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Landeshauptstadt: Washington digital

Beim Animago berichteten Trickexperten von der Arbeit mit Roland Emmerich

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Nach 132 Minuten ist das Regierungsviertel von Washington, D.C. mehr oder weniger auseinandergenommen. Wer „White House Down“ im Kino sieht, der weiß, was ihn erwartet: Regisseur Roland Emmerich ist für Katastrophenfilme mit spektakulären Effekten bekannt, verdiente sich mit Werken wie „Independence Day“, „The Day After Tomorrow“ oder „2012“ den Spitznamen „Master of Desaster“. Sein im Studio Babelsberg entstandenes Shakespeare-Drama „Anonymous“ war nicht mehr als die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel.

Welche Arbeit hinter den Kinobildern von „White House Down“ steckt, das war am Donnerstag Thema bei der Animago-Konferenz – noch bis zum heutigen Freitag treffen sich dazu Vertreter der Digitalbranche in der Metropolis-Halle. Andrea Block und Christian Haas von der Stuttgarter Firma Luxx Studios berichteten über ihren Anteil an der Hollywood-Produktion. Ein gut 20-köpfiges Team war ein gutes halbes Jahr damit beschäftigt: Insgesamt 54 Einstellungen erarbeiteten sie für den Film – rund sechseinhalb Minuten macht das am Ende aus.

Zu sehen sind sie gleich am Anfang des Films, also, als noch alles intakt ist rund um das Weiße Haus, das dann von einer paramilitärischen Truppe effektvoll eingenommen wird. Trotzdem sind auch diese Einstellungen beinahe komplett am Rechner entstanden: Wenn die drei Helikopter – in einem sitzt der US-Präsident – im Morgengrauen über dem Regierungsviertel kreisen, dann ist nur ein Jogger, den man kurz am großen Wasserbecken vor dem Lincoln Memorial entlanglaufen sieht, ein echter Mensch, der irgendwo wirklich vor der Kamera gestanden hat. Denn eine Drehgenehmigung für das Regierungsviertel bekam Emmerich nicht, wie Andrea Block berichtete. Für die Stuttgarter Computerexperten bedeutete das: Sie mussten das komplette US-Regierungsviertel mit Capitol, Weißem Haus, dem Washington Monument, Lincoln Memorial und einer Reihe mindestens ebenso weltbekannter Gebäude am Rechner nachbauen. Um das möglichst detailgenau hinzubekommen, waren Block und Haas tagelang auf Fotosafari in Washington, D.C. unterwegs.

Vor Herausforderungen stellten die Stuttgarter aber auch die drei Präsidial-Helikopter – ebenfalls komplett computeranimiert. Damit das glaubhaft aussieht, mussten nicht nur das Flugverhalten und die Rotorgeschwindigkeit genau stimmen, sondern auch die Spiegelungen in der Metalloberfläche der Helikopter, die nicht tiptop glatt, sondern eine Fläche mit Mini-Beulen, Schweißnähten und Nieten ist. Für die Landung musste auch der – virtuelle – Rasen in die richtige Bewegung gebracht, Blätter aufgewirbelt und die – ebenso virtuellen – Bäume vom Wind erfasst werden.

Die besten Animationen und Effekte für Filme, Computerspiele und Werbeproduktionen wurden am Donnerstagabend mit den „Animago Awards“ ausgezeichnet. Projektleiterin Jana Freund, die die Veranstaltung des Branchenmagazins „Digital Production“ organisiert, geht von mehr als 1000 Teilnehmern aus. Die Konferenz, die es seit 1997 gibt, findet bereits zum fünften Mal in Folge in Babelsberg statt. Das Medienboard Berlin Brandenburg, das auch die Digitalbranche fördert, ging zuletzt von rund 18 000 Unternehmen mit 170 000 Mitarbeitern in der Kreativwirtschaft in der Hauptstadtregion aus. „Es gibt ein gesundes Wachstum, auch hier am Standort Babelsberg“, sagte Geschäftsführer Elmar Giglinger. In Babelsberg fehlten aber bezahlbare Büroräume für Gründer und Hochschulabsolventen.

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