mit einem breiten Spektrum an Veranstaltungen an ein überwiegend junges Publikum wendet, soll neue Ideen zur Umsetzung dieses Anspruchs vorstellen – insbesondere, um Möglichkeiten zur Teilhabe und Einbeziehung externer Partner auszubauen.

Anlass ist die in der vergangenen Woche vorgestellte „Evaluation der soziokulturellen Zentren Potsdams“ (PNN berichteten). Daraus geht unter anderem hervor, dass entgegen des Waschhaus-Konzepts von 2008 das meiste Geld in das Musikgeschäft fließt und Kunst, Film sowie Literatur mit unverhältnismäßig knappen Zuwendungen aus dem Gesamtpaket auskommen müssen. In der Folge seien „Möglichkeiten zur Partizipation nicht in der Öffentlichkeit kommuniziert“ worden, eine „Einbindung Studierender, Schüler oder junger Freiwilliger kaum erkennbar“.

Für die Geschäftsführung bedeutet die neue Förderpraxis, dass die etwa 500 000 Euro jährlich nur mit konkreter Angabe des Adressaten ausgereicht werden. „Das ursprüngliche Konzept, mit dem die Gesellschafter vor drei Jahren das Haus übernahmen, kann nur erfüllt werden, wenn die Bereiche Tanz, Kunst, Film und Literatur sich im Gesamtkonzept des Waschhauses besser positionieren“, sagte Fachbereichsleiterin Birgit-Katharine Seemann den PNN.

So war es der früheren Leiterin des Kunstraums, Katja Dietrich Kröck, in der Vergangenheit nur durch die Akquise erheblicher Spendenmittel gelungen, das anspruchsvolle Programm aufrechtzuerhalten. Der Bereich Tanz, repräsentiert durch das Oxymoron Tanzstudio, dem ein hohes Potenzial mit Möglichkeiten zu kreativer Selbstentfaltung bescheinigt wird, musste 2011 mit 8000 bis 10 000 Euro, knapp die Hälfte des 2008 veranschlagten Betrags, auskommen. Angebote im Bereich Literatur und Film, die über das Konsumieren hinausgehen und eine Teilhabe ermöglichen, wurden überhaupt nicht realisiert. So besteht das Format „Labor“, das experimentellen Charakter tragen sollte, bisher nur auf dem Papier, das Kinderliteraturprogramm fand nie statt, der KO-Kunstwettbewerb nur alle zwei Jahre.

Grundsätzlich krankt das Waschhaus offenbar seit 2008 an einer Fehlkalkulation. Die Einnahmen aus Eintritt, Spenden und Vermietungen lagen 160 000 Euro niedriger als erwartet, dagegen schnellte die öffentliche Förderung in die Höhe: 2009 steckte die Stadt 230 000, ein Jahr später 340 000 Euro in den Kulturbetrieb. Dazu kommt die mietfreie Nutzung der Liegenschaft, die bei der Stadt mit fast 129 000 Euro zu Buche schlägt, sowie die entgeltfreie Überlassung der Veranstaltungstechnik im Wert von 485 000 Euro.

Eine Anfrage an Waschhaus-Geschäftsführer Wilfried Peinke zur Höhe der aus dem Etat zu deckenden Personalkosten wurde nicht beantwortet. Zu Beginn des kommenden Jahres, spätestens zum Quartalsende, soll die Weiterführung des Hauses zwischen Stadt, Land und Gesellschaftern abgestimmt werden, verlangt indes die Verwaltung.Steffi Pyanoe

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